Standbilder gehören, da sie
zur
▪
szenischen
Interpretation vergleichsweise einfach eingesetzt werden können,
inzwischen zu den bekanntesten ▪
Techniken
des szenischen Interpretierens. Standbilder können
dabei ganz Unterschiedliches zur Darstellung bringen. Sie können u. a.
zeigen
-
wie die Konstellation der Figuren aussieht
-
welches allgemeine Verhältnis Figuren zueinander haben
-
welche sozialen Hierarchien zwischen ihnen bestehen,
-
wie sich Einstellungen und Befindlichkeiten von Figuren zu anderen
Figuren oder einem bestimmten Geschehen in ihrer
▪
Körpersprache, in ▪
Körperhaltungen,
▪
Gesten und
▪
Mimik
widerspiegeln.
Bei der Standbildarbeit können nach
Scheller (1998/52007, S.59-68,
ders., 22008, S.72ff.) die folgenden Techniken verwendet
werden:
Auch wenn sich die Standbildarbeit vergleichsweise einfach durchführen
lässt, ist ihre wirkungsvolle Inszenierung kein Selbstläufer. So müssen
die Spieler und Spielerinnen gerade nach einem vom Spielleiter zum
Einfrieren gegebenen Stoppsignal, die jeweilige Körperspannung bewahren,
die ihr nonverbales Verhalten vor diesem Zeitpunkt ausgemacht hat. Nur
so kann das Standbild, vor allem wenn es sich um mehrere Figuren
handelt, von Beobachtern auch angemessen analysiert werden.
Situationen einfrieren
Das Einfrieren von Situationen
eines szenischen Spiels ist eine Standard-Technik bei der
Standbildarbeit.
Diese ▪
Technik
des szenischen Interpretierens
besteht letzten Endes darin, dass die Spielerinnen und Spieler auf
den Zuruf bzw. das Stopp-Signal des Spielleiters in ihren ▪
Körperhaltungen,
▪
Gesten und
▪
Mimik
für eine gewisse Zeit lang erstarren.
Wie im »Dornröschenschlaf,
in den das ganze Schloss im gleichnamigen Märchen der »Brüder
Grimm
sinkt, bleibt beim Einfrieren von Situationen einfach die Zeit
stehen. Geradeso wie die Wohlfahrtsmarke der Deutschen Bundesspost gerade
jenen Moment festhält, in dem eine vom Koch seinem Lehrling zugedachte
Ohrfeige erst hundert Jahre später, nachdem Dornröschen von ihrem Prinzen
wachgeküsst wird, ihr Ziel erreicht, so werden mit Standbildern "soziale
Situationen, Personen, Konstellationen, Beziehungsstrukturen oder Begriffe"
für eine gewisse Zeit in bildlichen Darstellungen "fixiert, ausgestellt und
verfremdet." (Scheller (1998/52007,
S.59)
Beim Einfrieren geschieht dies auf eine entsprechende Anweisung des
Spielleiters, der mit seinem Stopp-Ruf die Fortführung der Handlung
unterbricht. Wenngleich es prinzipiell gleichgültig ist, an welcher Stelle
der Handlung eine Situation eingefroren werden soll, eignen sich doch solche
Situationen besonders, in denen ein bestimmtes Verhalten der Figuren
reflektiert oder für die weitere Inszenierung eines Textes korrigiert werden
soll.
Standbilder, die durch derartige Spielunterbrechungen zustande
kommen, eignen sich damit in besonderer Weise für die Interpretation und
können dabei verschiedene Zugänge für das Verständnis der ausgestellten
Haltungen und Situationen ermöglichen (vgl.
ebd., S.60)
-
Situationen und Haltungen können von der Beobachtergruppe
gespiegelt und gedeutet werden. Dazu baut eine Beobachtergruppe
das von der Spielgruppe eingefrorene Standbild nach und äußert sich dann
aus der jeweils eingenommenen Haltung heraus darüber, mit welchen
Gefühlen diese Haltung ihrer Ansicht nach verbunden ist. Im
anschließenden Gespräch mit der Spielgruppe können diese Erfahrungen
ausgetauscht werden.
-
Nach dem Einfrieren artikulieren die Spieler aus ihrer Rolle
heraus, welche Gedanken sie haben und welche Gefühle sie
spüren.
-
In einer ▪
situationsbezogene Rollenbefragung
erkunden Beobachter der "Szene" die Spieler, in dem sie ihnen Fragen
zu ihren Einstellungen, Haltungen und Reaktionen auf die Situation
stellen.
-
Als eine Art ▪ "Hilfs-Ich"
treten Beobachter hinter die Spieler, nehmen mit ihnen körperlich
Kontakt auf (z.B. Hand auf Schulter) und äußern dann in der Ich-Form
Gedanken und Gefühle der Spielfigur.
-
Die Beobachter teilen nacheinander mit, wie sie die Situation
und das Verhalten der beteiligten Figuren beurteilen. Dabei
können sie auch aus einer Rolle heraus sprechen. Ebenso können sie ihr
Urteil selbst durch eine Körperhaltung unterstreichen oder auch nur mit
▪
körpersprachlichen Mitteln, in ▪
Körperhaltungen,
▪
Gesten und
▪
Mimik
zum Ausdruck bringen. Zudem ist es zulässig, dass die Beobachter eine
Person im Standbild direkt anspricht.
Gert Egle, zuletzt bearbeitet am:
30.12.2023
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