▪
Grundfragen der Textanalyse
und Interpretation
▪
Überblick
▪
Hermeneutische Modelle
▪
Überblick
▪
Rezeptionsästhetik
▪
Antihermeneutische Modelle
▪
Dekonstruktivistisches Modell
▪
Kontextuelles Modell
Die Herstellung
eines textnahen Textverständnisses in der Schule ist im
Allgemeinen mit kognitiv-analytischen Verfahren verbunden und
orientiert sich weitgehend an den Grundsätzen der
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werkimmanenten
Interpretationsmethode. Diese spielt im schulischen ▪
Literaturunterricht
bei
sämtlichen Interpretationsaufgaben (z.B.
▪ Textinterpretation) eine
wichtige Rolle, wenngleich sie, so wie von ihren
Begründern
konzipiert worden ist, wohl kaum umgesetzt wird.
Wird sie heutzutage im
Literaturunterricht verwendet, bedeutet dies daher im Allgemeinen auch nicht, dass mit der Methode das Ziel verfolgt wird, das vermeintlich "Ewige, das
in den Dichtungen Gestalt wird", (Mahlholz 1923, zit. n.
Baasner/Zens
32005, S. 76) zu einer
überzeitlichen Größe, frei von jeglichen außertextlichen Bezügen und
Gegebenheiten, zu stilisieren.
Dementsprechend
hat die reine werkimmanente Interpretation seit der
pragmatischen Wende in der Literaturwissenschaft ihre
frühere Bedeutung verloren und "Kontext- und Gebrauchsuntersuchungen mit
neuer Intensität" Platz machen müssen. (vgl.
Metzler Lexikon Literatur- und Kulturtheorie 2008,S.597)
Dennoch: das von
der werkimmanenten Methode favorisierte textnahe Verstehen ist,
insbesondere, was die besondere Art der Interaktion mit dem Text
in einer sukzessiv sich entwickelnden ▪
gedanklichen Zirkelbewegung von
Fragen und Antworten (▪
hermeneutischer Zirkel) angeht, noch immer einer der möglichen Wege,
zu einem intersubjektiv kommunizierbaren
Textverständnis zu gelangen.
Kontextualisierung der werkimmanenten Interpretation
Schon die Einheitlichen Prüfungsanforderungen in
der Abiturprüfung Deutsch (Beschluss der Kultusministerkonferenz vom
01.12.1989 i. d. F. vom 24.05.2002) halten im Hinblick auf die
Methode der Interpretation beim
▪ untersuchenden
Erschließen literarischer Texte fest:
"Eine rein immanente Interpretation
reicht nicht aus; je nach Aufgabenstellung sind Zeithintergrund,
Autorbiografie, literaturgeschichtliche Einordnung,
Entstehungsgeschichte
und literarische Wertung einzubeziehen." (Hervorh. d. Verf.)

Mit der eingangs zitierten Feststellung, dass eine rein immanente Interpretation nicht
ausreicht, wird, bei gleichzeitiger Anerkennung ihrer Bedeutung für die
schriftlichen Leistungsnachweise im Abitur, doch einer Umgangsweise mit
literarischen Texten ein
Riegel vorgeschoben, der die historischen Bezüge eines dichterischen Werkes zugunsten einer verfehlten Vorstellung von "zeitloser Dichtung"
ausblendet.
Folgerichtig wird ausdrücklich die
Kontextualisierung als
eine der
Operationen bei der Textinterpretation
ausgewiesen und damit, zumindest als Teil des Ganzen, eine über die
ästhetische Qualität des Werkes hinausgehende, autorbezogene und
kontextuelle Aspekte einschließende Analyse bzw. Interpretation
eingefordert. Zugleich wird damit auch der Bedeutung entsprechenden
Grundlagen– und Orientierungswissens für das literarische Verstehen
Rechnung getragen.
Dabei ist, wie gesagt, ohnehin davon auszugehen, dass eine wirklich rein
werkimmanente Interpretation im schulischen
Literaturunterricht wohl
kaum betrieben worden ist, zumal selbst ihre
renommiertesten Vertreter wie
z. B. »Emil Staiger
(1908-1987) und »Wolfgang Kayser
(1906-1960), zumindest später, dies auch nicht
vormachten (vgl.
Baasner/Zens
32005, S. 76f.),
Allkemper/Eke
22005, S. 165).
Mit den in den
Prüfungsanforderungen
des schriftlichen Abiturs formulierten Anforderungen zum "Untersuchenden
Erschließen literarischer Texte", wie sie in den
Einheitlichen Prüfungsanforderungen in
der Abiturprüfung Deutsch (Beschluss der Kultusministerkonferenz vom
01.12.1989 i. d. F. vom 24.05.2002) verankert sind, wurde also auch einer im
Literaturunterricht durchaus schon üblichen Praxis entsprochen.
In
Baden-Württemberg gehört die genannte "Kontextaufgabe" (▪ Aufgabentyp
I: Interpretationsaufsatz zu literarischen Werken im Kontext) zu den
fünf
Aufgabentypen der
schriftlichern Abiturprüfung im Fach Deutsch.
Gert Egle. zuletzt bearbeitet am:
02.04.2022
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