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Häufige Probleme
bei der Textwiedergabe
In zahlreichen
empirischen Untersuchungen hat man sich mit dem •
Zusammenfassen von Texten durch
Schüler*innen und Studierende befasst und dabei untersucht, wie
sie beim Zusammenfassen von Primärtexten vorgehen und/oder
Primärtexte im Zusammenhang mit komplexeren Schreibaufgaben (z.
B. bei der Texterörterung)
verwerten. (vgl.
Keseling 1993, S.12f.) Dabei spielt auch immer wieder das ▪
Zusammenfassen
eines Textes als Schreibaufgabe eine Rolle.
Im Allgemeinen
geht es dabei stets um "die Fähigkeit, Primärtexte gezielt im
Hinblick auf bestimmte Aufgaben zuerst zu lesen und danach das
angeeignete Wissen in unterschiedlicher Weise in eigenen Texten
darzustellen." (ebd.)
Einige
Ergebnisse solcher Forschungen werden hier im Anschluss an
Keselings (1993) Darstellung referiert.
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Schreiber*innen, die wenig Erfahrungen im Umgang mit solchen
Schreibaufgaben haben, neigen dazu sofort nach der ersten
Lektüre mit der Niederschrift der Zusammenfassung zu
beginnen. Erfahrenere planen den Schreibprozess, indem sie
den Primärtext noch einmal lesen, ihn gezielt auf bestimmte
Informationen hin lesen und Unterstreichungen und
Markierungen etc. vornehmen, ehe sie ihn zusammenfassen oder
verwerten.
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Erfahrene
Schreiber*innen •
annotieren den
Text erst in einem zweiten Lektüredurchgang in
intensivem Lesen, nachdem sie den Text zunächst einmal
überflogen bzw.
kursorisch gelesen haben.
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Geübtere
Schreiber*innen unterbrechen ihre Niederschrift immer wieder
einmal, um auf den annotierten Text oder Notizen
zurückzugreifen.
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Ältere
Schüler*innen sind eher in der Lage, die aus einem Text
entnommenen Informationen auch auf das eigene Wissen zu
beziehen.
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Oft hängt es
von der Schreiberfahrung bzw. dem Alter ab, ob es den
Schüler*innen gelingt, kurze Zusammenfassungen zu
schreiben.
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Wenn
Schüler*innen Sachtexte paraphrasieren, hängt es von ihren
Schreiberfahrung bzw. ihrem Alter ab, ob es ihnen gelingt,
vorgegebene Formulierungen durch eigene zu ersetzen oder
auch die Makrostruktur des Primärtextes zu verändern. Wer
weniger Erfahrung hat, bzw. einfach jünger ist, neigt eher
zu wörtlichen Übernahmen, die allenfalls gekürzt werden.
Allerdings kommt eine derartiges copy-delete-Verfahren
auch bei Experten vor. Zudem hat es sich durch die digitalen
Verfügbarkeiten von Texten sehr verbreitet.
Generell
gesehen dürften Schreibprobleme im Zusammenhang mit
Zusammenfassungen bzw. entsprechenden Schreibaufgaben mit den
folgenden "Schwierigkeiten" zu tun haben (vgl.
Keseling 1993, S.14)
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dem
aufgabenbezogenen Annotieren von Primärtexten
-
der
Unterscheidung von • Wesentlichem und Unwesentlichen
(Relevanzkriterien)
-
dem Erkennen
und Markieren von Strukturen und Strukturbegriffen eines
Textes
-
der
Kombinationen von Informationen aus unterschiedlichen
Textteilen
-
der
eigenständigen (Re-)Formulierung von Textaussagen
-
dem Verfassen
einer kurzen Zusammenfassung
An anderer Stelle
spricht Keseling sogar vom •
Typus des schreibblockierten Zusammenfassers. Dessen
eigentliches Problem bestehe darin, "dass sich die
Aufmerksamkeit der AutorInnen zu sehr und zu lange auf den
gerade gelesenen Text richtet und dass dadurch die
Zusammenfassung bzw. die Bildung von Essentials oder die Bildung
eines Konzepts für den eigenen Text versäumt oder beeinträchtigt
wird." (Keseling
2004, S.101)
-
SchreiberInnen, die Probleme beim Zusammenfassen von
Texten haben, zeigen
im Allgemeinen einen "zu großen Respekt vor dem Wortlaut des fremden
Textes" und offenbaren "zu geringe(s) Vertrauen in die eigenen
Fähigkeiten, fremde Texte zu rezipieren und zu verstehen." (Keseling
2006, S.211, zit. n.
Girgensohn/Sennewald 2012,
S.47) Unter diesen Voraussetzungen kann man mit Textzusammenfassungen
bestenfalls, einen Text überzeugend
paraphrasieren,
neigt aber beim Zusammenfassen dazu, viel zu viel wörtlich oder
sinngemäß zu exzerpieren.
Gert Egle. zuletzt bearbeitet am:
30.04.2025
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