Bestimmte Ereignisfolgen nach Ursache und Wirkung deuten
Kausale Argumente
sind ▪ induktive Argumente. Sie zielen darauf auf, bestimmte Ereignisfolgen
nach Ursache und Wirkung zu deuten.
Das Grundsatzproblem induktiven Schließens
besteht darin, dass die Wahrheit der
Prämissen beim
▪ induktiven Argument die
▪
Konklusion zwar wahrscheinlich, aber eben nicht letztlich sicher macht.
Aus diesem Grund kommt es auch immer wieder zu kausalen
Fehlschlüssen. Fehlschlüsse bezeichnen in der formal-logischen
Argumentationsanalyse verschiedene Formen des unkorrekten Schließens
bzw. logisch nicht gültige Argumentationsmuster oder
Argumentationen, die nicht durch das Explizitmachen von indirekt
unterstellten Prämissen
zu logisch gültigen Schussfolgerungen ergänzt werden können (vgl.
Kienpointner 1996,
S.56).
Kausale Fehlschlüsse
Kausale
Fehlschlüsse können auf verschiedene Art und Weise zustande kommen. (vgl.
Bayer 1999, S.141ff.,
vgl.
Kolmer/Rob Santer 2002, S.188f.)
Fehlschluss |
Beispiel |
Zwei
zeitlich aufeinander folgende Ereignisse, die aber nicht
wirklich zusammenhängen, werden als Ursache und Wirkung
aufgefasst.
(post hoc ergo propter hoc) |
Ein Stuhl dreht sich immer weg, wenn sich
ihm ein möglicher Benutzer nähert. ("Versteckte Kamera") |
Verwechslung von Ursache und Wirkung |
Männer mit Brusthaaren sind die besseren
Liebhaber. |
Simplifizierende Deutung komplexer Wechselwirkungen |
▪
Ego-Shooter-Spiele machen Jugendliche zu
Mördern. |
Vermischung von Fakten mit Bewertungen
(naturalistischer
Fehlschluss)
1)
aus rein faktischen Aussagen (Tatsachenbehauptungen)
normative Aussagen, die eigentlich
mindestens eine weitere normative Prämisse benötigten,
eine normative Aussage abgeleitet wird:
2) die Argumentation mit
einem moralischen Verweis daherkommt, der die
vermeintliche Natürlichkeit eines Sachverhaltes oder
eines Verfahrens unterstellt; |
1) Wir
müssen weniger fossile Brennstoffe benutzen, denn
andernfalls geht die Menschheit zugrunde! – damit
der Schluss logisch korrekt wird, muss zumindest die
normative Prämisse "Die Menschheit soll nicht zugrunde
gehen." eingefügt werden; 2) Homosexualität ist
unnatürlich.– "Weil Männer und Frauen »von Natur aus da sind«,
wird Heterosexualität als »normale Lebensform« gefolgert (soweit noch
korrekt: Faktum folgt aus Faktum), diese dann als moralisch positiv
bewertet (hier passiert der Fehlschluss) und eine homosexuelle
Lebensform als negativ abgelehnt." (Kolmer/Rob-Santer 2002,
S.189); |
Eines von zwei Ereignissen A und B, die
Wirkung eines dritten Ereignisses sind C, wird als Ursache des anderen
betrachtet (A als Ursache von B oder B als Ursache von A (Fehlschluss
der gemeinsamen Ursache) |
Ich habe Fieber, weil ich Schnupfen habe. -
Ich habe Schnupfen, weil ich Fieber habe. (eigentliche Ursache ist aber
eine Infektion) |
Es gibt kein Patentrezept gegen kausale Fehlschlüsse. Allenfalls muss man
die Datenbasis für den Schluss so erweitern, dass eine Überprüfung der
Argumentation möglich ist und damit geklärt werden kann, ob das kausale
Argument korrekt ist. (vgl.
Bayer 1999, S.141ff.)
Wer es mit dem naturalistischen Fehlschluss zu tun bekommt, kann die
zugrunde liegenden Werturteile erfragen
und damit offenlegen lassen (vgl.
Kolmer/Rob-Santer 2002, S.189)
Im Zusammenhang mit
dem ▪ Argumentieren gegen Stammtischparolen
und ▪ gegen Wissenschaftsleugner
empfiehlt es u. U, die
Gegenstrategie des subversiven
Argumentierens.
Gert Egle, zuletzt bearbeitet am:
04.01.2024
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