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▪
Grundfragen der Textanalyse
und Interpretation
▪
Hermeneutischer Zirkel
▪
Überblick
▪
Vom Vorverständnis
ausgehen
▪
Horizontverschmelzung
als Idealziel
▪
Kognitionspsychologie
und hermeneutischer Zirkel
▪
Lese- und Rezeptionsstrategien
▪
Lesen und Textverstehen
(CI-Modell)
▪
Erstleseeindrücke
▪
Überblick
▪
Erstleseeindrücken auf die Spur kommen
▪
Fragenkatalog
Wenn man ▪
mit einem Text in Interaktion
tritt, kann dies spontan oder auch mit einem analytischen Interesse
methodengestützt erfolgen.
Eine der
methodengestützten Herangehensweisen – man spricht
fachwissenschaftlich dabei vom ▪
hermeneutischen Zirkel – legt nahe, sich auf einen
fortlaufenden Interaktionsprozess einzulassen, indem man Fragen
an den Text stellt, diese mit dessen Hilfe beantwortet, um dann
mit wieder daraus resultierenden Fragen Antworten im Text zu
suchen.
In einer Art
Zirkel-, besser gesagt einer
▪ Spiralbewegung, die den Text immer wieder mit neuen und
vertieften Fragen umkreist, von ihm weg- und wieder zu ihm
hinführt, wird dieses gedankliche Hin und Her, das kein klar
definiertes Ende hat, in der Regel solange fortgeführt, bis man
den Eindruck gewonnen hat, einen Text vollständig bzw.
hinreichend verstanden zu haben.
Dabei kann man
diesen Prozess natürlich auch immer mit neuen Fragen, die sich
einem erst später stellen, wieder aufnehmen und das bis dahin
gewonnene Textverständnis erweitern oder korrigieren.
Dies geschieht
z. B. wenn man zu einem späteren Zeitpunkt auf neues
Wissen (z. B.
Weltwissen,
Fachwissen,
Faktenwissen,
Gattungswissen,
Textmusterwissen
etc.) zurückgreifen kann, das einem bei der erstmaligen Lektüre
eines Textes nicht präsent war oder das man seitdem erworben
hat.
In der
Fachwissenschaft spricht man bei einem solchen Vorgehen oft von
einer textimmanenten Methode oder der ▪ werkimmanente Interpretation,
auch wenn das, was wir einem Text als Sinn zuschreiben, nie
allein vom Text selbst abhängt, sondern von einer Vielzahl
textexterner Faktoren wie z. B. dem eigenen (Vor-)Wissen: denn
jeder verarbeitet "seinen" Text eben ▪ kognitiv
auf seine Weise.
Das bedeutet
aber im Umkehrschluss nicht, dass alles, was man von einem Text
hält und wie man ihn versteht, vollständig ins Belieben seines
Lesers oder seiner Leserin gestellt ist. Andererseits ist auch
der Sinn eines Textes nicht in Stein gemeißelt, d. h. der Text
selbst ist ohne das, was wir beim Lesen tun, selbst "sinnlos".
Letzten Endes spielt das, was wir über einen Text sagen und
meinen, nur in der Kommunikation mit anderen eine Rolle, ob es
nämlich für die anderen rational oder auch emotional
nachvollziehbar ist, wenn man gemeinsam einen konkreten Text vor
Augen hat.
Für größere Ansicht bitte an*klicken*tippen"
Trotzdem ist das
▪
fragende Verstehen, wie man dieses Hin und Her von Fragen
und Antworten bei der Interaktion mit einem Text nennt, eine
sehr gute Vorgehensweise, um ausgehend von dem, was man beim
oder nach dem Lesen eines Textes über diesen denkt oder fühlt (▪
Erstleseeindrücke),
nach und nach zu einem immer vertiefteren Verständnis des Textes
zu gelangen. Und: Man erfährt dabei auch eine ganze Menge über
sich selbst, weil man sich damit beschäftigt, wie es kommt, dass
man einen Text so oder so aufgenommen hat.
Ehe man sich mit
Details eines Textes befasst, geht man dabei vom Ganzen aus.
Damit ist gemeint, dass wir uns zunächst einmal vergewissern,
dass das Lesen Spuren hinterlassen hat: Wir reagieren also immer
auf irgendeine Weise auf einen Text. Die ersten Reaktionen sind
weitgehend spontan und beruhen auf
Assoziationen,
d. h. sie sind also in der Regel nicht unbedingt von unserem
Willen beeinflusst.
Und was
besonders wichtig ist: Sie sind genau so, wie sie sind und in
der Regel bei jedem anders. Sie sind weder gut oder schlecht und
auch nicht richtig oder falsch. Entscheidend ist, ob wir unsere
ersten Eindrücke, die wir beim Lesen und nach dem Lesen eines
Textes gewonnen haben, einfach stehen lassen wollen oder ob wir
sie zum Ausgangspunkt einer Spurensuche machen, die von uns
selbst wieder zum Text hinführt und immer wieder hin und zurück.
Wie alles, was
man erst einmal lernen muss, kann man einen Text erst dann
routiniert fragend verstehen, wenn man das einige Male
ausprobiert und sich mit anderen darüber immer wieder
ausgetauscht hat.
Neben der
Bereitschaft, trotz möglicher Schwierigkeiten dennoch am Ball zu
bleiben und nicht zu resignieren, wenn es nicht gleich so
klappt, wie man sich das vorstellt, gibt es aber auch ein paar
typische "Startschwierigkeiten" im Umgang mit den eigenen ▪
Erstleseeindrücken. Um überhaupt ein Gespür für sie zu
bekommen und sich ▪
auf ihre Spur
setzen zu können, kann man sich aber auch auf einen ▪
Fragenkatalog
stützen oder aber allein für sich oder im Team mit anderen
geeignete Fragen entwickeln oder Methoden anwenden, die zu einem
passen.