Eine bekannte Übereinstimmung auf anderes übertragen
Argumente aus der Analogie sind
induktive Argumente. Sie beruhen auf einem
Analogieschluss.
Dabei folgert man aus der bekanntermaßen
Übereinstimmung von Eigenschaften bestimmter Dinge auf die Übereinstimmung
auch von anderen Eigenschaften dieser Dinge.
Analogieschlüsse sind sehr weit
verbreitet und kommen auch in Alltagsargumentationen häufig vor, weil das
Analogieargument vergleichsweise simpel ist.
Eigentlich muss man halt nur
zwei Sachverhalte in Bezug auf eine einzelne Eigenschaft gleichstellen,
schon ist das Analogieargument parat, unabhängig davon ob die Analogie
zutrifft oder eben nicht.
Auch wenn das Analogieargument noch so falsch ist,
"nicht selten [...] werden Analogien dieser Art erfolgreich dafür
eingesetzt, um Feindbilder zu erzeugen." (Stengel
2005, S.65)
Analogieschlüsse: riskant, aber wichtig
Auch wenn Analogieschlüsse
häufig recht riskant sind, sind sie doch für unser Wissen und Handeln sehr
wichtig. Sie "spielen schließlich bei fast jeder Anwendung von Begriffen auf
Objekte eine Rolle." (Bayer 1999, S.141)
Denn im Allgemeinen nehmen wir von einem bestimmten Objekt nur bestimmte
Merkmale wahr, von denen ausgehend wir auf das Ganze schließen.
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Man schließt aus dem nonverbalen Verhalten von Personen häufig auch
auf "Seelenverwandtschaft."
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Ein Ingenieur schließt aus dem Verhalten eines Modells im Windkanal
auf das Verhalten des fertig produzierten Autos im realen Wind.
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Wir schließen aus dem Fahren eines BMWs auf rasante Fahrweise.
Das Argument aus der Analogie lässt sich wie folgt darstellen:
Dinge der Art X haben bekanntlich die
Eigenschaften A, B etc.
Dinge der Art Y haben bekanntlich die Eigenschaften A, B
etc.
Dinge der Art X haben bekanntlich die Eigenschaft C.
► Also: Dinge der Art Y
haben die Eigenschaft C. |
Fehlschlüsse beim Argument aus der Analogie
Fehlschluss |
Beispiel |
Bestimmte übereinstimmende
Eigenschaften sind zwar vorhanden. Diese Ähnlichkeit lässt sich aber
nicht auf die Übereinstimmung in anderen Eigenschaften übertragen.
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Ein Ball ist bekanntlich rund und beweglich.
Eine Kugel ist bekanntlich rund und beweglich.
Mit Bällen kann man bekanntlich Fußball spielen.
► Also:
Mit Kugeln kann man Fußball spielen. |
Es kann leicht passieren, das ein Argument aus der Analogie einen
Fehlschluss darstellt.
Wie im obigen Beispiel sind die Prämissen zwar
haltbar, aber angesichts der maßgeblichen
Unähnlichkeit in der
Beschaffenheit des Balles (Leder, Gummi - Metall, geringes Gewicht -
schweres Gewicht) für die Konklusion offensichtlich nicht relevant.
Unter dem Blickwinkel der Argumentation sind
Metaphern
mit besonderer Vorsicht zu genießen.
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"Wer z. B. sagt, ein Satz 'trage' eine
bestimmte Bedeutung, legt damit die Vorstellung nahe, ein Satz
'transportiere' Bedeutung auf eine ähnliche Weise wie ein Mensch, der einen
Gegenstand trägt. Der Analogieschluss, die Bedeutung 'käme' beim Adressaten
schließlich ebenso 'an' wie der getragene Gegenstand an seinem
Bestimmungsort, wäre allerdings fragwürdig."
(Bayer 1999, S.140)
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Gerade weil die Wirkung von Metaphern auf den
Adressaten äußerst stark sein kann, sollte man bei Metaphern in der
Argumentation "stets auf der Hut sein und sich nicht zu bedenklichen
Analogieschlüssen verleiten lassen." (ebd.)
Wer ein
Analogieargument überprüfen will, kann dagegen Einwände oder kritische
Fragen formulieren. Wenn das Analogieargument als Schwachstelle der
Argumentation identifiziert wird, kann man es entweder mit einem Einwand
in Aussageform direkt angreifen oder aber es in Form einer
(kritischen) Frage, die in der Regel eine Antwort erwartet, überprüfen.
Beispiel: "Fracking wird in den Vereinigten Staaten nahezu überall zur
Energiegewinnung eingesetzt. Daher könnte dieses Verfahren in Deutschland
doch auch angewendet werden." Katalog kritischer Fragen:
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Ist überhaupt zutreffend, was zur
Analogie herangezogen wird? ("Wird Fracking in den USA tatsächlich überall eingesetzt, um
Energie zu gewinnen?")
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Lässt sich die Analogiequelle mit dem
Analogieziel überhaupt in Einklang bringen? ("In den USA mag das ja so sein, aber ist es auch
umweltverträglich?")
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Sind die Analogieträger überhaupt
ähnlich genug? ("In den USA gibt es ganz andere geografische und geologische
Bedingungen als in Deutschland.")
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Gibt es ähnlichere Analogiequellen, bei
denen sichtbar wir, dass die behauptete Analogie nicht zutrifft? ("Erfahrungen in einigen Nachbarländern Deutschlands haben gezeigt,
dass die Risiken für Fracking in dichtbesiedelten Gebieten viel zu hoch
sind.") (vgl.
Herrmann u. a. 2011, S.62)
Gert Egle, zuletzt bearbeitet am:
17.12.2023
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