Viele Diskussionen ufern aus, die Diskussionsteilnehmer kommen, wie man
alltagssprachlich sagt, vom Hundertsten ins Tausendste". Und auch in
Diskussionen im Unterricht fällt es manchen Schülerinnen und Schülern
schwer, beim Thema zu bleiben und zu seinen unterschiedlichen Aspekten zu
sprechen.
Gar nicht selten verbinden einzelne den Begriff Diskussion auch mit einem
handfesten Streit, wie er bei persönlichen Konflikten zwischen Menschen
immer wieder aufkommt. Dann geht es vor allem darum, sich gegen
Verhaltensweisen und Ansprüche seines Gegenübers zu behaupten und sich,
nicht selten auch mit unfairen und nur zum Teil mit sprachlichen Mitteln
durchzusetzen. (→Nicht-partnerschaftliches Argumentieren,
→Techniken des unfairen Argumentierens,
→Killerphrasen)
Aber auch das althergebrachte "Machtwort" "Schluss jetzt, keine
Diskussion!", mit dem ein autoritärer Vater in Zeiten, in denen man Kindern
noch so gut wie keine Mitspracherechte in der Familie gab, "überflüssigen"
verbale Einlassungen der Kinder einen Riegel vorschob, klingt vielleicht
noch manchem in diesem oder in anderen Zusammenhängen in den Ohren. Auf
jeden Fall kommt die Diskussion bei solchen
Konnotationen nicht gerade
gut weg.
Aber:
Nicht jeder Streit ist eine Diskussion, wenngleich es ohne Streitpunkt in
einer Diskussion auch nicht geht.
Wer diskutieren will, muss eine Menge gleichzeitig
zuhören
können und dabei aktiv sein.
Denn die Art und Weise, wie man zuhört, hat einen maßgeblichen Einfluss
auf den Verlauf einer Diskussion. Die
Aktivität des Hörers
kann sich verbal, aber häufiger sogar
nonverbal (Körperhaltung,
Mimik und
Gestik) äußern. Die
Probleme, die ein Sprecher und ein Hörer in einem normalen Gespräch
haben können, gibt es meist noch ausgeprägter in einer Diskussion. Aber:
Zuhören lässt sich lernen. Der
kontrollierte Dialog ist dafür ein ideales Übungsterrain. (vgl. auch
→Hörerrolle und Höreraktivitäten in der
→Gesprächsanalyse)
Im
schulischen Kontext stellen Diskussionen wichtige Bestandteile eines
lebendigen und
kompetenzorientierten Unterrichts dar. Nach
Gage/Berliner (1986, S. 510f.) lernen Schülerinnen und Schüler dabei:
-
Welcher Art die Sachverhalte sind, indem sie
prüfen, ob ihr Tatsachenwissen korrekt ist, indem sie die Zusammenhänge
zwischen Fakten ausfindig machen, indem sie die Grundlage der Daten sowie
die wichtigen, weniger wichtigen und fehlenden Sachverhalte ermitteln.
-
Eine bestimmte Position einzunehmen, indem sie
entweder eine neue Position entwickeln, wenn sie noch keine vertreten
haben, indem sie eine bereits eingenommene Position modifizieren oder
indem sie eine Position besser Stützen können, die sie für wichtig halten.
-
Was andere meinen, indem sie feststellen, welche
Ansichten andere vertreten, welche verschiedenen Positionen es gibt und
wie sehr manche Leute von einer bestimmten Position überzeugt sind.
-
Wie man mit einem bestimmten Problem umgehen
soll, indem sie entscheiden, ob die Diskussion fortgesetzt, ein bestimmtes
Vorgehen durchgeführt, Briefe geschrieben, Kontakt zu Schlüsselpersonen
aufgenommen oder das Problem fallen gelassen werden soll."
Gert Egle, zuletzt bearbeitet am:
17.12.2023