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A. Text:
Der Körperkult treibt weiter Blüten Die einen fahren jeden Sommer ans Meer zum Baden, die anderen leisten
sich teure Klamotten oder kaufen sich alle paar Jahre ein nagelneues Auto.
Malinee Müller, Mitte dreißig aus Zürich, gibt ihr Geld lieber für das
eigene Gesicht aus: Sie lässt sich regelmäßig von einem Fachmann die Haut
glätten. Davon verspricht sie sich mehr Lebensqualität. "Meine Schönheit
und mein jugendliches Aussehen aufrechtzuerhalten, ist meine Art der
Selbstverwirklichung", sagt Müller. (nach: Brückenbauer 9, 26.2.2002)
B. Kommentierender Leserbrief Nach dem Designer-Tisch nun auch der Designer-Mensch? - Nein, danke! Was Herr Wolfensberger in dem Artikel von Helmuth Zuntger "Der Körperkult treibt weiter Blüten" im "Brückenbauer" Nr. 9 vom 26.2.2002 zur Legitimation von Schönheitsoperationen heranzieht, spottet jeder Beschreibung. Da erscheinen Schönheitsoperationen einfach als "logische Folge von Design und Stylingbemühungen bei Gegenständen", einer Meinung, der im Übrigen auch der Autor des Artikels beizupflichten scheint. Ich frage mich, kommt also nach dem Designer-Stuhl, dem Designer-Tisch und dem Designer-Bett nun etwa der Designer-Mensch, das Designer-Gesicht, die Designer-Nase und der Designer-Hintern auf uns zu? Hinter diesen als "logische Folge" ausgegebenen Konsequenzen steht ein Menschenbild, das die Menschenwürde missachtet, indem es den Menschen mit einer Sache vergleichbar macht. Die Aufgabe eines Designer-Stuhls ist eben, jedenfalls in den meisten Fällen, wohl dem Menschen eine Sitzgelegenheit anzubieten und dazu unter dem Einfluss schnell wechselnder Moden zu gefallen. Die Funktionalität des Dinges jedenfalls steht von vornherein fest. Mag das Designobjekt, wenn es als Einzelstück hergestellt worden ist, auch eine gewisse Einzigartigkeit besitzen, Individualität, wie es die Natur beim Herausbilden des einzelnen Menschen bewirkt, schafft das Design eben nicht. Denn in Wahrheit ist es ja gerade andersherum: Wer sich den "Design"-Vorstellungen des Schönheitskultes unterwirft, der gibt seine individuelle Schönheit preis, zugunsten fragwürdiger Schönheitsideale einer Schönheitsindustrie, die ihre Gewinne mit einem Bombardement von offenkundiger und verschleierter "Schönheitswerbung" in den Medien einfährt. Darin erscheint dann auch das Herumschneiden im Gesicht, an Brust und Hintern als "natürliches Streben" nach Schönheit. In der Tat: Wer sich am Schönheitswahn nicht eine goldene Nase verdienen will, tut gut daran, zumindest jenes von kommerziellen Interessen diktierte "gute Aussehen" zu "bagatellisieren". Die Designer-Brust mit Körbchengröße XXL für menschliche Kunstprodukte aus Hollywood, die aufgespritzten Lippen ältlicher Damen oder, von mir aus auch, die unterspritzten Muskelprotze männlicher Art gleichen sich eben wie ein (faules) Ei dem anderen, äußerlich wie wohl auch charakterlich, dank ihres verräterischen Designs. |
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Arbeitsanregungen:
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