Ein großer Hund hatte einem kleinen,
schwächlichen Hündchen ein dickes Stück Fleisch abgejagt. Er brauste mit
seiner Beute davon. Als er über eine schmale Brücke lief, fiel zufällig
sein Blick ins Wasser. Wie vom Blitz getroffen blieb er stehen, denn er
sah unter sich einen Hund, der gierig seine Beute festhielt.
»Der kommt mir zur rechten Zeit«, sagte der Hund auf der Brücke, »heute
habe ich wirklich Glück. Sein Stück Fleisch scheint noch größer zu sein
als meins.«
Gefräßig stürzte sich der Hund kopfüber in den Bach und biss nach dem
Hund, den er von der Brücke aus gesehen hatte. Das Wasser spritzte auf.
Er ruderte wild im Bach umher und spähte hitzig nach allen Seiten. Aber
er konnte den Hund mit dem Stück Fleisch nicht mehr entdecken, er war
verschwunden.
Da fiel dem Hund sein soeben erbeutetes, eigenes Stück ein. Wo war es
geblieben? Verwirrt tauchte er unter und suchte danach. Doch vergeblich,
in seiner dummen Gier war ihm auch noch das Stück Fleisch
verlorengegangen, das er schon sicher zwischen seinen Zähnen gehabt
hatte.
(Quelle:
Projekt Gutenberg)