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Didaktische und methodische Aspekte

Überblick

Argumentieren

 
FAChbereich Deutsch
Glossar RhetorikGeschichteBegriff und TheorieRhetorische Mittel Argumentieren [ Didaktische und methodische Aspekte Überblick ◄ ▪ Didaktik des Argumentierens im Wandel der ZeitenKompetenzbereiche beim Argumentieren ] Überblick
Vernunftorientierte Argumentation Definitionen und LexikoneinträgeMündliches und schriftliches Argumentieren Partnerorientierung Geltungsansprüche Argumentationsmodelle Typen von Argumentationen Argumentationsstrategien Analyse von Alltagsargumentationen Probleme beim Argumentieren Textordnungsmuster Häufig gestellte Fragen Bausteine DiskutierenRede Kommunikationspsychologie Zuhören Feedback ▪ Kommunikationspsychologische Modelle Operatoren im Fach Deutsch
 

Mündliches und schriftliches Argumentieren
▪ Überblick
Oralität und Literalität
Kompetenzerwerb beim Argumentieren
Argumentative Grundkompetenzen und besondere Kompetenzen beim schriftlichen Argumentieren
Textordnungsmuster zur Strukturierung beim schriftlichen Argumentieren

Argumentieren ist ein zentraler Gegenstand des Deutschunterrichts auf allen Jahrgangsstufen.

  • Es wird in vielfältigen Lehr- und Lernprozessen ausdrücklich zum Gegenstand des Unterrichts gemacht.

  • Im Zusammenhang mit der Entwicklung von Kompetenzen in allen Bereichen, in denen es um die mündliche Kommunikation mit seinen Facetten von Sprechen und Zuhören oder in denen es um das argumentierende Schreiben geht, ist das Argumentieren bzw. sind argumentative Kompetenzen zentraler Bezugspunkt.

Die ▪ KMK-Bildungsstandards für das Fach Deutsch betonen in verschiedenen Kompetenzbereichen die herausragende Bedeutung des Argumentierens.

Argumentieren in den KMK-Bildungsstandards im Fach Deutsch für den Ersten (ESA) und den Mittleren Schulabschluss (MSA) (23.06.22)

Gemäß den ▪ KMK-Bildungsstandards im Fach Deutsch für den Ersten (ESA) und den Mittleren Schulabschluss (MSA) (23.06.22) sollen die Schülerinnen und Schüle im Bereich Sprechen und Zuhören, in dem Sprechen als soziales Handeln verstanden wird, "eine demokratische Gesprächskultur" entwickeln, "die von aufmerksamem Zuhören und respektvollem Gesprächsverhalten geprägt ist."

Dabei sollen sie in allen Kernbereichen dieses Kompetenzbereichs (Zu anderen sprechen, Verstehend zuhören, Mit anderen Sprechen) "auf gelingende Kommunikation und damit auch auf die Wirkung ihres sprachlichen Handelns" achten und in unterschiedlichen Gesprächen "kommunikative Funktionen wie erzählen, informieren und argumentieren (realisieren)". 

Sie sollen, u. a. mit Blick auf Adressaten und Ziele, situationsangemessen kommunizieren und unter dieser Maßgabe erzählen, informieren, argumentieren und erörtern und appellieren können (ebd. S.15f.)

Im Kompetenzbereich Schreiben sollen sie eigene Positionen  formulieren und begründen und sich mit den Positionen anderer auseinanderzusetzen. (vgl. ebd. S.21) Im Kernbereich Texte formulieren sollen sie u. a. "mit einem Spektrum unterschiedlicher Textsorten grundlegende kommunikative und personal- heuristische Schreibfunktionen" wie z. B. beim Appellieren argumentieren können (vgl. ebd. S.25)

Im Kompetenzbereich Lesen sollen sie im Kernbereich Sich mit Texten und anderen Medien auseinandersetzen zentrale Textmuster wie Erzählen, Berichten, Beschreiben und Argumentieren unterscheiden können (vgl. ebd. S.32) und sollen "informierende, erzählende und appellierende Elemente in Texten" (ebd. S.35) unterscheiden können.

Argumentieren in den KMK-Bildungsstandards für das schriftliche Abitur (2012)

Auch in den »KMK-Bildungsstandards im Fach Deutsch für die Allgemeine Hochschulreife (KMK, 18.10.2012) (Abk. BISTA-AHR-D 2012) nimmt das Argumentieren in den verschiedenen ▪ Kompetenzbereichen eine zentrale Bedeutung ein. 

So werden u. a. Bildungsstandards für das ▪ erklärende und argumentierende Schreiben festgelegt und die Bedeutung des Argumentierens bei der Auseinandersetzung mit literarischen und pragmatischen Texten betont.

Und im Rahmen der bei der Beurteilung schriftlicher Prüfungsleistungen im Abitur geltenden Maßstäbe für die Gesamtwürdigung der erbrachten Leistung (vgl. ebd., S.26f.) besitzt die "argumentative Begründung eigener Urteile, Stellungnahmen und Wertungen" (vgl. ebd., S.27) neben anderen Aspekten besonderes Gewicht.

Fachdidaktischer Stellenwert des Argumentierens

Unstrittig ist die herausragende Rolle der Sprech- bzw. Texthandlung des Argumentierens in der Fachdidaktik.

Und im Deutschunterricht ist Argumentieren in gewisser Weise "Alltagsgeschäft" in den Bereichen von mündlicher und schriftlicher Kommunikation.

Die jeweiligen Besonderheiten des ▪ mündlichen und des schriftlichen Argumentierens zeigen sich dabei in unterschiedlichen Lernarrangements und Aufgabenstellungen, können aber auch immer wieder so aufeinander bezogen werden, dass schriftliches und mündliches Argumentieren sich beim Aufbau einer allgemeinen Argumentationskompetenz gegenseitig fördern.

Argumentieren stellt dabei eine sehr komplexe Sprech- bzw. Texthandlung dar, die, je nach Niveau, umfangreiche kognitive Operationen verlangt (vgl. Ludwig/Spinner 2000, S.16-22).

Während alltagssprachliches Argumentieren uns einfach über die Lippen kommt, ist eine reflexive Sicht auf das, was beim Argumentieren geschieht, eine durchaus komplizierte Angelegenheit.

Dass es für das Argumentieren weder eine allgemein anerkannte Didaktik gibt noch ein "ein empirisch fundiertes Kompetenzmodell, das die Entwicklungsstufen der Argumentationsfähigkeit beschreiben würde" (Spinner 2007, S.22) ist dabei immer wieder festgestellt worden.

Argumentieren im Entwicklungsprozess

Feilke (2010a, S.157) hat dazu zusammengetragen, was die Forschung hinsichtlich der Alterszuordnung argumentativer Kompetenzen, die sich grundsätzlich sehr stark unterscheidet, herausgefunden hat.

Danach lassen sich die "Tendenzen der Entwicklung" folgendermaßen strukturieren:

Argumentieren zwischen medialer Mündlichkeit und konzeptioneller Schriftlichkeit

Auch wenn das ▪ didaktische Konzept der Textprozeduren gerade auch bei der ▪ Texthandlung des Argumentierens neue Akzente setzen konnte, ist die schulische Praxis noch immer ein Exerzierplatz für unterschiedliche Konzepte, Ansätze und vielfältige Übungsformen zum Argumentieren.

Grundsätzlich gehört das Argumentieren in den Bereich der medialen Mündlichkeit als auch der konzeptionellen Schriftlichkeit.

Dabei ist es gerade bei vielen Formen, bei denen mündlich argumentiert wird, auch so, dass eine mehr oder weniger umfangreiche bzw. detaillierte schriftliche Planung den argumentativen mündlichen Äußerungen vorausgeht.

Gängige Methoden zum für den Erwerb von Argumentationskompetenz

Die Frage, wie man das schriftliche Argumentieren lernt, ist auf verschiedene Art und Weise beantwortet worden.

Eine Möglichkeit ist es, die komplexe Handlung des Argumentierens in Teilhandlungen zu zerlegen und damit bestimmte Teilkompetenzen zu fördern.

Dafür stehen Zuordnungs- und Sortieraufgaben, textbezogene Einsetz- und Ordnungsaufgaben und direkt kontroversenbezogene Setting gestalten. (vgl. Feilke 2010a, S.159f.)

Im Anschluss an Forschungsberichte Ende des vorigen Jahrhunderts stellt Feilke (2010a) hierzu die nachfolgenden Elemente zusammen:  

Zuordnungs- und Sortieraufgaben

Textbezogene Einsetz- und Ordnungsaufgaben

Direkt kontroversenbezogene Settings

  • Finden und Auswählen von geeigneten Argumenten zu einer These

  • Ordnen und Hierarchisieren von Argumenten zu einer These

  • Sortieren von Pro- und Contra-Argumenten

  • Einsetzen vorgegebener argumentativer Konjunktionen in einen Texte

  • Ersetzen falsch eingesetzter Konjunktionen in einem Text

  • Rearrangierung der zerlegten Elemente eines kontroversen Textes

  • Alpha-Omega-Verfahren (Vorgabe des ersten und letzten Satzes)

  • Informationen über den kontroversen Status des Themas, Streitfiktion

  • Freies Schreiben zu einer These oder Forderung

Gemeinsam ist allen diesen Verfahren, dass sie den Kontext, in dem das Argumentieren erlernt werden soll, vorgeben und dass sie auch komplexe Teilkompetenzen schul- und lernbar machen.

Allerdings geht diese, gemeinhin als besonders effizient geltende Instrumentalisierung der Kontexte nach Ansicht Feilkes auf Kosten authentischer Lernsituationen, die nach dem Ergebnis anderer Studien weitaus entscheidender für den Erwerb von Argumentationskompetenz zu sein scheint.

Kontexte, in denen die Schülerinnen und Schüler ein eigenes Anliegen argumentativ vertreten können, sind gegenüber vorgegebenen "Trockenübungen" also stets im Vorteil. (vgl. ebd., S.161f.)

Natürlich sind auch die Zeiten dahin, da man sich ganz im Sinne des klassischen Rhetorikunterrichts darum bemühte, das Argumentieren mit dem Anspruch zu lehren, dass Welt ohne sie wohl kaum zu verstehen und zu kommunizieren sei.

Heute geht es dabei im Deutschunterricht vor allem darum, kommunikative Probleme mit dem "rhetorischen Besteck" zu analysieren und zu interpretieren und bei der ▪ Analyse pragmatischer Texte und der ▪ Textinterpretation zu verwenden. Auf dem Hintergrund der rhetorischen Analyse sollen sprachliche Äußerungen in ihrer Abhängigkeit von ihren Entstehungsbedingungen und ihren Wirkungsabsichten verstanden und bewertet werden.

In jedem Fall hat das Argumentieren viele Aspekte und wer sich damit beschäftigt, kann ganz unterschiedliche Zugänge zum Thema wählen.

Neben wissenschaftlichen Beschäftigungen mit dem Thema Argumentation gibt es auch eine ganze Flut von Ratgebern auf Papier, Tonträgern, Video und im Internet, die den Menschen Wege zur "richtigen" oder erfolgreichen Argumentation aufzeigen wollen. In einer individualisierten Gesellschaft, wo sich der einzelne glaubt gegenüber den anderen allerorten durchsetzen zu müssen, kommt somit der Fähigkeit, sich erfolgreich in Auseinandersetzungen über etwas Strittiges zu positionieren, im besten Fall andere für seine Position zu gewinnen, ein besonders hoher Stellenwert zu.

Der teachSam-Arbeitsbereich Argumentieren greift das umfangreiche Thema Argumentation von einer Vielzahl von Seiten und Perspektiven auf, ohne dem Anspruch einer wissenschaftlich irgendwie erschöpfenden Darstellung genügen zu wollen oder zu können.

Was er aber zeigt, ist das Bemühen, sich den zahlreichen Facetten des Argumentierens zu nähern und diese für die Kommunikation im Alltag, in Schule und Beruf zumindest verfügbar zu machen. So stehen manche Bereiche einfach auch nebeneinander und die Nutzerinnen und Nutzer müssen selbst entscheiden, ob sie sich mit dem Thema in dieser oder jener Form beschäftigen wollen.

Dass dabei Zuordnungs- und Sortieraufgaben, textbezogene Einsetz- und Ordnungsaufgaben und direkt kontroversenbezogene Settings im Vordergrund stehen und keine aktuellen Problemlagen, die Schülerinnen und Schüler zu argumentativen Handlungen motivieren können, versteht sich - fast - von selbst, auch wenn auf teachSam immer wieder  der Versuch unternommen wird, mit mehr oder weniger tagesaktuellen Materialien, Anschluss an die sich ständig wandelnden lebensweltlichen Probleme von Schülerinnen und Schülern zu finden.

Mündliches und schriftliches Argumentieren
▪ Überblick
Oralität und Literalität
Kompetenzerwerb beim Argumentieren
Argumentative Grundkompetenzen und besondere Kompetenzen beim schriftlichen Argumentieren
Textordnungsmuster zur Strukturierung beim schriftlichen Argumentieren

Gert Egle, zuletzt bearbeitet am: 17.12.2023

  
 

 
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