Jeder weiß:
Aber: einen Text?
Streng genommen muss man wohl sagen: Man kann einen Text nicht erörtern,
auch wenn der Begriff der Texterörterung dies nahe legt. Allenfalls lassen
sich bestimmte Aussagen in einem Text erörtern. Grundsätzlich
setzt man sich dabei mit den Antworten auseinander, die ein Autor mit Hilfe
seines Textes auf eine einzelne oder mehrere Problemfragen gibt. (▪
Aspekte der Schreibaufgabe) Einen Sonderfall
stellt dabei die ▪
Literarische Erörterung dar, bei der es bei der
Schreibaufgabe auch um den gesamten Text gehen kann.
Die ▪
schulische Schreibform, die hier Texterörterung genannt wird, trägt
anderswo auch andere Namen. Man bezeichnet sie auch als textgebundene
Erörterung oder Erörterung anhand eines Textes. Und doch bedeuten
diese Bezeichnungen, für die es immer triftige Gründe gibt, das Gleiche:
Gewöhnlich handelt
es sich bei Schreibaufgaben zur Texterörterung bei dem zu
erörternden Text um einen
Sachtext
(auch: pragmatischer Text,
Gebrauchstext,
expositorischer Text,
nicht-fiktionaler Text).
Meistens handelt es sich dabei um einen
kontinuierlichen Text,
diskontinuierliche Texte, also Texte, die andere Texte wie
Tabellen, Grafiken oder ähnliches enthalten, sind bei schulischen
Schreibaufgaben eher unüblich.
Die Texte, die bei
dieser Schreibform erörtert werden sollen - man spricht in diesem
Zusammenhang auch von Referenz-, Bezugs- oder Ausgangstexten,
manchmal auch von den Primärtexten (der Sekundärtext ist dann der
Aufsatz darüber) - sind meistens Texte, die ihr Thema vorwiegend
argumentativ entfalten. Rhetorisch betrachtet handelt es sich um so
genannte ▪
Alltagsargumentationen,
zu denen mündliche Auseinandersetzungen ebenso zählen wie gedruckte
Zeitungsartikel (Kommentare,
Glossen ...) (vgl.
Bayer
1999, S.93f.). Was sie von Argumentationen im wissenschaftlichen oder
philosophischen Bereich unterscheidet, ist vor allem ihre
pragmatische Bedeutung, d. h. das, was sie im Rahmen einer
Kommunikation anstreben und wie sie diese Zwecke erreichen wollen.
Im Bereich der ▪
schulischen Schreibformen wird der Begriff der Stellungnahme
auch zur Bezeichnung der gleichnamigen, aber eigenständigen Form der
▪ Stellungnahme
verwendet, die sich aber in wesentlichen Punkten, selbst wenn sie
mit einer Textvorlage arbeitet, zu der man einen Standpunkt beziehen
und begründen soll, unterscheidet.
Während der Text bei einer eigenständigen Stellungnahme
hauptsächlich als Materialgrundlage dient, um eine eigene Position
zu dem in der Schreibaufgabe verdeutlichten Thema der Stellungnahme
zu entwickeln, ist bei der Texterörterung und ihrer (kritischen)
Stellungnahme zu einem Text die intensive Textarbeit zur
Erschließung des im Text angelegten Gedankenganges und der im Text
vorhandenen argumentativen Strukturen Voraussetzung für die
Stellungnahme zum Text. (▪
Eine Stellungnahme ist keine Texterörterung)