Was man
unter einem Argument ist und unter Argumentation im Kontext der
Interaktion und Kommunikation versteht, kann sehr verschieden ausfallen.
Wer sich mit dem ▪ Argumentieren beschäftigt,
kann ganz unterschiedliche Zugänge zum Thema wählen. Neben
wissenschaftlichen Beschäftigungen mit dem Thema Argumentation gibt es
auch eine ganze Flut von Ratgebern auf Papier, Tonträgern, Video und im
Internet, die den Menschen Wege zur "richtigen" oder erfolgreichen
Argumentation aufzeigen wollen. In einer individualisierten
Gesellschaft, wo sich der einzelne glaubt gegenüber den anderen
allerorten durchsetzen zu müssen, kommt somit der Fähigkeit, sich
erfolgreich in Auseinandersetzungen über etwas Strittiges zu
positionieren, im besten Fall andere für seine Position zu gewinnen, ein besonders
hoher Stellenwert zu.
In dem Arbeitsbereich ▪
Definitionen und
Lexikoneinträge sollen ausgewählte Definitionen Zugänge dafür
schaffen, sich den
zahlreichen Facetten des Argumentierens zu nähern und die dabei gewonnenen
Erkenntnisse für die
Kommunikation im Alltag, in Schule und Beruf zu nutzen. Im Vordergrund steht
dabei die kommunikative Kompetenz der Schülerinnen und Schüler.
Argument und Argumentation
Hier sollen die beiden Begriffe Argument und Argumentation zunächst einmal
voneinander abgegrenzt werden.
Kurz
und bündig gibt der Rechtschreibduden vor:
Im Metzler
Lexikon Sprache (1993/42010)
findet sich der folgende Eintrag unter dem Stichwort "Argument":
"Argument
(lat. argumentum >Darstellung, Beweis<). 1. Bez. für eine Aussage,
die im Hinblick auf eine Behauptung begründende Funktion beansprucht bzw. deren
Begründungswert hinsichtl. der Behauptung anerkannt wird. Die Argumente besitzen eine
allgemeine Struktur: Ein Argument setzt sich zusammen aus der problemat. Äußerung, für
die ein bestimmter Geltungsanspruch erhoben wird, und aus dem grundlegenden Prinzip oder
Regel, mit der dieser Anspruch etabliert werden soll. In einer Argumentation stellt ein A.
oder eine Reihe von A. Schritte zur Begründung einer Aussage dar. ... Eine
schlüssige
Argumentation, in der in einer Reihe von A.schritten jedem einzelnen
zugestimmt wurde, gilt als Begründung bzw. als Beweis einer Aussage.
Das Kriterium der Schlüssigkeit besteht darin, dass niemand, der den
Ausgangssätzen einer Argumentation zugestimmt hat, einem A.
widersprechen kann, ohne nicht einem von ihm bereits akzeptierten
früheren A. zu widersprechen. [...] (Prechtl,
Peter (1993/42010): Argument. in:
Metzler Lexikon Sprache
(1993). S.53f. gekürzt)
Der Begriff des
Arguments ist dabei, wie
Feilke (2010a,
S.154) darlegt, stets auf eine Behauptung bezogen und zielt auf
"monologisch bestimmte Begründungen". So sei es für die Logik, die
Haltbarkeit, Widerspruchsfreiheit und Relevanz eines Arguments
vollkommen unerheblich, ob man damit etwas zugesteht oder einräumt
(konzediert), pragmatisch gesehen ist dies aber "unter dem Gesichtspunkt
einer interaktiven Kommunikation (...) geradezu elementar, dem
anderen argumentativ entgegenkommen zu können, ihm ein Zugeständnis
machen zu können und gleichwohl das eigene Ziel dabei nicht aus den
Augen zu verlieren." (ebd.)
Unter dem Stichwort "Argumentation" findet sich im
Metzler Lexikon Sprache (1993)
der Eintrag:
"Argumentation
Typus sprachl. Handelns,
dessen genauer theoret. Status noch immer umstritten [ist].
Versuchen, A. als Sprechakt zu
bestimmen, stehen solche gegenüber, die
A. eher als Handlungsfolge
analysieren. Toulmins (1958) weithin
rezipierter Schematismus bezieht sich
dagegen stärker auf die in A. aktualisierten Wissensstrukturen.
Charakterist. für Argumentationen ist, dass in ihnen zwischen zwei
Interaktanten strittige,
konkurrentielle Wissenselemente durch verbale Interaktion in
ihrem Status geklärt werden sollen. A. kommt also für das
wechselseitige Überzeugen der Interaktanten eine große Bedeutung
zu.[...]"
(Ehlich,
Konrad (1993/42010): Argumentation,. in:
Metzler Lexikon Sprache
(1993/42010). S.53f.gekürzt)
Gert Egle, zuletzt bearbeitet am:
17.12.2023
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