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Um
eine ▪
Kurzgeschichte untersuchen und interpretieren zu können, sollten Sie
Ihren Schreibprozess in bestimmte Arbeitsschritte zerlegen und diese
möglichst nacheinander abarbeiten.
Eine ▪
Orientierungshilfe dafür soll Ihnen die nachfolgende
Zusammenstellung von 15 Arbeitsschritten sein. Sie lehnt sich sich an
die literaturwissenschaftliche Methode der sog.
werkimmanenten Interpretation an.
Dabei
kann es natürlich, je nach konkreter Arbeitsanweisung für die
Schreibaufgabe, auch nötig sein, davon abzuweichen, Umstellungen oder
Ergänzungen vorzunehmen, um die verlangten Bearbeitungsakzente bei der
Textinterpretation, die oft auch in einer
▪
mehrteiligen Arbeitsanweisung vorgegeben werden, entsprechend zu
berücksichtigen.
Vom Vorverständnis nach dem ersten Lesen ausgehen
1 |
Lesen Sie den
Text konzentriert durch.
Sie gewinnen dadurch einen ersten Eindruck über den Text. Das ist
ihr Vorverständnis des Textes. |
2 |
Halten Sie Ihre
Erstleseeindrücke stichwortartig fest.
Sie können dazu auch einen
Fragenkatalog
(Vorlage, pdf)
zu Hilfe nehmen. Notieren Sie ggf. auch, was Ihnen sonst noch zum
Inhalt, zum Thema oder auch zum Autor usw. einfällt. |
3 |
Formulieren Sie auf der Grundlage Ihrer
Erstleseeindrücke erste Deutungshypothesen.
Diese vorläufigen Thesen müssen sich nicht auf die ganze Geschichte
beziehen. Es können auch einfach Hypothesen zu bestimmten Figuren,
zu ihrem Verhalten oder ihren Motiven dafür sein.
Mit solchen Deutungshypothesen schaffen Sie die Grundlage für ein
erstes Textverständnis der Geschichte. |
4 |
Lesen Sie den Text noch einmal, ggf. auch
mehrmals, und überprüfen Sie dabei Ihr erstes Textverständnis.
Gehen Sie mit ihrem ersten Textverständnis den Text noch einmal
durch. Überprüfen Sie dabei, ob sich dessen Annahmen im zweiten
Durchgang bestätigen oder nicht. Markieren Sie wichtige Textstellen.
Durch Lesen und Überprüfen ihrer ersten Deutungshypothesen gelangen
Sie zu einem vertieften Textverständnis, das die Grundlage
für die weiteren Arbeitsschritte darstellt. |
Den Text analysieren und beschreiben
5 |
Erfassen Sie die inhaltliche Gliederung des
Textes.
Teilen Sie dazu den Handlungsverlauf bzw. das erzählte Geschehen in
▪
Sinnabschnitte gl auf. Damit kommen Sie zu einer inhaltlichen
Gliederung des Textes. |
6 |
Fassen Sie den Inhalt der Kurzgeschichte knapp
zusammen.
Mit dem Kurzinhalt (Fabel)
erarbeiten Sie ein erstes Versatzstück, auf das Sie bei der
Niederschrift des gesamten Aufsatzes zurückgreifen können. |
7 |
Untersuchen Sie den Aufbau des Textes.
Erfassen Sie – ggf. unter Beachtung der besonderen Schreibaufgabe -,
welche Strukturen (z. B. Zeit, Raum, usw.) den Aufbau der
Kurzgeschichte kennzeichnen. Markieren Sie die entsprechenden
Textstellen. |
8 |
Untersuchen Sie, welche
▪ erzähltechnischen Mittel
die Kurzgeschichte verwendet.
Erfassen Sie, aus welcher
▪ Perspektive der
Text erzählt wird, wie und u. U. auch warum er bestimmte
▪ Darbietungsformen
einsetzt, um das Geschehen zu präsentieren. Markieren Sie die
Textstellen, die Aufschluss über die
▪ Zeit- und
▪ Raumgestaltung der
Kurzgeschichte geben |
9 |
Untersuchen Sie, wie die
Figuren in der
Geschichte gestaltet sind.
Erfassen Sie – ggf. unter Beachtung der besonderen Schreibaufgabe -,
wie und warum die Figuren handeln. Berücksichtigen Sie dabei stets
neben dem äußeren Handeln und Tun auch die innere Handlung der
Figuren mit ihren Haltungen und Gefühlen.
Auf diese Weise können Sie ggf. eingangs gemachte Deutungshypothesen
zu den Figuren überprüfen und ggf. verändern oder vertiefen. |
10 |
Untersuchen Sie die sprachlich-stilistische
Gestaltung der Kurzgeschichte.
Erfassen Sie, mit welchen sprachlich-stilistischen Mitteln der Text
arbeitet, um bestimmte Wirkungen bei einzelnen Elementen des
erzählten Geschehens zu erzielen (z. B. Charaktereigenschaften,
Sprechweise von Figuren; Wirkungen, die von der Art der
Raumgestaltung ausgehen usw.)
|
Eine Gesamtinterpretation abfassen
11 |
Entwickeln Sie das erarbeitete Gesamtverständnis
des Textes zu einer Interpretationsskizze(n).
Mit einer Interpretationsskizze, in der Sie Ihre wesentlichen
Untersuchungsergebnisse zusammenstellen, schaffen Sie die nötige
Übersicht und Klarheit für die anschließende Abfassung der
schriftlichen Interpretation. Sie legen damit auch das Fundament für
das von erarbeitete Gesamtverständnis des Textes. |
12 |
Ziehen Sie ggf. ergänzende
Interpretationsansätze heran.
Wenn Sie u. U. über den zu bearbeitenden Text hinaus, ergänzende
Interpretationsgesichtspunkte und - ansätze berücksichtigen wollen
(z. B. biographischer Ansatz, historisch-politischer Ansatz,
geistesgeschichtlicher Ansatz) sollten Sie sich dazu Notizen machen
und sie ggf. der Interpretationsskizze hinzufügen. |
13 |
Legen Sie die
▪
Bearbeitungsstrategie für den eigentlichen Schreibprozess fest.
Bevor Sie mit der Niederschrift Ihrer Textinterpretation als Ganzes
oder in Teilen beginnen, sollten Sie festlegen, ob Sie beim
Schreiben dem Text folgen wollen (▪
textsukzessiv,
linear) oder textstrukturierend ▪ (aspektorientiert)
vorgehen wollen. Wenn man seinen Interpretationsaufsatz "klassisch"
aufbauen will, wird man eine textsukzessive Bearbeitungsstrategie
wählen, die die Entwicklung vom eigenen Vorverständnis zum
vertieften Textverständnis abbildet. Häufig folgt man aber auch
einer mehrteiligen Arbeitsanweisung, die eher mit einer
textstrukturierenden (aspektorientierten) Bearbeitungsstrategie zu
bewältigen ist. |
14 |
Erstellen Sie eine Arbeitsgliederung.
Bevor Sie mit der Niederschrift loslegen, empfiehlt es sich noch die
Mühe zu machen, den Aufbau und die Reihenfolge der Gesichtspunkte
für die Niederschrift festzulegen. Dazu sollten Sie Ihre
Interpretationsskizze heranziehen. |
15 |
Fassen Sie die Niederschrift ab und überarbeiten
Sie diese.
Beim Niederschreiben Ihrer Textinterpretation sollten Sie davon
ausgehen, dass die erste Niederschrift noch nicht die endgültige
Fassung ist. Es kann aber auch hilfreich sein, zunächst einzelne
Gliederungspunkte auszuarbeiten, um sie vor der endgültigen Fassung
noch einmal zu überarbeiten. In jedem Fall sollte die gewählte
Schreibstrategie gut überlegt sein, um Schreibblockaden und sonstige
Schreibhemmnisse zu überwinden. |
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Gert Egle, zuletzt bearbeitet am:
27.09.2020
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