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Schreibfunktionen
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9
Schreibfunktionen (Ludwig 1980)
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Schreibfunktionen
schulischer Schreibaufgaben (Fritzsche 1994)
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5 Schreibfunktionen
in drei Bereichen (Ossner 1995)
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2 Schreibfunktionen (Fix
2006/2008)
Schreiben, d. h. das
▪ Verfassen von Texten
in schriftlicher Form, kann sehr unterschiedliche ▪
Schreibfunktionen
haben.
Kommunikative
Funktionen des schulischen Schreibens
Fritzsche
(1994, S.32f.) hat in seiner Systematisierung traditioneller und
moderner Aufsatzarten (schulische Schreibformen)
die kommunikative Funktionen des Schreibens im Unterricht zur Grundlage
seiner Einteilung gemacht.
Fritzsche
(1994, S.32f.) unterscheidet:

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Zwischen allen "Sparten" gibt es nach
Fritzsche
(1994, S.34) vielfältige "Funktionsüberschneidungen",
was vor allem davon herrührt, dass keine der kategorial von einander
geschiedenen Schreibformen in Reinform oder ohne das Vorhandensein auch
der anderen Intentionen vorkommt.
In konkreten Schreibaufgaben dominiert
nur jeweils eine der genannten Funktionen "und von dieser dominanten
Funktion her wird die schulische Aufgabe gerechtfertigt."
Das ist
mittlerweile Gemeinplatz wohl auch in der Aufsatzdidaktik und entspricht
auch den Erkenntnissen der ▪
Textlinguistik, die
davon ausgeht, dass es sich bei Textmustern " eher um Felder (handelt),
die sich an den Rändern überlappen und innerhalb deren funktionale
Freiheit herrscht." (Fix
2006/2008, S.103.
unter Bezugnahme auf Ossner 2005).
Das in der Textlinguistik inzwischen weithin anerkannte
Konzept der Prototypikalität, das davon ausgeht, dass Texte nicht als feste,
absolute und unveränderliche Größen aufzufassen sind, sondern über bestimmte
Merkmale zu beschreiben sind, die mal mehr, mal weniger stark ausgeprägt
sind, kann auf diesem Wege auch Eingang in die Aufsatz- und Schreibdidaktik
finden.
Außer im Hinblick auf ihre didaktische Funktion unterscheiden sich die
drei Formen des Schreibens auch durch die Kriterien, die zu ihrer
Beurteilung und Kritik herangezogen werden, wobei allerdings das Paradox
der Texte, die zur (Selbst-)Reflexion verfasst werden, darin besteht,
dass eigentlich nur ihr Verfasser beurteilen kann, ob es beim Schreiben
zu einem Wissenszuwachs gekommen ist.

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Schreiben als
Mittel der Reflexion: Schreibaufgaben als Erschließungsinstrumente
von Texten
In den Bereich, in dem
Schreiben als Mittel der Reflexion
fungiert, verortet
Fritzsche
(1994, S.34)
die traditionellen Aufsatzarten, denen er aber mit der Festlegung auf
überwiegend kognitive und reflexive Aufgaben eine Funktion zuweist, die
es von den anderen Schreibaufgaben abheben soll.
Schreibstrategisch
besehen fallen Schreibaufgaben dieser Art unter das
(epistemisch-)heuristische
Schreiben, bei dem "das Schreiben nicht der Information des Lesers,
sondern allenfalls der des Schreibers selbst (dient)". (ebd.
S.32)
Nach Fritzsche sind Aufsatzarten mit
solchen Schreibaufgaben "nicht als
Grundformen für Texte" aufzufassen, "die im gesellschaftlichen Leben
vorkommen."
Für ihn sind sie "Erschließungsinstrumente" für
Inhalte, die "dem genauen Wahrnehmen und Verstehen von a) äußerer Wirklichkeit (z. B. Sachverhaltsdarstellung) b) Meinungen, Gedanken, Vorstellungen (z. B. Problemerörterung) und c) Texten (z. B. Inhaltsangabe) (dienen)." (ebd.
S.32, Hervorh. d. Verf.)

Liefern die Aufsatzarten Muster für die Erschließung bestimmter Inhalte,
geht es also auch nicht mehr primär darum, ob ein bestimmter Text in
jederlei Hinsicht textsortenkonform verfasst ist, sondern vor allem
darum, ob der Gegenstand, den es zu erfassen und darzustellen gilt, mit
geeigneten Erschließungsverfahren behandelt worden ist. (vgl. auch den
Begriff des Erschließens in den
Einheitlichen Prüfungsanforderungen für das schriftliche Abitur, EPA
2002, z.B. erörterndes
Erschließen)
Die
Textproduktionskompetenz löst sich somit auch aus den Fängen reiner
Produktorientierung beim schulischen Schreiben. Die Vertextung und Verschriftlichung von Gedanken, Wahrnehmungen und Empfindungen in einem
adäquaten Erschließungsverfahren erfolgt dabei, wie
Fritzsche
(1994, S.33) betont, mit kommunikativen bzw. expressiven Absichten,
die zu einer sprachlichen Gestaltung führen müssen, die einer "reflektierenden
Darstellung" Genüge leisten muss. Aus diesem Grunde könnten die
"Übungen" bzw. Erschließungsaufgaben, die den expressiven und
kommunikativen Schreibaufgaben zugrunde liegen, auch
Darstellungsformen genannt werden.
Schreiben als Mittel des Ausdrucks subjektiver Sichtweisen,
Wahrnehmungen und Bedürfnisse
Wenn das Schreiben vor allem zur
Förderung ästhetischer Kompetenzen
dienen soll wie beim Verfassen erzählender, lyrischer oder dramatischer
Texte, rückt weniger eine literarästhetisch kunstvolle Gestaltung als
der (expressive) Ausdruck ganz subjektiver Sichtweisen, Wahrnehmungen,
Befindlichkeiten und Bedürfnisse in den Mittelpunkt des Schreibens.
Das
expressive Schreiben – das
Schreiben als Mittel des Ausdrucks
– weist zwar "auf den sehr
bedeutsamen existentiellen Bezug von Literatur hin“ (ebd.,
S.34), doch müsse dieses "poetische
Schreiben" eben sehr weit gefasst werden, da Literatur
schließlich über den Selbstausdruck hinaus auch Wirklichkeitserfahrungen
gestalte und an den Leser appelliere.
Schreiben als
Mittel der Kommunikation: Kommunikative Zweckformen
Kommunikative Zweckformen (Gebrauchstexte),
wie sie beim Schreiben als Mittel der Kommunikation entstehen, folgen im
Allgemeinen konventionalisierten Regeln hinsichtlich Inhalt, Aufbau und
sprachlicher Formulierung.
Unabdingbar ist der Adressatenbezug, der
diesem Schreiben zugrunde liegt. Die davon herrührende Notwendigkeit,
bestimmte Rollen zu übernehmen oder die Sachverhalte aus
unterschiedlichen Perspektiven zu betrachten (Rollen-
und Perspektivenübernahme), fördert nach Ansicht Fritzsches (ebd.)
nicht nur die interaktive Kompetenz, sondern dient auch der
"Qualifikation der Schüler zu gesellschaftlich und beruflich
handlungsfähigen Subjekten."
Der oben schon erwähnten
Funktionsüberschneidungen ist
sich
Fritzsche
(1994, S.35) besonders bei der Abgrenzung des Schreibens als Mittel
der Reflexion (reflektierendes Schreiben) vom Schreiben als Mittel
der Kommunikation (kommunikatives Schreiben) bewusst:
"Beim
reflektierenden Schreiben kommuniziere ich, indem ich mein eigener Leser
bin, und beim kommunikativen Schreiben, muss ich den Gegenstand, den ich
vermitteln will, kennen und mich auch ihm zuwenden." Die unterschiedlich
gerichtete Aufmerksamkeit des Schreibenden macht so den Unterschied:
"Beim reflektierenden Schreiben geht es primär um die
Sachklärung, und ich kümmere mich zunächst gar nicht um mögliche Leser;
dass ich selbst Leser bin, stelle ich nicht bewusst in Rechnung. Beim
kommunikativen Schreiben setze ich umgekehrt die Sache als für mich klar
voraus und kümmere mich primär um die Vermittlung.
Sprechakttheoretisch ausgedrückt: Beim reflektierenden Schreiben liegt
der Akzent auf dem
propositionalen Akt, beim kommunikativen Schreiben auf dem
illokutionären Akt.
Im Beispiel gesprochen: Wenn ich eine Einladung zu einem Elternabend
formuliere, geht es für mich nicht um die Klärung der Fakten (obwohl mir
womöglich erst beim Schreiben auffällt, dass ich den Raum noch gar nicht
festgelegt habe, wozu eine Rücksprache mit dem Hausmeister nötig gewesen
wäre), sondern um die angemessene und wirkungsvolle Formulierung. Wenn
ich dagegen nach einer Auseinandersetzung mit dem Schulleiter zu Hause
den Streit in einem Gedächtnisprotokoll aufschreibe, geht es mir um die
reflektierende Rekonstruktion der Argumente (und um deren Festhalten)."
So ist lasse sich mit der Unterscheidung zu Übungszwecken eben doch
sinnvoll arbeiten.
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schulischer Schreibaufgaben (Fritzsche 1994)
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5 Schreibfunktionen
in drei Bereichen (Ossner 1995)
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2 Schreibfunktionen (Fix
2006/2008)
Gert Egle, zuletzt bearbeitet am:
22.03.2023
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