Bei der ▪
Interpretation erzählender Texte in der
▪ Schule spielt
die Darstellung des Funktionszusammenhangs verschiedener
Merkmale/Strukturen oder Aspekte eines erzählenden Testes eine
außerordentlich wichtige Rolle.
Dabei müssen mit verschiedenen beschreibenden und analytischen
Operationen oder Textprozeduren inhaltliche und formale Elemente
in einem Bedeutungszusammenhang aufeinander bezogen werden.
(vgl.
Baurmann/Kammler 2012, S,4, vgl.
Kepser/Abraham 42016, S.261)
Es kommt also immer darauf an zu zeigen, welche Funktion
bestimmte Merkmale oder Strukturen eines epischen Textes im Hinblick auf die
ihm zugemessene Bedeutung besitzen.
Der mehr oder weniger bewusst gestaltete Einsatz bestimmter sprachlicher
oder erzähltechnischer Mittel durch den Autor steht dabei im Dienst der
Intentionen, die ein Autor mit seinem Text verfolgt, und beeinflusst in
hohem Maße die Wirkung, die von einem Text ausgeht.
Für die Interpretation epischer Texte in der Schule ist es
daher wichtig, sich den Unterschied zwischen einer ohne Bezug zum
Textverstehen erfolgten Auflistung verwendeter erzähltechnischer oder
sprachlich-stilistischer Mittel und ihrer funktionsorientierten Beschreibung
für die (vermutete) Textbedeutung klarzumachen. Im ersten Fall wirkt die
Zusammenstellung immer "angeklebt", zeigt nur damit nur eine geringe
Kohärenz zum Ganzen und lässt eine
konsistente Gesamtdeutung in jedem Fall vermissen.
Beispiel:
Ein außerordentlich gut nachzuvollziehendes Beispiel für
diesen Sachverhalt stellt
Wolfgang Kielingers Interpretation von
Franz Kafkas
Parabel »Gibs
auf!« dar.
"Jemand ist auf dem Weg zum Bahnhof. Die Zeit:
"Sehr früh am Morgen", die Straßen: "rein und leer". Das suggeriert
Sicherheit; wer sehr früh am Morgen, bei offenem Weg, zum Bahnhof aufbricht, braucht
nicht zu fürchten, seinen Zug zu verpassen. Diese Freiheit von Angst gibt auch der
Sprache ihre Form: die Worte wiegen sich in der Ruhe abgewogener Alternation. Man hört
den gleichmäßigen Schritt der ihrer Sache, ihres Weges sicheren Person. Zwei kurze
Hauptsätze, von einer hauptsatzartigen Apposition unterbrochen, aber im Fluss nicht
gehindert, geben der Einleitung ihre thematische wie sprachliche Zielstrebigkeit. Den
Abschluss bildet der Spondeus1 "Bahnhof" - das Bild zweifelsfreier
Zuversicht ist vollkommen, Vertrauen verbreitet sich." (Auszug)
Weitere
Beispiele und Übungen:
Gert Egle. zuletzt bearbeitet am:
28.06.2024