• Zeitmanagement
Der 3.
Arbeitsschritt beim •
produktorientierten Schreiben (jede/r schreibt für sich allein)
einer •
Texterörterung soll zur Erfassung und Formulierung der
•
Problemfrage
dienen, die einem Text bzw. seiner
Hauptthese/Spitzenformulierung
zugrunde liegt.
Nicht immer lässt sich ein diskursiver Text auf eine einzige
Problemfrage zurückführen. Allerdings kann man wohl auch in solchen Fällen
eine begründete Gewichtung vornehmen.
In jedem Fall lassen sich die Kernfragen
eines Textes ermitteln, das sind die wichtigsten Fragen, die ein Text
beantwortet. Die Problemfrage wäre dann als die wichtigste davon
aufzufassen, die Frage also, um die sich ein Text dreht.
Die Erfassung und
die Formulierung der Kernfragen und der Problemfrage eines Textes sind nicht
nur für das Textverständnis ungemein wichtig, sondern helfen auch bei der
Erörterung von Aussagen des Textes den Blick für das Wesentliche zu wahren.
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Autor des Textes |
Verfasser der
Texterörterung |
-
Der Autor hat Kenntnis von einem Problem.
-
Dieses Problem wirft seiner Ansicht nach eine bestimmte Frage auf
(Problemfrage).
-
Mit seinem Text will der Autor eine Antwort auf die von ihm
ausgesprochene oder unausgesprochene Problemfrage geben.
|
-
Der Verfasser der Texterörterung muss die Problemfrage des
Autors erfassen.
-
Er muss die im Text enthaltenen Antworten des Autors auf
diese Problemfrage erkennen.
-
In Form einer
zustimmenden,
einschränkenden oder
ablehnenden Stellungnahme soll sich der Verfasser der
Texterörterung
mit dem Text kritisch auseinandersetzen.
|
Die Problemfrage eines Textes kann die Form einer
Ergänzungs- oder
Entscheidungsfrage haben. Und selbstverständlich können auch beide
Fragearten in einem Text zu den Kernfragen gehören.
Beispiel: Im Fall des Textes von
Hoimar von Ditfurth »Die mörderische Konsequenz des Mitleids« lassen
sich die folgenden Fragen als Kernfragen formulieren:
-
Können "Brotspenden" die Hungersnöte in der Dritten Welt wirksam
bekämpfen?
-
Warum plädieren die Kirchen stets für "Brotspenden" in die Dritte
Welt?
-
Was bedeuten "Brotspenden" für Spender und Empfänger?
Während die erste Frage als übergeordnete
Entscheidungsfrage wohl die eigentliche Problemfrage des Autors
darstellt, sind die beiden nachfolgenden
Ergänzungsfragen weitere Kernfragen des Textes.
Manchmal ist es vergleichsweise leicht, die Problemfrage eines Textes zu erkennen. Man
findet sie nicht selten in der Überschrift. Allerdings gilt dies auch wieder
nicht für alle Überschriften eines Textes. So kommt es natürlich auch häufig
vor, dass die Überschriften eines Textes, insbesondere wenn es sich um einen
Zeitungstext (Kommentar, Leitartikel o. ä.) handelt, mehr unsere
Aufmerksamkeit gewinnen, denn über das Problem informieren sollen. Dann
geben sie im Allgemeinen wenig Aufschluss über das Kernproblem bzw. die
Kernprobleme eines
Textes. Häufig geben Texte aber ihr zentrales Problem oder Anliegen nicht so ohne Weiteres preis.
Man muss dann schon etwas genauer hinsehen, um es herauszufinden. Dabei kann
man auch schrittweise, d. h. in mehreren Stufen vorgehen.
Stufenmodell
zur Erfassung der Problemfrage
Beim Stufenmodell zur Erfassung der Problemfrage geht man wie folgt vor:
-
Zunächst notiert man sich alle jene Fragen, von denen man annimmt,
dass sie die wichtigsten Probleme, die der Text behandelt, erfassen. Dies
sind die Kernfragen. Es
empfiehlt sich allerdings, nicht zu viele Kernfragen zu formulieren.. Sie zielen ja nicht darauf ab, den Inhalt eines Textes zu
erfassen (s. Fragenmethode in Arbeitsschritt 4), sondern darauf,
lediglich Kernprobleme zu erfassen. Je nach Länge des Textes sollten das im
Allgemeinen nicht mehr als 3 - 5 Fragen sein.
-
Dann überlegt man sich, welche übergeordneten Fragestellungen mehrere
der aufgeführten Fragen aufnehmen könnten und formuliert dann diese
allgemeineren Kernfragen.
-
Als nächstes werden diese Kernfragen noch einmal am Text überprüft.
Dabei soll festgestellt werden, ob die nun reduzierte Zahl von
Kernfragen die wesentlichen Gesichtspunkte, von denen ein Text handelt,
hinreichend umfasst.
-
Hat man sich für mehrere Problemfragen entschieden, sollte man eine Rangordnung der Problemfragen
erstellen, um den
Stellenwert der Problemfragen zu ermitteln.
Beispiel:
Für den Text von
Neil
Postman »Wir amüsieren uns zu Tode« könnte man dabei wie folgt
verfahren.
-
Zunächst die wichtigsten Fragen:
-
Wie kommt es zur Informationsschwemme in der Gegenwart?
-
Warum wird Information heutzutage zu Abfall?
-
Kann man heute überhaupt noch einen kohärenten Rahmen für
Informationen haben?
-
Welche Auswirkungen hat die Informationsschwemme auf die
Menschen?
-
Kann man den negativen Folgen der Informationsschwemme noch
Einhalt gebieten?
-
Die Fragen c und e lassen sich zum Beispiel zu einer Frage
zusammenfassen:
Die Fragen b und d können ebenfalls
zusammengefasst werden, indem die Frage b einfach fallen gelassen
wird.
-
Die Überprüfung am Text kann ergeben, dass die drei
verbleibenden Kernfragen die wichtigsten Problemfragen des Textes
sind.
-
Die Gewichtung - nicht die logische Reihenfolge (!) - könnte
dann wie folgt aussehen:
-
Können die Menschen heutzutage noch Ordnung in die sie
überwältigende Informationsschwemme bekommen? (Entscheidungsfrage)
-
Wie kommt es zur Informationsschwemme in der Gegenwart?
-
Welche Auswirkungen hat die Informationsschwemme auf die
Menschen?
Die Problemfrage eines Textes kann natürlich auch lediglich eine
Ergänzungsfrage sein, z. B.: Warum gewinnen moderne Umgangsformen in
unserer Gesellschaft immer mehr an Boden?
• Zeitmanagement
Gert Egle, zuletzt bearbeitet am:
29.12.2023
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