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Argumentieren wird in
der klassischen und modernen Rhetorik mit unterschiedlichen Begriffen,
Strukturen und Gesetzen beschrieben.
Im teachSam-Arbeitsbereich Argumentieren unterscheiden wir aus rein
pragmatischen Gründen zur Verbesserung der Nutzerfreundlichkeit zwischen
den beiden Kategorien ▪
Formen der Argumentation
und ▪
Argumentationsmodelle.
Im Arbeitsbereich ▪
Argumentationsmodelle
finden Sie die argumentationstheoretischen Konzepte der Logik (formal-logische Ansätze)
und
inhaltlich-rhetorische Ansätze
An dieser Stelle soll - vor allem aus
Gründen der praktischen Umsetzung in schulischem Lernen - zunächst eine
Unterscheidung vorgenommen werden zwischen zwei verschiedenen
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Formen der Argumentation.
Dabei ist nicht beabsichtigt, ein auf alle Fälle anwendbares und vollkommen
konsistentes
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Argumentationsmodell
vorzustellen. Vielmehr sollen die dargestellten
Formen der Argumentation dazu dienen - ähnlich wie dies der
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Fünfsatz zur Formulierung eines
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Redebeitrages
in der
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Diskussion will - eine schematische Hilfe zur Analyse, aber vor allem
auch zur Formulierung überzeugend angelegter Äußerungen im Zuge einer (meist
schriftlichen) Auseinandersetzung mit einem Thema sein.
Hier werden zwei Formen der Argumentation voneinander unterschieden:
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Die einfache
Argumentation
Unter einfacher
Argumentation wird hier eine Argumentation
verstanden, die aus einer Behauptung (These) und einem oder mehreren Argumenten besteht.
-
Die erweiterte
Argumentation
Unter erweiterter Argumentation wird hier eine Argumentation
verstanden, die in Struktur und Umfang über die einfache Begründung einer
Behauptung (These) durch ein Argument hinausgeht .
Sie umfasst daher auch Elemente zur
Stützung* des
Argumentes (Beweis, Beispiel) und ggf. aus der
Argumentation gezogene Schlussfolgerungen.
Weiter gehend wissenschaftstheoretisch und logisch fundiert ist dagegen das
dargestellte
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Argumentationsmodell von Stephen Toulmin.
Argumentationsschemata, so wie sie hier mit der einfachen und erweiterten
Argumentation vorgestellt werden, sind indessen nicht unumstritten.
Manche
Didaktiker sehen darin die Gefahr, dass Schülerinnen und Schüler, denen
diese Schemata zur Entwicklung stringenter Argumentationen angeboten werden,
diese unreflektiert verwenden könnten. Zudem wird befürchtet, dass sich mit
solchen Schemata eine sprachliche Ödnis einstellen könnte. (vgl.
ISB Neues Schreiben, Bd. 1, S.211, vgl.
Winkler 2005,
S.96f.)
Gegen derartige Einwände steht vor allem die schulische Praxis
selbst. Wer heutzutage mit den verschiedenen Formen argumentierenden
Schreibens in der Schule zu tun und die Schwierigkeiten kennt, die
Schülerinnen und Schüler beim Argumentieren haben, wird sich kaum von
derartigen Befürchtungen leiten lassen.
Darüber hinaus werden derartige
Argumentationsschemata weder "gedrillt", noch zeigen die Schülerinnen und
Schüler, die es anwenden, Anzeichen einer sprachlichen "Ödnis".
Und bei problembezogenem Argumentieren, das mit emotionaler Beteiligung der
Kommunikationspartner erfolgt, sei es schriftlich oder mündlich, verlassen
die Schülerinnen und Schüler ohnehin und mit Recht auch solche
schematischen Pfade.
Wer sich allerdings als Korrektor einmal durch die
häufig argumentativ undurchsichtigen Strukturen beim argumentierenden
Schreiben von Schülern "gekämpft" hat, weiß auch, dass den Verfassern
solcher Arbeiten meistens gar nicht klar ist, ob sie gerade eine These
formulieren, ein Argument dafür niederschreiben oder sich auf der Ebene von
Beispielen bewegen.
Und gerade für solche Schülerinnen und Schüler stellen
Argumentationsschemata eine echte Hilfe beim Aufbau von Argumentationen dar.
Und: Diejenigen, die damit keine Schwierigkeiten haben, lassen ihren
Ausführungen auch weiterhin jenen argumentativen Lauf, der ihnen mit
positiven Rückmeldungen bescheinigt worden ist.
Gerade für rhetorisch nicht so versierte Schülerinnen und Schüler kann es,
das zeigen alle Erfahrungen im Umgang mit solchen Schemata also äußerst
hilfreich sein, sich eine gewisse Zeitlang schematisch an den
vorgeschlagenen Strukturen zu orientieren, um Sicherheit bei der
Formulierung zu gewinnen.
Für das Verfassen
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schulischer Schreibformen wie
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Problemerörterungen,
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kommentierende Leserbriefe und
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Texterörterungen können die beiden dargestellten Formen der
Argumentation Grundlage von
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Argumentationsplänen sein, die die Zielgerichtetheit und Klarheit
der Argumentation und Gedankenführung stützen können, oder wie auch an
anderer Stelle beigepflichtet wird, "insbesondere zur Thesenbezogenheit der
Einzelargumente beitragen" (vgl.
ISB Neues Schreiben, Bd. 1, S.211)
Was solche Schemata mit ihrem Fokus
auf die einzelnen Elemente einer Argumentation und ihrer Funktion leisten,
besteht gerade darin, einen reflektierten Umgang mit diesen Elementen zu
ermöglichen. Und genau das widerspricht in keiner Weise dem Ziel
argumentierenden Schreibens, "eine geschlossene, variationsreiche
Gestaltung" zu lehren, "die vor allem den Leserbezug herstellt." (vgl.
ebd., S.149)
Vor überzogenen Erwartungen sei aber dennoch gewarnt: Nicht immer lassen
sich diese Argumentationsschemata verwenden.
Insbesondere wenn es um die
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Analyse
von Alltagsargumentationen
geht, kann es schnell an seine Grenzen stoßen.
Allerdings liegt dies häufig nicht am Schema selbst, sondern an der
mangelnden argumentativen Strukturierung der zu analysierenden Äußerungen
selbst.
Und: Viele argumentative Äußerungen, insbesondere mündliche in
Alltagsgesprächen, ordnen sich der Logik solcher Schemata eben nicht so ohne
Weiteres unter und auch so mancher Text mit
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argumentativer Themenentfaltung lässt es an
Einfachheit, Klarheit und
Verständlichkeit sehr mangeln. Von allen jenen Beispielen, die bewusst
argumentative Strukturen in
Leerformeln verschleiern, ganz zu schweigen.
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Gert Egle, zuletzt bearbeitet am:
17.12.2023