Eine Argumentationstabelle zu einer Alltagsargumentation erstellen
Wer die Strukturen einer
Alltagsargumentation herausarbeiten und darstellen will, kann
dies mit Hilfe einer Argumentationstabelle oder eines
Argumentationsdiagramms tun.
Mit Hilfe der Argumentationstabelle lassen sich im Anschluss an
Arne Naess (1975) auch komplexere Argumentationen in ihrer
hierarchischen Struktur darstellen.
Neben der tabellarischen Gestaltung wird hierzu ein besonderes
Notationsverfahren verwendet.
Die Dachzeile der Argumentationstabelle nimmt dabei die zentrale
Konklusion (These) auf, die auch als
Spitzenformulierung bezeichnet wird. Der Begriff
Spitzenformulierung erscheint auf den ersten Blick etwas
seltsam. Dennoch drückt er aus, was in vielen Argumentationen oder
Diskussionen der Fall ist: Die zentrale Konklusion (These) wird
nämlich schon am Beginn einer argumentativen Auseinandersetzung
geäußert, obwohl sie, wenn man es streng logisch angehen wollte,
sich ja erst aus den Argumenten ergeben müsste.
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Man legt eine
Tabelle mit vier Spalten an.
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Die erste Zeile
der Tabelle ist eine übergreifende Dachzeile, die alle vier
Spalten zu einer Zelle verbindet.
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Jeweils zwei
Zellen dienen zur Notation und Zusammenfassung der Pro- und
Contra-Argumente.
Erfassung der
Hauptargumente
Erfassung der
Nebenargumente (Stützungen)
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In einem zweiten
Schritt werden die Nebenargumente, die zur Stützung der Pro-
oder Contra-Argumentation oder zu deren Erschütterung
vorgebracht werden, erfasst und den jeweiligen Pro- oder
Contra-Argumenten zugeordnet.
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Dabei werden sie
als Pro- oder Contra-Argument durchnummeriert und vor die
Notation des jeweiligen Arguments gestellt, z. B.
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C1P1 =
direktes Gegenargument zum Pro-Argument P1
-
P1P1 =
(untergeordnetes) Pro-Argument zum Pro-Argument P1
-
C1C1 =
direktes Gegenargument zum Contra-Argument C1;
-
P1C1 =
untergeordnetes (Contra-)Argument, das das Contra-Argument
auf der höheren Ebene stützt.
Um die Hauptargumente (Pro- und Contra-Argumente) und ggf. den
Sprecher eines bestimmten Argumentes in der Tabelle markieren zu
können, können unterschiedliche typographische Mittel verwendet
werden.
So können die Hauptargumente (Pro- und Contra) im Fettdruck
hervorgehoben werden.
Der Sprecher des jeweiligen Arguments farblich markiert werden.
Bei zwei Sprechern genügt auch, dass die Äußerungen eines der beiden
kursiv dargestellt werden.
Beispiel einer Argumentationstabelle
Klaus Bayer
(1999, S. 155) hat als Analyse eines konstruierten
Alltagsdialogs zwischen X und Y über die Frage, ob man seinen Urlaub
am Meer verbringen sollte, die folgende Argumentationstabelle
erstellt. Dabei steht die
Spitzenformulierung: "Man sollte seinen Urlaub am Meer
verbringen." in der Dachzeile der Tabelle.

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Auch wenn die Tabelle bei der Analyse eines
Alltagsdialogs hilfreich ist, verleitet sie durch die tabellarische
Auflistung in Spalten ständig Korrespondenzbezüge zwischen den Pro-
und Contra-Argumenten zu suchen, die aber nur in den seltensten
Fällen existieren. Darüber hinaus, darauf weist Bayer ausdrücklich
hin, gibt es "keine für jeden Zweck gleich gut geeignete
Darstellungsform" (ebd.)
und die Tatsache, dass manche Argumente in einer Argumentation
funktional mehrdeutig sein können, macht die Tabellendarstellung
eben nicht für alle Argumentationen brauchbar.
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Eine Diskussion über Schuluniformen
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Pro-Argumente im Argumentationsdiagramm
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Eine Diskussion über das Spicken in der Schule
Gert Egle, zuletzt bearbeitet am:
17.12.2023
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