Klar, wenn man über eine bestimmte Szene spricht oder schreiben muss,
die sich irgendwo inmitten der Handlung eines Dramas abspielt, muss man
schon auch über das Vorher und Nachher Bescheid wissen. Denn nur
so kann man ja auch die Bedeutung des dramatischen
"Augenblicks", um den es geht, richtig einschätzen.
Man muss also, so viel scheint sicher, über die gesamte Dramenhandlung
Bescheid wissen, sonst geht bei der Einordnung gar nichts. Es versteht
sich von selbst, dass die Einordnung einer Dramenszene immer dann verlangt
wird, wenn sie im zeitlichen Verlauf der Dramenhandlung eher am Ende liegt
und/oder bestimmte Handlungselemente und -stränge, Entwicklungen und
Verwicklungen in einer bestimmten Szene besonders zum Ausdruck kommen.
Genau da liegt aber auch das Problem: Es ist keineswegs so, dass der
gesamte Inhalt, der vor einer bestimmten Dramenszene liegt, für die
Einordnung herangezogen werden muss.
Also, nicht einfach eine Inhaltsangabe der Dramenhandlung, die der
ausgesuchten Szene vorausgeht, ist angesagt!
Stattdessen muss man jene Elemente der Dramenhandlung erkennen, die für
die ausgesuchte Szene relevant sind. Hier muss also eine echte Auswahlüberlegung
erfolgen und müssen Entscheidungen gefällt werden.
Die ausgewählten, relevanten Handlungselemente werden in der Regel
ihrem zeitlichen Verlauf gemäß in Form einer knappen
▪
Inhaltsangabe
wiedergegeben, die bis zu der Szene hinführt, die Gegenstand weiterer
Untersuchungen sein soll.
Ein Ausblick auf die Wirkungen und Folgen die für die weitere
Dramenhandlung von der ausgesuchten Szene ausgehen, rundet die inhaltliche
Einordnung der Szene in die Gesamthandlung des Dramas ab.

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Grundsätzlich soll die inhaltliche Einordnung einer bestimmten Szene
bzw. eines Dramenausschnitts in die Gesamtdramenhandlung, wie bei der
▪
Textinterpretation längerer
literarischer Texte üblich (vgl.
FAQ 5) stets
auf die betreffende Szene
fokussiert erfolgen.
Wenn
man vor dieser Aufgabe steht, geht es ohne Kenntnis bestimmter
▪
Formtypen
des Dramas oder Untergattungen des Dramas nicht weiter. Denn jetzt
soll man zeigen, an welcher Stelle im Rahmen eines bestimmten Aufbaus eine
bestimmte Szene platziert ist und welche Funktion dieser Platzierung in
der Gesamtkonstruktion des Dramas zukommt. So ist z.B. die Platzierung im
dritten Akt eines
▪
Dramas der geschlossenen Form
eine besonders herausragende Stelle. (vgl. z. B. ▪
Kompositionsmodell von Freytag
(1862).
(
Im Vergleich zur inhaltlichen Einordnung einer Szene in die Dramenhandlung
fällt die funktionale Einordnung eher kürzer aus. Allerdings gibt man in der Regel einen
kurzen Überblick über die Aufbaumerkmale des vorliegenden Dramentyps,
ehe man an die konkrete Aufgabenstellung herangeht.
Wenn in der Arbeitsanweisung nichts anderes ausgeführt wird, sie also
in etwa wie folgt lautet:
»Ordnen Sie
die Szene in das
Drama/Geschehen ...
ein«,
dann sollten Sie davon ausgehen, dass beide Aspekte der Einordnung
berücksichtigt werden sollen.
Gert Egle. zuletzt bearbeitet am:
25.06.2020