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Abschießen als Verhaltensstrategie beim nichtpartnerschaftlichen
Argumentieren
Mit der Bezeichnung
"Abschießen"
sollen nach
Weidenmann (1975, S. 97) Techniken des
▪
nichtpartnerschaftliches Argumentierens
bezeichnet werden, die nicht wie beim Kritisieren, "ein Argument in
bezug auf das Diskussionsziel bewerten und diese Bewertung begründen",
sondern ein Argument aus anderen als aus sachlichen Gründen zu Fall
bringen wollen. Dabei kann das Abschießen
das zum
▪
rhetorischen Giftschrank gehört,
in verschiedenen Formen auftreten:
Gesunder Menschenverstand
|
Das Argument des Gesprächspartners unter Hinweis auf ein vermeintlich
allgemein anerkanntes und unbestreitbares Faktum oder (Vor-)Urteil
entkräften ohne auf es als solches einzugehen. |
Das mag ja in der Theorie
schon stimmen, aber in der Praxis ist das halt doch, wie jeder weiß,
ganz anders. Natürlich ist
die Welt ungerecht. Aber die so ist halt die menschliche Natur. Da
kann man nichts machen.
Homosexualität ist einfach nicht normal. Das spürt doch jeder
normale Mensch. |
Übertreiben |
Um ein Argument zu Fall zu bringen, wird maßlos
übertrieben, geradezu der Teufel an die Wand gemalt. |
Wenn wir in diesem Fall nicht konsequent sind, werden wir morgen
überhaupt keine Möglichkeit mehr besitzen zu handeln
Das ist eine Entwicklung, die nur in einer Katastrophe münden kann.
Wer für Abtreibung ist, befürwortet Mord. |
Verunsichern |
Die Argumente des anderen sollen dadurch erschüttert werden, dass man
die Person, die sie äußert, verunsichert. |
Sind Sie sich Ihrer Sache
da so sicher? Woher wollen
Sie das denn so genau wissen?
Haben Sie auch nachgeforscht, ob dazu nicht schon längst neue
Erkenntnisse vorliegen? |
So tun als ob |
Argumente sollen dadurch entkräftet werden, dass man zum Schein die
Gegenposition einnimmt. |
Ich
persönlich finde deinen Vorschlag wirklich gut. Aber wenn ich mir
mal vorstelle, wie die anderen darauf reagieren: Bestimmt denken die
…
Ich tu’
jetzt einfach mal so, als ob ich die Sache wirklich ganz entschieden
befürworten würde. Dann wäre mir natürlich besonders wichtig …
Wenn
ich ein Mann wäre, würde ich aber in einer solchen Situation gar
nicht an so etwas denken. |
(nach:
Weidenmann 1975, S. 97f.)
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Gert Egle, zuletzt bearbeitet am:
17.12.2023
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