▪
Dramatische Texte (Analyse von Dramen) ▪
Didaktik: Das Drama im Literaturunterricht
▪
Strukturen
dramatischer Texte
▪
Formtypen des Dramas
▪
Überblick
▪
Vergleich der Formtypen
▪
Geschlossene Form
▪
Offene Form
▪
Dramatische Spannung
Nicht
immer, aber durchaus auch nicht selten, gehört die Analyse des
Gesamtaufbaus eines Dramas zu den Aufgaben, die im Rahmen der
▪ Analyse
und Interpretation dramatischer Texte in der Schule verlangt
wird.
Unter dem Aufbau eines ▪
dramatischen Textes
kann man grundsätzliche etliche verschiedene ▪
Strukturen eines Dramas verstehen. Dementsprechend sollte
die ▪
Schreibaufgabe,
welche die Analyse des Aufbaus verlangt, auch konkretisieren,
welche Strukturen des dramatischen Textes untersucht werden
sollen.
Oftmals zielt die Frage nach dem Aufbau des Dramas auf die
Komposition, den Handlungsverlauf oder den Spannungsverlauf
eines dramatischen Textes. Dabei kommen verschiedene Modelle in
Betracht, mit denen man den Aufbau analysieren kann.
Die Akt- und Szenenmarkierungen beschreiben
Dramen sind im ▪
Nebentext sehr oft mit ▪
Akt- und Szenenmarkierungen
untergliedert. Diese Gliederungseinheiten erwachsen aber nicht
aus der dramatischen Handlung, werden in verschiedenen Dramen
unterschiedlich verwendet und haben insgesamt keine
dramaturgische Funktion.
Das bedeutet auch für die schulische
▪ Analyse
und Interpretation dramatischer Texte, sieht man von der
allgemeinen Bedeutung dieser Markierungen im Kontext des
pyramidalen Kompositionsmodells von Freytag oder der
verschiedenen
Formtypen des Dramas, dass sie sich nur am Rande mit diesen
äußerlichen Gliederungsprinzipien eines schriftlich verfassten
Dramentextes zu befassen braucht. Formulierungen wie das Drama
besteht aus soundso vielen Akten und Szenen ist so gesehen eine
vergleichweise unwichtige Feststellung, die sich kaum in einen
Funktionszusammenhang mit der dramatischen Handlung bringen
lassen.

Für
größere Darstellung bitte an*klicken*tippen!
Trotzdem kann eine Untergliederung Sinn machen, wenn sie sich
auf Abschnitte eines Dramas beziehen, die eine raumzeitliches
Handlungskontinuum darstellen, an einem bestimmten Ort und zu
einer bestimmten Zeit stattfinden, oder wenn es darum geht, die
unterschiedlichen ▪
Figurenkonfigurationen (Auf-
und Abtritte) in die Analyse mit einzubeziehen.
Die Lehre von den drei Einheiten für die Aufbauanalyse verwenden
Der
Aufbau mancher Dramen lässt sich auf der Grundlage des antiken
Modells der
▪ Lehre von den drei Einheiten beschreiben, die später im
Gefolge französischer Vorbilder zu einem regelpoetischen Prinzip
für Dramen höheren Stils gemacht worden ist. Dabei kann man
untersuchen, inwiefern ein solcherart gestaltetes Drama, das
einen "Extremfall der
Geschlossenen Dramenform" (Fricke/Zymner
21993, S.181) darstellt, den Regel von der ▪
Einheit des Orts, der ▪
Zeit und der ▪
Handlung entspricht.
Ob Fragen, die mit dem normativen Regelprinzip für die
schulische
▪ Analyse
und Interpretation dramatischer Texte interessant und
relevant sind, hängt vor allem davon ab, ob es gelingt, diese
Regeln im
Funktionszusammenhang für die Gestaltung der Aussage(n) des
dramatischen Textes zu betrachten. Darüber hinaus kann es aber
auch für die literaturgeschichtliche und historisch
dramaturgische Kontextualisierung eines dramatischen Textes
durchaus bedeutsam sein.
Bestimmte Dramen auf der Basis des Pyramiden-Modells von Gustav
Freytag (1863) beschreiben
So kann an bestimmten Dramen, vor allem ▪
antiken Tragödien und Dramen der ▪
Weimarer Klassik (1786-1805), ob und wie sich ein bestimmtes
Drama in das normative Kompositionsmodell
Gustav Freytags (Technik des Dramas,
1863) fügt, der den Handlungsverlauf eines Dramas "ausgehend von einer
Konflikttheorie des Dramatischen" als ein "Gegeneinander von
Spiel und Gegenspiel" versteht, das "von der Exposition des
Konflikts über den antagonistischen Höhepunkt zur Katastrophe"
führt (Pfister
1977, S.318)

Für größere Darstellung bitte an*klicken*tippen!
Das Modell stellt den Aufbau des (geschlossenen) Dramas in
der Abfolge seiner Akte in einer axial-symmetrischen Ausgeglichenheit als ▪
drei- bzw. fünfaktiges Strukturmodell
dar, in dem den einzelnen Akten eine klar umrissene Funktion
zukommt, die u. a. mit den normativen Kategorien von
Exposition,
erregendem Moment,
Peripetie,
retardierendem Moment
und Katastrophe analysiert und beschrieben werden können.
Die Verabsolutierung dieses
Kompositionsmodells, das für den Tragödientyp dramatischer Texte
anwendbar ist, durch Freytag führt aber dazu, dass es
weder zur Analyse von Komödien, vielen anderen Dramen wie z. B.
mittelalterliche Dramen, Dramen des ▪
Sturm und Drang (1760-1785) und vielen modernen Dramen der
sogenannten ▪
offenen Form überhaupt nicht taugt.
Den Formtyp eines Dramas bestimmen und beschreiben
Die Analyse des Aufbaus eines Dramas kann sich aber auch auf
die Beschreibung des sogenannten ▪
Formtyps von Dramen beziehen. Die Formtypen, die man dabei
unterscheidet, sind ▪
Dramen der geschlossenen und ▪
Dramen der offenen Form. Beides sind Idealtypen, d. h. sie
decken nicht alle möglichen historischen Ausprägungen von Dramen
ab, liefern aber, wenngleich insgesamt etwas zu gegensätzlich,
Ansatzpunkte, mit denen bestimmte Strukturen von Dramen im
Kontext einer Gruppe von Dramen und in Abgrenzung von einer
anderen erfasst und beschrieben werden können.
Dabei kommt es bei der schulischen
▪ Analyse
und Interpretation dramatischer Texte wie immer nicht darauf
an, bestimmte Formelemente aufzuzählen, die in einem Drama der
einen oder der anderen Art zu finden sind, sondern auf die
Darstellung des
Funktionszusammenhangs. Im Kern geht es also dabei um die
Frage: Was leisten die entsprechenden Formelemente für die
Gestaltung der Aussage(n) des dramatischen Textes? Eine Frage im
Übrigen, die nicht immer einfach zu beantworten ist.

Für größere Darstellung bitte an*klicken*tippen!
Den Verlaufstyp der dramatischen
Handlung analysieren und beschreiben
Der Aufbau eines Dramas kann auch
unter dem Aspekt betrachtet werden, wie sich die ▪
Handlung eines Dramas
über den gesamten Dramenverlauf betrachtet entwickelt. Dabei
spielt die Bedeutung der Vorgeschichte für die dramatische
Handlung und wie sie diese beeinflusst die entscheidende Rolle.
Man unterscheidet unter diesem
Aspekt das ▪
analytische vom ▪
synthetischen Drama, anders ausgedrückt das Enthüllungsdrama
vom Ziel- bzw. Entfaltungsdrama.
Die Entwicklung der ▪
Handlung eines Dramas hat zu
bestimmten mehr oder weniger konventionalisierten
"Verlaufstypen" des Dramas geführt, die den Handlungsverlauf auf
unterschiedliche Art und Weise organisieren und strukturieren.
-
Beim
▪
analytischen Drama
(Enthüllungsdrama) liegt das entscheidende Ereignis, das die
dramatische Handlung vorantreibt, im Gegensatz zum ▪
Zieldrama (synthetisches
Drama, Entfaltungsdrama) in der Vorgeschichte. Nach und
nach, oft erst am Dramenende, wird dann darüber aufgeklärt,
was die eigentliche Ursache aller Konflikte ist. Die
analytische Struktur des Handlungsverlaufs schlägt sich in
dem ▪
allgemeinen Aufbauschema analytischer
Dramen nieder.
Die Untersuchung und Beschreibung
analytischer Dramen nimmt damit ins Visier, wie die
Vorgeschichte nach und nach dem Zuschauer und den Figuren
enthüllt wird und auf welche Art und Weise, dies die
Entwicklung der dramatischen Handlung und die Rezeption
durch den Leser / Zuschauer beeinflusst.
Die Analyse und Beschreibung
synthetischer Dramen richtet sich damit auch auf die in der
Regel im ersten Akt eines (geschlossenen) Dramas in der
Exposition gegebenen Informationen über die Voraussetzungen
des dramatischen Geschehens, das genauer analysiert werden
muss (▪
allgemeine oder ▪
aspektorientierte Expositionsanalyse).
Den Spannungsverlauf eines Dramas analysieren und beschreiben
Eine weitere Möglichkeit, um den Aufbau eines Dramas zu
analysieren, besteht in der Untersuchung der Art und Weise, wie
die ▪
dramatische Spannung aufgebaut ist.
Dabei geht es um die Frage, auf welche Art und Weise ein
Drama unter der ihm zugrunde liegenden ▪
Doppelperspektive der Spannung (= Spannung, die vom Text
ausgeht und Spannung, die ein Zuschauer während der Rezeption
empfindet) auf der Ebene des schriftlich niedergelegten
Dramentexts (▪
Ebene des dramatischen Textsubstrats, ▪
implizite Inszenierung) dramatische Spannung erzeugt.
Diese resultiert aus der Tatsache, dass Figuren und
Rezipienten eines Dramas immer nur einen begrenzten Einblick in
das haben, was in der Zukunft des dramatischen Geschehens liegt.
Wer schon über alles Bescheid weiß, wird also keine derartige
Spannung empfinden, und wer sich überhaupt nicht ausmalen kann,
wie es weitergeht, dem ergeht es kaum anders. Insofern beruht
das Spannungspotential eines dramatischen Textes, wenn darunter
eine Kategorie der linearsequentiellen Ablaufstruktur des Textes
versteht, "immer aus einer nur partiellen Informiertheit von
Figuren und/oder Rezipienten in bezug auf folgende
Handlungssequenzen" (Pfister
1977, S.142f.)
Bei der Analyse des Verlaufs der dramatischen Spannung kommt
es also darauf an, die Art und Weise zu untersuchen, wie sich
die stets nur partielle Informiertheit der Figuren und der
Zuschauer und das Verhältnis ihrer Informiertheit zueinander im
Verlauf des dramatischen Geschehens entwickelt.
Interessant sind damit also Fragen danach,
- ob der Zuschauer an bestimmten Stellen des Dramas mehr
weiß als die oder bestimmte handelnde Figuren und was dies
für seine Wahrnehmung des dramatischen Geschehens bedeutet.
- ob bestimmte Figuren über den zukünftigen
Handlungsverlauf mehr wissen als andere, weshalb dies so ist
und welche Funktion dies für den weiteren Verlauf der
dramatischen Handlung hat

Für
größere
(760px) oder
sehr
große Darstellung (1400px) bitte an*klicken*tippen!
▪
Dramatische Texte (Analyse von Dramen) ▪
Didaktik: Das Drama im Literaturunterricht
▪
Strukturen
dramatischer Texte ▪
Formtypen des Dramas
▪
Überblick ▪
Vergleich der Formtypen ▪
Geschlossene Form ▪
Offene Form
▪
Dramatische Spannung
Gert Egle. zuletzt bearbeitet am:
26.07.2020
|