Herrn Pauli Flemingi der Med. Doct.
Grabschrifft /
so er ihm selbst gemacht in Hamburg, den xxiix.Tag1
des Mertzens2
m.dc.xl.3
auf seinem Todtbette,
drei Tage vor seinem seel:4
Absterben
Ich war an Kunst / und Gut / und Stande
groß und reich.
Deß Glückes lieber Sohn. Von Eltern guter Ehren.
Frey; Meine. Kunte5
mich aus meinen Mitteln nehren6.
Mein Schall floh überweit. kein Landsmann sang mir gleich.
Von reisen hochgepreist: für keiner Mühe
bleich.
Jung / wachsam / unbesorgt. Man wird mich nennen hören,
Biß daß die letzte Glut diß alles wird verstören.
Diß / deutsche Klarien7
/ diß Ganze danck' ich Euch.
Verzeiht mir / bin ichs werth / Gott /
Vater / Liebste / Freunde.
Ich, sag' Euch gute Nacht / und trette willig ab.
Sonst alles ist gethan bis an das schwartze Grab.
Was frey dem Tode steht / das tu er seinem
Feinde.
Was bin ich viel besorgt / den Othem8
auffzugeben?
An mir ist minder Nichts / das lebet / als mein Leben.
(Quelle:
Maché/Meid (Hg.) 1980, S.56f., auch: in
Meid (Hg.) (1982), S. 167; Text nach der Ausgabe von 1646)
Worterklärungen
1
xxiix.Tag: XXIIX. = römische Zahl 28 = 28. März
2
Mertzens: des März
3
m.dc.xl.: MDCXL = römische Zahl 1640
4 seel:
abgekürzt für seeligen
5 Kunte:
(ich) konnte
6 nehren:
ernähren, leben
7
Klarien: »Musen
(nach einem Beinamen des gr. Gottes »Apollon,
der Beschützer der Künste und der Musik stand Apollon den neun »Musen vorstand)
Schützgöttinnen der Künste;
in der »griechischen
Mythologie ist
der »Parnass,
ein
2455 Meter hoher Gebirgsmassiv in »Zentralgriechenland
unweit des Apollon-Heiligtums in
»Delphi,
»Apollon
geweiht und die Heimat der Musen. Aus diesem Grund wurde der Parnass
in übertragener Bedeutung oft als Sinnbild und Inbegriff der Lyrik
bzw. der Künste insgesamt betrachtet; vgl. auch das Fresco des
Florentiner Malers »Raffael
(1483-1520).
8
Othem: Atem

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