In einem Interview des Magazins der Süddeutschen Zeitung haben im Januar
2013 vier junge Leute im Alter zwischen 14 und 21 Jahren über ihre
Erfahrungen beim Aufwachsen in einer so genannten "Regenbogenfamilie"
gesprochen.
Mit dem Begriff werden Familien bezeichnet, in denen mindestens
ein Elternteil lesbisch oder schwul, bisexuell oder transgender ist.
Manchmal wird der Begriff auch allein für Familien verwendet, bei denen
beide Elternteile homosexuell sind.
Im Januar 2013 lebten in Deutschland
ungefähr 2000 Minderjährige als Kinder eingetragener Lebenspartnerschaften.
Anlass des nachfolgenden Interviews war die öffentliche Debatte um das bis dahin gültige
Adoptionsrecht für gleichgeschlechtliche Lebenspartnerschaften.
So ist es
seit 2004 für solche Paare erlaubt, das leibliche Kind des Partners zu
adoptieren. Seit dem Februar 2013 ist schwulen und lesbischen Partner per
Urteil des Bundesverfassungsgerichts auch erlaubt, ein vom Partner bzw. der
Partnerin angenommenes Kind ebenfalls zu adoptieren. Dies nennt man
"Sukzessivadoption".
Im
Interview äußerten die Jugendlichen über das Aufwachsen und Leben in ihren
jeweiligen Regenbogenfamilien und darüber, wie sie und andere damit umgehen.
Auf die Frage "Wie reagiert man auf blöde Sprüche?" antworteten
sie u. a.:
-
Mia: "Das kommt drauf an, ob
ich mit einer Antwort tatsächlich irgendwas bewirken kann. Bei manchen
Leuten denke ich mir, mit dem hat das sowieso keinen Sinn…“
-
Felix: "Ich gehe eigentlich
immer ganz gern auf Konfrontation. Wenn ich merke, manche Leute könnten
ein Problem haben, dann sage ich erst recht: Ich habe zwei Mütter und
warte gespannt auf die Reaktion."
-
Malte: „Wenn einer zu mir
käme mit einem blöden Spruch, wäre ich vermutlich der Letzte, der den
Mund aufkriegt, weil dem schon drei meiner Freunde die Meinung gesagt
haben.“
Auf die Frage, ob das Thema "Regenbogenfamilien" in der Schule zur
Sprache käme, antworteten die jungen Leute u. a.:
-
Nell: "Bei mir in der Schule
gar nicht.“
-
Malte: "Das Thema gehört auch
nicht in die Schule.“
-
Mia: "Doch! (…) Manche wissen
rein gar nichts über alternative Lebensformen! Wie auch. wenn sie nicht
so aufwachsen und nur ein Bild vorgelebt bekommen? Viele halten
Homosexualität immer noch für eine Krankheit.“
Felix: „(…) So finde ich das gut: wenn das Thema ganz selbstverständlich
erwähnt wird. Man muss keine Extra-Stunde über Homosexualität
einführen."
Malte betonte weiter, er zweifle am Nutzen, wenn das Thema in der Schule
zur Sprache gebracht werde. Er sehe da eher eine Aufgabe für die
Gesellschaft als für die Schule. Außerdem bezweifle er, ob Leute anders
dächten, nur weil sie das mal in der Schule besprochen hätten. Und wie
manche Biolehrer über Homosexualität reden würden, machten sie das alles
meistens noch schlimmer.
(Quelle: Süddt. Ztg. Magazin 2 (2013) v. 11. 1.2013)