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▪ Jede/r Tote im
Straßenverkehr ist eine/r zuviel (diskontinuierlicher Text)
▪ Regeln, Auflagen und Verbote und
helfen: Das allgemeine Tempolimit ist überfällig
(diskontinuierlicher Text)
Von der Disko an den Baum
von Gert Egle
Man
nennt es etwas verharmlosend "Disko-Unfall“, wenn wieder einmal ein
vollbesetzter Kleinwagen auf der Fahrt hin oder zurück von einer Disko
schwer verunglückt. Oft enden die Fahrten an einem Baum neben der
Fahrbahn. Keine Fremdeinwirkung, aber zahlreiche Tote und Verletzte.
Im Jahr 2017 kamen 3 180 Menschen auf deutschen Straßen ums
Leben. Und alle 22 Stunden ist es 18 bis 24-jährige junge Leute,
die im Straßenverkehr sterben.
Die Daten, die das
Statistische Bundesamt 2018 veröffentlicht hat, zeigen, dass am
Wochenende, vor allem am Freitag und Sonntag, die meisten Toten im
Straßenverkehr zu beklagen sind. Tödliche Unfälle passieren oft im Zusammenhang mit
hoher Geschwindigkeit (24%), Alkohol (14%) oder Überholmanövern (18%).
Trotzdem, über einen langen Zeitraum betrachtet, sind immer
weniger Menschen im Verkehr umgekommen und das, obwohl der
Kraftfahrzeugbestand stark gestiegen ist: 1953 gab es es nach
Aussage des Kraftfahrtbundesamtes in Deutschland 4,8 Millionen
zugelassene Kraftfahrzeuge und 2017 12-mal so viele. Wenn
man das berücksichtigt ist das Risiko bezogen auf 100 000
zugelassene Fahrzeuge bei Unfällen im Straßenverkehr getötet zu
werden, um zwei Drittel gesunken.
2010 hat das Statistische Bundesamt festgestellt, dass Alkohol bei Unfällen, die von jungen Fahrerinnen und Fahrern
verursacht werden, besonders häufig im Spiel ist. Man hat ermittelt, dass
durchschnittlich jeder dritte alkoholisierte unfallbeteiligte Pkw-Fahrer
ein junger Erwachsener im Alter zwischen 18 und 24 Jahren ist.
Dabei hat
die Einführung des Führerscheins auf Probe (2007) mit der Auflage eines
absoluten Alkoholverbotes für Fahranfänger die Zahlen im Vergleich zu
den Vorjahren deutlich gesenkt. Auch wenn die Zahl der tödlichen
verunglückten jungen Leute im Alter zwischen 18 und 24 Jahren in
den letzten Jahrzehnten sehr, im Vergleich zu den anderen
Altersgruppen sogar überproportional zurückgegangen ist, sind
und bleiben "junge Erwachsene immer noch die mit Abstand am stärksten gefährdete
Altersgruppe im Straßenverkehr: 12,4 % aller Getöteten und 16,1 % aller
Verletzten waren zwischen 18 und 24 Jahren alt, wobei ihr Anteil
an der Gesamtbevölkerung nur bei 7,7 % lag. Dass 18- bis
24-Jährige im Straßenverkehr besonders gefährdet sind, zeigt
sich auch daran, dass von allen im Jahr 2015 Gestorbenen dieser
Altersgruppe (2 040) etwa jeder vierte (23,2 %) bei einem
Verkehrsunfall zu Tode kam. " (Statistische Bundesamt 2018)
Wenn es auf den deutschen Straßen zu einem Unfall mit Personenschaden
kommt, dann ist der Anteil junger Erwachsender überdurchschnittlich
hoch. Die Polizei stuft 62% der 18- bis 24-jährigen Unfallbeteiligten
als Hauptverursacher ein, bei den unfallbeteiligten Pkw-Fahrern waren es
sogar 66%. Und der ADAC hat vor ein paar Jahren auf der Basis von 2200 schweren Crashs
ermittelt, dass 63% der jungen Autofahrer zwischen 18 und 24 ohne
Einfluss eines anderen Fahrzeugs verunglücken - sie verlieren die
Kontrolle und kommen von der Straße ab. Und obwohl diese Altersgruppe,
wie gesagt, nur 7,7 Prozent an der Gesamtbevölkerung ausmacht,
verursachen junge Fahrer mehr als ein Viertel der Verkehrsunfälle.*
Hauptrisikogruppe der jungen Erwachsenen: Junge Männer
Die Frage nach den Ursachen für Verkehrsunfälle, die von Jugendlichen
verursacht werden, beschäftigt Polizei und Wissenschaft immer wieder. Neben Alkohol-
und sonstigem Drogeneinfluss wird immer wieder die Selbstüberschätzung
von Jugendlichen erwähnt, die meinen, ihr Fahrstil sei "sicher". Aber
auch das Geschlecht der Jugendlichen wirkt sich aus.
So hat man
herausgefunden, dass junge Frauen deutlich weniger schwere Unfälle
verursachen als gleichaltrige junge Männer. So sind es denn auch die
jungen Männer, die nach ADAC-Angaben doppelt so viele Unfälle mit Toten
und Verletzten verursachen als Frauen.
Und neben der Persönlichkeit des
einzelnen haben auch der familiäre Hintergrund, die Schul- und
Ausbildungssituation des einzelnen und der Lebensstil, dem er sich
verpflichtet fühlt, Einfluss. In Lebensstilanalysen hat man z. B.
nachgewiesen, dass das Unfallrisiko für die sog. “Action-Typen”,
“Fan-Typen” und "Kicksuchende-Typen“ unter den Jugendlichen besonders
groß ist. Diese meist männlichen Freizeit-Typen besuchen eben häufiger
als andere Diskotheken oder Fußballspiele und trinken - da schließt sich
wieder ein Kreis - dabei auch oft viel Alkohol.
Allgemein lässt sich das hohe Risiko, das Jugendliche im Straßenverkehr
tragen und oft auch für andere darstellen, im Wesentlichen auf drei
Gründe zurückführen: Selbstüberschätzung, Suche nach Anerkennung bei den
Gleichaltrigen, denen man mit einem riskanten Verhalten imponieren will,
und mangelnde Erfahrung und Routine.
Für den ADAC Verkehrspsychologen
Ulrich Chielino sind junge Fahrer aber nicht automatisch Rowdys: "Aber
alle sind jung und unerfahren." Daher empfiehlt der ADAC auch gerade
jungen Fahrern Unterstützung zu geben, damit sie rechtzeitig ihre
eigenen Grenzen erkennen lernen. Dabei reiche das inzwischen bundesweit
eingeführte "Begleitete Fahren ab 17" noch nicht aus, auch wenn seine
positive Wirkung rundum überzeuge. Denn, wer im ersten Jahr seiner
Lizenz nur mit einem erfahrenen Erwachsenen neben sich ans Steuer dürfe,
verursache anschließend ein Viertel weniger Unfälle als die übrigen
Fahranfänger. Zugleich fordert der ADAC aber auch ein verpflichtendes
Sicherheitstraining im ersten Jahr nach der Führerscheinprüfung.*
Aber auch die Erwachsenen und erfahrenen Autofahrer müssten
Vorbilder sein. Aber wenn es noch immer Autofahrer gibt, die in
ihren Autos eher "lackierte Kampfhunde", denn
Fortbewegungsmittel sehen, sind die Aussichten dafür wohl eher
gering. (797 Wörter)
*Von der Disco in den Tod, in: ADAC Motorwelt H.11, Nov. 2012
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▪ Jede/r Tote im
Straßenverkehr ist eine/r zuviel (diskontinuierlicher Text)
▪ Regeln, Auflagen und Verbote und
helfen: Das allgemeine Tempolimit ist überfällig
(diskontinuierlicher Text)
Gert Egle. zuletzt bearbeitet am:
29.01.2025