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Darstellung von Gedanken durch den Erzähler

Gedanken von Figuren in der Erzählerrede

Wie wird erzählt?

 
FAChbereich Deutsch
 ● Glossar
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Darstellung von Gedanken einer Figur in der Erzählerrede

Die ▪ Darstellung von Gedanken und Empfindungen einer Figur (innere Rede) kann in einem erzählenden Text neben der ▪ (erzählten) Figurenrede selbst, der ▪ transponierten (Figuren-)Rede (▪ indirekte Figurenrede, ▪ erlebte Rede) auch in Form der Erzählerrede als nicht-autonomer Bewusstseinsbericht erfolgen. Diese eröffnet bestimmte Möglichkeiten, um durch die Einnahme von Distanz zum erzählten Geschehen die Illusion einer authentischen Wiedergabe der Gedanken einer Figur zu gestalten.

In der traditionellen Erzähltheorie spricht man in diesem Zusammenhang oft von Gedankenbericht, was aber schon Vogt (1990, S.157)und auch andere (z. B. Martinez/Scheffel, 10. Aufl. 2016, S.59) im Anschluss an Dorrit Cohns (1978) Überlegungen zur sogenannten psycho-narration für einen wenig brauchbaren Begriff halten, da er der Vielfalt der Gestaltungsmöglichkeiten von Figurenbewusstsein in der Erzählerrede nicht gerecht werden kann.

In der neueren Erzähltheorie hat man sich daher sich an den von Dorrit Cohn geprägten Begriff der "psycho-narration" gehalten (Cohn 1978) und den Begriff als Bewusstseinsbericht (vgl. Martinez/Scheffel, 10. Aufl. 2016, S.59, S.215) übersetzt.


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Grundsätzlich führt der Bewusstseinsbericht bzw. die Psycho Narration in tiefere psychische Schichten einer Figur, die bis in ihr Unterbewusstsein hineinreichen können.

Grundsätzlich handelt es "sich dabei stets um Situationen, in denen eine Erzählfigur nicht fähig oder willens ist, ihre Wahrnehmungen, Gedanken oder Gefühle auch nur 'stumm' zu artikulieren, wo also die Techniken des stummen Selbstgesprächs, der erlebten Rede oder des Inneren Monologs nicht greifen." (Vogt 1990, S.159)

Bilder schauen

Wenn im Bewusstseinsbericht des Erzählers Träume, Halluzinationen oder visionären Vorstellungen einer Figur zur Darstellung kommen, lässt er die Figur im Allgemeinen "Bilder schauen".

Auf diese Weise ist es ihm möglich, visuelle Eindrücke zu vermitteln die eine Figur zwar wahrnimmt, aber noch nicht verstandesmäßig erfasst hat. 

Die Wiedergabe dieser visuellen Eindrücke (das "Schauen" dieser Bilder) kann sprachlich dadurch verdeutlicht werden, dass bestimmte Textsignale vorzufinden sind. Bei diesem Schauen innerer Bilder kann die herkömmliche Inquit-Formel mit Verben des Sagens und Denkens (verbum dicendi und verbum credendi) durch Verben des Sehens (verbum sentiendi) ersetzt werden.

So heißt es dann z. B.  statt "er dachte..." "Ihm stand vor Augen..", "er sah..." etc.

Unterschiede zwischen innerem Monolog (quoted monologue), erlebter Rede (narrated monologue) und psycho-narration

Gerade dadurch, dass bei dieser Form der Bewusstseinswiedergabe die Figur eben überhaupt nicht spricht, können vom Erzähler Dinge erzählt werden, die der Figur nicht in einer Weise bewusst sind, dass sie von ihr selbst artikuliert werden könnten.

Cohn betont, dass der narrated monologue von seiner Bedeutung her, seiner Funktion und seiner grammatischen Gestaltung die  Zwischenposition einnimmt zwischen quoted monologue und psycho-narration, wobei jene das figurale Denken eher indirekt, letztere eher direkt wiedergibt. (vgl. Cohn 1978, S.105) Diese Zwischenposition führt aber auch dazu, dass sich diese Formen in der Praxis oft kaum unterscheiden lassen.

An Beispielen zeigt sie die Unterschiede auf, die im Tempusgebrauch und bei der Person sichtbar werden. (ebd., S.105f.)

quoted monologue
(Innerer Monolog)
narrated monologue
(Erlebte Rede)
psycho-narration
(Er dachte:) Ich bin spät dran.

(Er dachte:) Ich war spät dran.

(Er dachte:) Ich werde spät dran sein.

(Er dachte:) Bin ich spät dran?

Er war spät dran.

Er war spät dran gewesen.

Er würde spät dran sein.

War er spät dran?

Er wusste, er war spät dran.

Er wusste, er war spät dran gewesen.

Er wusste, er würde spät dran sein.

Er fragte sich, ob er spät dran war.

Beispiel

Am Beispiel der Figurenrede in Thomas Manns »Die Buddenbrooks« zeigt Jochen Vogt (1996, S. 305f.) die Fluktuation zwischen Psycho-narration, narrated monologue und quoted monologue auf.

 Gert Egle, zuletzt bearbeitet am: 19.12.2023

   
 

 
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