▪
Gestaltendes Erschließen
(EPA 2002)
●
Kreatives Schreiben
▪
Überblick
▪
Produktive Textarbeit
▪
Literarisches Rollenspiel
▪
Szenische Interpretation
Der Begriff des
gestaltenden
Erschließens, auf den wir auf teachSam immer wieder
zurückgreifen, um die Komplexität entsprechender Schreibaufgabe bei der
▪ schulischen Textinterpretation darzustellen, ist ein zentrales Konzept
für die Analyse und Interpretation literarischer Texte in der
Schule.
So wie es auf
teachSam verwendet wird, geht es auf die
Einheitlichen Prüfungsanforderungen in
der Abiturprüfung Deutsch (Beschluss der Kultusministerkonferenz vom
01.12.1989 i. d. F. vom 24.05.2002) zurück. Auch unter dem Blickwinkel
der diese ablösenden ▪
Bildungsstandards hat es unseres Erachtens als Konzept nicht
ausgedient.
Darin heißt es in Bezug auf die
gymnasiale Oberstufe, dass "dem Erschließen von
literarischen Texten (...) vorrangige Bedeutung zu(kommt), denn das Verstehen
literarischer Texte eignet sich als Muster des Verstehens überhaupt." (S.5)
Dabei können Interpretationsleistungen
in Schreibaufgaben zu literarischen Texten als
auf der Basis der beiden fachspezifischen
Erschließungsformen, dem
untersuchenden Erschließen
oder dem ▪
gestaltenden Erschließen, gefordert sein.
Das gestaltende
Erschließen eines literarischen Textes gehört zu den ▪
kreativen bzw. textproduktiven Methoden der ▪
Textinterpretation in der Schule
und basiert auf der
▪
literarästhetischen Produktionskompetenz. Im Rahmen der Schreibtypologie
gehören derartige Schreibaufgaben zum
▪ Kreativen Schreiben.
In der ▪ schriftlichen
Abiturprüfung in
▪
Baden-Württemberg
ist der Aufgabentyp der Gestaltenden Interpretation ab 2014 in allen Formen des
Gymnasiums durch den Essay als
Aufgabentyp IV verbindlich ersetzt worden (seit 2005 schon im Beruflichen
Gymnasium eingeführt). Diese Maßnahme kann dabei kritisch als "eine restaurative Wende"
des Deutschunterrichts in der Oberstufe betrachtet werden, weil
damit "der neue Schwerpunkt im
Deutschabitur wieder die klassische, regelgeleitete Interpretation
literarischer Werke im textübergreifenden Kontext darstellt." (Ulmer 2012,
S.12)
Die Schreibstrategie im Blick
Wer einen Text gestaltend
interpretieren will, organisiert den
Schreibprozess z. B.
beim ▪
Transformieren von
Textvorlagen als ▪
produktive Textarbeit.
Um die
entsprechenden
▪ Schreibaufgaben
zu bewältigen, kann man in der Regel nicht einfach eine Idee umsetzen, die
ihm zu einem Text einfällt. Zugleich sind kreative Schreibformen wie das
gestaltende Interpretieren, auch keineswegs nur etwas für "kreative Köpfe",
denen der Kopf angeblich nur so von Ideen übersprudelt. Gerade beim
gestaltenden Erschließen und Interpretieren kommt es also auch darauf an,
von falschen und überholten Vorstellungen zu lassen, wie z. B. die
Genie-Hypothese,
die
glauben machen soll : "Man
kann es eben, oder kann es eben nicht". (vgl.
▪
Alltagshypothesen über das
Schreiben)
Das gestaltende Erschließen
und Interpretieren kann nämlich gelernt werden und ist keineswegs nur Sache
besonders kreativ begabter Schülerinnen und Schüler. Es gehört mithin zu den
allgemeinen Schreibkompetenzen (▪ Zielsetzungskompetenz
▪
Inhaltliche
Kompetenz ▪
Strukturierungskompetenz
▪
Formulierungskompetenz), die im Rahmen des Deutschunterrichts im
Allgemeinen erworben werden sollen und zur
▪
literarästhetischen Produktionskompetenz, die der Literaturunterricht
vermitteln soll.
Einfach, "von
der Muse geküsst"
drauflos
zu schreiben (▪
Schreiben in einem Zug
oder
einfach
▪
einen Text zu einer Idee zu schreiben) dürfte bei Aufgaben
zur gestaltenden Interpretation literarischer Texte daher auch
nicht unbedingt die ▪
Schreibstrategie
sein, die zum Erfolg bzw. Erreichen der mit der Schreibaufgabe
verbundenen
Schreibziele beitragen.
Im Gegenteil
gerät der "genialische", oft rein assoziativ funktionierende
Schreibfluss erst einmal ins Stocken, kann dies u. U. zu ▪
Schreibschwierigkeiten und Schreibstörungen führen,
die sich im
Leistungsraum, wenn also
Leistungsaufgaben bewältigt werden sollen, sehr nachteilig
auswirken können.
In der Regel
sorgen die gestellten Schreibaufgaben mit entsprechenden
Vorgaben dafür, dass man die eigentlichen Schreibziele nicht aus
dem Blick verliert.
Freies kreatives Schreiben im allgemeinen Sinne ist es also
nicht.
Auch wenn die gestaltende Interpretation an zahlreiche Vorgaben gebunden
ist, zählt sie zu den
schulischen
Schreibformen des
Kreativen Schreibens.
Sie gehört zu den Schreibformen, bei denen die im Vordergrund steht.
Die Gestaltungsaufgabe ist auch ein Auftrag zur Texterschließung
Beim gestaltenden Interpretieren
soll ein literarischer Text durch eine (kreative) Gestaltungsaufgabe
erschlossen werden. Dabei darf wie in den
Einheitlichen Prüfungsanforderungen gefordert, die Textvorlage "nicht
als bloßer Auslöser eines subjektiven
oder imitativen Schreibens fungieren."
Das bedeutet, dass eben nicht jede
Gestaltung, wie sie einem schreibenden Subjekt gerade in den Sinn kommt,
also ein freies, assoziatives Schreiben
über einen Text, das darstellt, was die Aufgabe verlangt.
Genauso wenig erschöpft es sich in einem einfachen
Nachmachen und Kopieren von Stilelementen der Vorlage.
Ein in vielen
Fällen, in denen die Schreibaufgabe keine näheren Angaben macht,
sind ▪ Leerstellen im Text
geeignete Ausgangspunkte für die gestaltende Interpretation.
Oft wird aber auch in den Schreibaufgaben selbst auf solche
Leerstellen
Bezug genommen.

Die gestaltende Interpretation und mithin das gestaltende Erschließen verlangt eine ganze Reihe von
Verstehens-, Argumentations-
und Darstellungsleistungen.
Dazu gehören vor allem:
-
differenzierte Erfassung der
Textvorlage
-
Verdeutlichung des
Textverständnisses
-
Erkennen der
Gestaltungsmöglichkeiten der Vorlage
-
sensible Nutzung der
Gestaltungsmöglichkeiten
-
überzeugende Strukturierung
der eigenen Gestaltung
-
Erkennen und adäquate
Anwendung literarischer Muster und poetischer Repertoires
-
Eigenständigkeit der
Gestaltung
-
Einfallsreichtum bei der
Gestaltung
-
Nuancenreiche
Korrespondenzbezüge zu Stil und Strukturen der Vorlage
-
Entwicklung einer
eigenständigen Argumentation
-
ggf. überzeugende Reflexion
der eigenen Gestaltung
Wechselbezug zwischen untersuchendem und gestaltendem
Erschließen
Grundvoraussetzung für die Bewältigung der Aufgabe ist eine
klare
▪ Erfassung des Textes, die zu einem angemessen Textverständnis
führen soll, das am Text überprüfbar ist. Zugleich muss sich das
Textverständnis immer auch auf den sprachgeschichtlichen oder
literaturgeschichtlichen Kontext beziehen. Insofern kann man auch davon
sprechen, dass das Schreibprodukt, das beim gestaltenden Interpretieren
herauskommt, mit dem Ausgangstext, bzw. besser gesagt, mit einem
intersubjektiv nachvollziehbaren Verständnis dieses Textes
kompatibel sein muss.
Dabei ist natürlich
gerade beim gestaltenden Interpretieren von einem
Wechselbezug von
Verfahren des untersuchenden und des gestaltenden
Erschließens auszugehen. Denn Texterfassung, Textverständnis und das
Erkennen der Gestaltungsmöglichkeiten der Vorlage sind ohne Anwendung
untersuchender Erschließungsmethoden nicht zu erlangen.
Konkret bedeutet dies, dass
man auch bei Schreibaufgaben zur gestaltenden Interpretation den Text, ehe
man seinen Text niederschreibt, sorgfältig mit den einem zur Verfügung
stehenden Methoden erfassen muss, um gängige Probleme zu vermeiden.
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Gestaltendes Erschließen
(EPA 2002)
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Kreatives Schreiben
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Überblick
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Produktive Textarbeit
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Literarisches Rollenspiel
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Szenische Interpretation
Gert Egle. zuletzt bearbeitet am:
28.06.2024
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