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Textproduktive Verfahren im Rahmen einer produktiven Hermeneutik

Überblick

 
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Produktive TextarbeitÜberblickFormen [ Textproduktive Verfahren im Rahmen einer produktiven Hermeneutik Überblick ◄ ▪ Unterrichtliche produktionsästhetische Inszenierungsmuster kultureller Praktiken des Literaturumgangs ] Bausteine Literarisches Rollenspiel Szenische Interpretation Freies kreatives Schreiben Multimediale Objektpermutationen Multimediale Gestaltung von Gedichten Beispiele Gestaltendes Erschließen ... Operatoren im Fach Deutsch
 

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Lese- und Rezeptionsstrategien
Lesen und Textverstehen (CI-Modell)
Hermeneutischer Zirkel
Grundpositionen der Texthermeneutik
 ▪ Kognitionspsychologie und hermeneutischer Zirkel

Die Überlegung, dass die positiven Effekte eines handlungsorientierten Literaturunterrichts nicht als alleinige Grundlage für den Einsatz produktiver Techniken im Literaturunterricht genügen können, steht im Hintergrund der Systematik von 166 verschiedenen Verfahren des Literaturumgangs, die Günter Waldmann (32000, S.62) zusammengestellt hat.

Auch wenn Waldmann selbst betont, dass sein Konzept "weniger auf kreatives Schreiben allgemein als auf produktiven Literaturumgang, also auf Literaturunterricht zielt, in dem es vor allem um die Vermittlung des Verstehens von Literatur: von literarischen Texten geht" (ebd., S. XI), ist es hier unter dem ▪ Arbeitsbereich Kreatives Schreiben eingeordnet.

Didaktisches Phasenmodell unterrichtlicher Verstehensprozesse im Umgang mit Literatur

Für Waldmann (32000, S.27) vollzieht sich das Verstehen eines literarischen Textes als ein "einheitlicher komplexer Vorgang", der sich in einem hermeneutischen Textverstehensprozess in bestimmte aufeinander folgende Phasen einteilen lässt, die jedem unterrichtlichen Verstehensprozess literarischer Texte, ob analytisch oder produktiv zugrunde liegen.

Dabei werden bestimmte produktive Verfahren unterschiedlichen Stufen bzw. unterschiedlichen "Phasen" des Textverstehens (▪ hermeneutische Dimension und ▪ hermeneutischer Zirkel) und der ▪ Sinnkonstruktion im Zuge eines Leseprozesses zugeordnet. Im Mittelpunkt steht dabei nicht die handlungstechnische Anwendung bestimmter Verfahren, sondern eine sich als produktiv verstehende Hermeneutik, die an das von Waldmann zugrunde gelegte didaktische Phasenmodell literarischen Textverstehens gekoppelt ist

Waldmann (32000, S.28ff.) geht in seinem Konzept der produktiven Hermeneutik von einem vier- bzw. unter Einschluss der sogenannten Vorphase fünfstufigen Modell aufeinander folgender Phasen bei unterrichtlichen Verstehensprozessen im Umgang mit literarischen Texten aus.


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Waldmanns (32000) didaktisches Phasenmodell versteht sich idealtypisch (ebd., S.28). Es kann und will   nicht die individuellen kognitionspsychologischen Prozesse in den Mittelpunkt seiner Betrachtung stellen, sondern auf der Grundlage eines hermeneutischen Theorierahmens zeigen, welche produktiven Verfahren des Literaturumgangs für welchen Zwecke im Textverstehensprozess geeignet sind. Sie sind also funktional stets auf das Textverstehen bezogen und sollten nicht nur so zum Spaß oder als kreatives Spiel zum Einsatz kommen. (vgl. ebd., S.1) Aus diesem Grund warnt er auch mit deutlichen Worten davor, den von ihm entwickelten Katalog von Verfahren produktiven Umgangs mit Literatur "komplett mechanisch, textuell unfunktional und literarisch unsensibel" (ebd., S.62) zu benutzen.

Wer als Lehrkraft auf die Verfahren des Katalogs zurückgreife, müsse also verstehen, dass sie "kein kreativer Selbstzweck" seien und nur dann der "Erarbeitung bestimmter, für das Textverstehen wichtiger Merkmale und Strukturen des bestimmten literarischen Textes haben" (ebd., S.88), wenn im Zuge didaktischer Reflexion für die jeweilige Verstehensphase die passenden und wirklich dafür geeigneten Verfahren ausgewählt werden. (vgl. ebd.)

Den theoretischen Rahmen liefert sein Konzept literarischer Hermeneutik, das er im Anschluss an die ▪ Texthermeneutiken von Wilhelm Dilthey (1833-1911) und ▪ Hans-Georg Gadamers (1900-2002) als Verstehen literarischer Texte begreift, bei dem sowohl der innere Vorgang des Lesers berücksichtigt wird als auch der literarische Text "als das, was er selbst als Literatur ist" ebd., S.26f.) zur Geltung kommen soll.  (

Das Modell bildet, ▪ kognitionspsychologisch gesehen, dabei ▪ unter hermeneutischem Vorzeichen die ▪ komplexe Text-Leser-Interaktion mit ihren Wechselwirkungen ab, die "zwischen den Merkmalen des vorgegeben Textes (z. B. Syntax, Struktur, Inhalte, Verständlichkeit, Anregungsgehalt) und der Kognitionsstruktur des Rezipienten (z. B. Vorwissen, Erwartungen, Zielsetzungen und Interessen" bestehen. (Christmann 2015, S.170, vgl. Christmann/Groeben 1999/2001, S.14) Als ▪ Top-down-Verarbeitung gestaltet sie den Verstehensprozess "von oben nach unten" und geht dabei von Interpretationen (Vorerwartungen, Erwartungsrahmen, Erwartungshorizont) aus, um in einem fortschreitenden Verstehensprozess, bei dem bestehende Vorerwartungen bestätigt oder verändert werden und es zu einem Fortwährender Auf- und Umbau des Erwartungsrahmens kommt, zu einem vertieften Textverständnis zu gelangen.

Dabei entwickelt man bei diesem Prozess der ▪ Sinnkonstruktion (CI.Modell) eine vielfältige ▪ Inferenztätigkeit, die insbesondere im ▪ Zusammenhang mit literarischen Texten Verstehen literarischer Texte eine ▪ hohe Eigenaktivität des jeweiligen Lesers verlangt.

Vier Arten von Inferenzen sind dabei beim Verstehen literarischer Texte wichtig  (Magliano/Bagett/Graesser 1996, vgl. Christmann 2015, S.176):

  • Vorhersagen von künftigen Ereignissen als Inferenz künftiger Beziehungen

  • Schlussfolgerungen, die Ziele, Handlungen und Motive von fiktionalen Figuren betreffen

  • Inferenzen, die sich auf Zustände bzw. Überzeugungen von Figuren beziehen

  • thematische Schlussfolgerungen, die den Text deuten oder emotionale Reaktionen darauf darstellen

Wann sie, wenn überhaupt in dieser Art und Weise, beim Lesen gebildet werden, ob während des Lesevorgangs oder erst im Anschluss daran, wenn ein Leser über das Gelesene nachdenkt und es durch Abgleich mit seinem Vorwissen "einnordet", ist hingegen empirisch noch nicht ganz klar, auch wenn wohl davon auszugehen ist, dass eine höhere Verarbeitung erst nach der Lektüre stattfindet. (vgl. Christmann 2015, S.176)

 

 

Die modale Unterscheidung

Wird das jeweilige Medium, das zur produktiven Gestaltung verwendet wird, als Ordnungskriterium zugrunde gelegt, dann lassen sich sich fünf verschiedene ▪ Formen oder Modi der produktiven Arbeit mit literarischen Texten unterscheiden.

Dabei kann man textproduktive Verfahren, ▪ szenische Gestaltungen, akustische Gestaltungen, visuelle Gestaltungen und multimediale Gestaltungen unterscheiden.

Die entsprechenden Kataloge stellen die produktiven Techniken des handlungsorientierten Umgangs mit literarischen Texten zusammen und dienen der allgemeinen Orientierung über Art und Charakter der entsprechenden Aufgaben.

 

 

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Gert Egle, zuletzt bearbeitet am: 30.12.2023

  
 

 
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