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Literaturepochen
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Die grundsätzliche Problematik der Epochenkonzepte
▪
Annäherungen: Spuren, Zeugnisse
und Zugänge zu einer fremden Welt
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Der dreißigjährige Krieg (1618-1648)
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Überblick
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Zeittafel
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Bevölkerungsverluste
▪
Alltag zwischen Krieg und
Frieden
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Quellenauswahl
Die ▪
Literaturepoche
des
Barock
schließt sich historisch in der herkömmlichen Epocheneinteilung an die
Literatur des Spätmittelalters (1270-1500) und der ▪
Renaissance, des
Humanismus und der Reformation (1300-1600) an. Ihr folgt die
Literaturepoche der ▪ Aufklärung.
Diese Darstellung von
einer Abfolge der Epochen sollte indessen nicht zu schematisch verwendet
werden, zumal die ganze Epocheneinteilung und ihre Konstrukte ohnehin ▪
problematisch
und durchaus umstritten ist.
Facetten des Barockbegriffs gestern und heute
Taucht in unserer
heutigen Umgangssprache das Wort Barock - man kann das oder
der Barock sagen - auf, dann geschieht dies oft in einer Weise, bei
der seine Bedeutung zur Abwertung von Sachverhalten, Zuständen und
Dingen geht. So spricht man z. B. in ironischer Weise von »Gelsenkirchener
Barock, wenn man spöttisch auf eine Design- und Einrichtungskultur
verweisen will, für das das Arbeitermilieu der Stahl- und Bergbaustadt
Gelsenkirchen Pate stehen musste. Produkte, die damit konnotiert und
abgewertet werden, gelten als besonders altmodisch, spießig,
geschmacklos und überladen. Waren es früher Möbelstücke, so wird der
Ausdruck heutzutage auf in Ungnade gefallene Einrichtungsgegenstände
aller Art angewendet, die als unzeitgemäß und aus der Mode gekommen oder
kitschig angesehen werden. Kitsch und Barock sind aber zweierlei, auch
wenn sie von vielen umgangssprachlich in eins gesetzt werden.
Und doch hat diese
Verwendung des Begriffs Barock eine lange Tradition. Sie erinnert daran,
dass der Begriff »Barock,
von seiner »Wortherkunft
gesehen, u. a. von dem portugiesischen baroco (= unregelmäßig,
ungleichmäßig bezogen auf die Form von Perlen) und dem französischen
baroque, einer metaphorischen Bezeichnung für bizarr oder exzentrisch,
abgeleitet werden kann.
So sind also auch negative Konnotationen im
Zusammenhang mit dem Barockbegriff historisch gesehen keineswegs neu.
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In
Frankreich, wo er Mitte des 17. Jahrhundert wohl erstmals benutzt wurde,
diente der Begriff lange zur Abwertung von allem, was dem sich dort
entwickelnden Klassizismus als dem Versuch, zu den klassischen
Ursprüngen zurückzukehren, nicht entsprach (vgl.
Careri 1997,
S.197).
-
Und auch in Deutschland wurde er noch im 18. Jahrhundert von »Johann
Joachim Winckelmann
(1717-1768),
dem wohl wichtigsten Streiter des »Klassizismus
im »deutschsprachigen
Raum, genutzt, um nicht regelkonforme und nur auf
vordergründige Effekte setzende Kunstformen zu bezeichnen.
Erst gegen
Ende des 18.Jahrhunderts wird der Begriff als ein allgemeiner
historischer Epochenbegriff verwendet und von einem Barockzeitalter
gesprochen, dessen Zeitspanne vom Ende des 16. Jahrhunderts bis ca.
1750/60 dauerte und das über die Kunst hinaus die Philosophie und
allgemein die Geistesgeschichte umfasst.
Der Barockbegriff der Literaturwissenschaft
Heute fungiert der
Barockbegriff als "Verständigungs- und Arbeitsbegriff für die Literatur
des 17. Jahrhunderts" (Niefanger
32012, S.14), das aber auch oft als Teil der zeitlich
umfassenderen Frühen Neuzeit verstanden wird, die zeitlich vom 16.
Jahrhundert mit Renaissance und Humanismus beginnt und sich mit dem dem
Barock über das 17. Jahrhundert bis zur Aufklärung des 18. Jahrhunderts
spannt.
Unterteilt wird der
Barock oft in die Phasen des Frühbarock (bis ca. 1650), Hochbarocks (ca.
1650–1700) und Spätbarocks (ca. 1700–1730) und das sogenannte ▪
Rokoko (ca. 1730–1760/70), das aber
auch oft als eigenständige Epoche angesehen wird. Gelegentlich werden
Spätbarock und Rokoko gleichgesetzt, andererseits wird das Rokoko auch
als eigenständige Epoche angesehen. Wie immer aber ist bei solchen
Periodisierungen zu beachten, dass sie als Konstrukte unterschiedlicher
Perspektiven nicht mit dem Anspruch normativer Geltung vertreten werden
können, sondern mit ihren immer wieder fließenden Übergängen nur als
"Orientierungshilfe und Sprachregelung" (Niefanger
32012, S.14) dienen können.
Ob sich eine bestimmte
Literatur gegen ihre Konkurrenten durchsetzen und eine dominierende
Rolle einnehmen kann und damit zur »Höhenkammliteratur
wird, lässt sich zudem, wenn man der Theorie der kultursoziologischen
Theorie »Pierre Bourdieus (1930-2002) (1999/2001,
frz.1992) über das »literarische
Feld folgt, ohnehin mehr von ihrem gegenüber anderen erhöhten
Ansehen und nicht so sehr von ihrer Verbreitung ab.
Barock taucht dabei zur
Bezeichnung zahlreicher Erscheinungen dieser Zeit auf: Man spricht von
barocken Ornamenten, dem barocken Garten- und Landschaftsbau oder auch
dem barocken Lebensgefühl. International betrachtet gehen die Meinungen
über den Begriff aber weit auseinander.
Die Literaturepoche Barock
Während es in manchen süd- und westeuropäischen Ländern an der Wende vom 16. zum 17. Jahrhundert schon
lange eine anspruchsvolle Dichtung in der jeweiligen Volkssprache gibt,
orientiert man sich dort, wo Deutsch gesprochen wird, noch ausschließlich an
der lateinischen Sprache.
Im 14. Jahrhundert schon hatten sich in Italien,
verbunden mit den Dichtern »Dante
Alighieri (1265-1321), »Francesco
Petrarca (1304-1374) und »Giovanni
Boccacio (1313-1374), nationalhumanistische Bestrebungen
durchgesetzt, die zur Veröffentlichung von literarischen Werken in italienischer Volkssprache
geführt hatten.
Und auch in anderen Ländern wie Spanien, England oder
Holland war man diesem Beispiel gefolgt.
In Deutschland freilich bleiben
Versuche, bedeutende Texte der italienischen Renaissance ins Deutsche zu
übersetzen, schon früh auf der Strecke. Die geistige Elite der Zeit, die
Schicht der humanistisch gebildeten, der lateinischen Sprache in Wort und
Schrift mächtigen Gelehrten, grenzt sich mit ihrer
neulateinischen Dichtung
bewusst ab von der in "barbarischem" Deutsch verfassten "ungelehrten"
Volkspoesie. Was sie in Latein zustande bringen, hat zwar europäischen Rang
(vgl.
Meid 31989, S.93,
Meid 2000, S. 3), ist aber eigentlich nicht mehr
auf der Höhe der Zeit.
Allerdings erhalten sie bei ihrer Abwertung der deutschen Muttersprache auch
Rückenwind von Humanisten anderer Länder, denen der Klang des Deutschen wohl
so missfällt, dass sie dieser "barbarischen" Sprache keinerlei Chancen
einräumen, einer nationalhumanistischen Erneuerung der "gelehrten" Dichtung
als Vehikel zu dienen.
Anfang des 17. Jahrhunderts jedoch kommt allmählich, allerdings
keineswegs überall in deutschen Landen, ein "Erneuerungsprozess" (Niefanger
2006, S.17) in Gang, man spricht auch von einer ▪
Literaturreform, die eine neue, gelehrte
"Kunstdichtung" in
deutscher Sprache auf den Weg bringt.
Diese wird vor allem mit dem Namen von ▪ Martin
Opitz (1597-1639) in Verbindung gebracht, der mit seinem Hauptwerk, dem
"»Buch
von der Deutschen Poeterey" (1602), als Begründer und Motor der
so genannten gelehrten ▪
Literaturreform in
Deutschland gilt.
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Literaturepochen
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Die grundsätzliche Problematik der Epochenkonzepte
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Annäherungen: Spuren, Zeugnisse
und Zugänge zu einer fremden Welt
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Der dreißigjährige Krieg (1618-1648)
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Alltag zwischen Krieg und
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Gert Egle, zuletzt bearbeitet am:
26.01.2022
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