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Didaktische und methodische Aspekte der Textwiedergabe

Relevanzkriterien

Wesentliches und Unwesentliches unterscheiden

 
FAChbereich Deutsch
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Das Wesentliche ist keine objektivierbare Texteigenschaft

Wenn die Textwiedergabe das Wesentliche eines Textes in sprachökonomisch verkürzter Form zusammenfassen soll, dann ist Frage, was das Wesentliche eines Textes ausmacht, von zentraler Bedeutung.

So unverzichtbar die Antwort darauf erscheinen mag, so wenig lässt sich jedoch eine eindeutige Antwort darauf geben. Was wesentlich ist, liegt eben, wie man gerne sagt, durchaus auch im Auge des Betrachters.

Das Wesentliche eines Textes ist jedenfalls keine objektive Texteigenschaft bzw. eine Eigenschaft bestimmter Textelemente. Es lässt sich auch nicht mit empirischen Methoden der »Inhaltsanalyse ermitteln. Das, was wir für wesentlich in einem Text ansehen, ist nichts anderes als ein intrapsychisches Konstrukt des jeweiligen Lesers, das sich bei der Rezeption eines Textes bildet und von zahlreichen Faktoren abhängt. Textrezeption und Textverstehen sind schließlich, vom Rezipienten her betrachtet, niemals voraussetzungslos.

Nichtzuletzt deshalb werden Texte auch unterschiedlich erfasst, weil sie auf jeweils unterschiedliche, individuelle Verstehenshorizonte treffen, die, z. B. ganz allgemein gefasst, das jeweilige Weltwissen, Handlungswissen und vorhandene konzeptionelle Deutungsmuster umfassen. (vgl. Linke/Nussbaumer/Portmann 1994, S.228) Der Leser / Schreiber greift darauf ebenso zurück wie auf Lese- und Schreiberfahrungen (literale Prozeduren und Routinen) und sein Wissen über Texte (Textmuster- und Textsortenwissen, Textstrukturwissen).

Das Wesentliche als Kategorie der Verständigung über einen Text

Von solchen grundsätzlichen Überlegungen einmal abgesehen, steht die meistens dominierende kommunikative Funktion bei der Wiedergabe von Texten dafür, sich über Wichtiges in einem Text zu verständigen und mit der Wiedergabe einen anderen über den Textinhalt zu informieren.

Textwiedergaben jeder Art zielen also auf Intersubjektivität, was einfach ausgedrückt im Zusammenhang mit der Textwiedergabe bedeutet, dass Textwiedergabeproduzent und den Textwiedergaberezipient das von ersterem für wesentlich Gehaltene beide erkennen und es für beide nachvollziehbar ist. Objektiv "richtig" oder "unrichtig" kann es jedenfalls nicht sein.

Selbständiges Herleiten von Relevanzkriterien

Als das allgemeine Ziel beim Zusammenfassen von Texten wird gemeinhin gesehen, dass bei Schreibaufgaben dieser Art "wichtige von unwichtigen Inhaltselementen zu trennen, das Wichtige neu zu verknüpfen und auf einer abstrakteren Ebene zu reformulieren" ist. (Steets 2007, S.84ff., Hervorh. d. verf.) Diese Reformulierung wird auch als Rekapitulation bezeichnet.

Das Schreibprodukt Textwiedergabe soll einem Leser - so die gängige Überzeugung -, "der den Primärtext nicht oder nur unzureichend kennt, eine möglichst genaue Textkenntnis zu vermitteln." (ebd.)

Das ist leichter gesagt als getan. Die Rekapitulationskompetenz, die ein Schreiber dazu braucht, fällt schließlich nicht vom Himmel, sondern muss wie andere Kompetenzen auch erworben und nach und nach vertieft werden. Zu ihr zählen Fähigkeiten, die zur allgemeinen Lesekompetenz und der Schreibkompetenz zählen.

Die Fähigkeit, das Wesentliche eines Textes zu erkennen, kann sich nur an  Kriterien ausbilden, die in schulischen Lernprozessen zu vermitteln sind.

Gerade Schülerinnen und Schüler tun sich damit häufig schwer. Sie sind oft sehr verunsichert, weil sie nicht wissen, was sie "weglassen" und was sie wiedergeben sollen. Erhalten sie in unterrichtlichen Lernprozessen die Rückmeldung, dass sie sich mit zu "Nebensächlichem" bei der Textwiedergabe befasst haben, erscheint ihnen das nicht selten als reine Lehrerwillkür. ( Woher soll ich wissen, was wichtig und was unwichtig im Text ist?)

Sie haben in der Regel gerade bei Textzusammenfassungen keine Vorstellung über den Zweck und den Adressaten ihres Schreibens und arbeiten das Textmuster, das ihnen die Schreibaufgabe abverlangt, mechanisch ab, weil sie sich keinen problemlösenden Schreibprozess mit passenden Schreibzielen zu eigen machen können. Mit dem Finden von Kriterien dafür, was relevant und was nicht relevant für einen Text ist, fühlen sie sich alleingelassen.

Die Frage, was in einem Text wesentlich ist, fällt in den Bereich der Planung des Schreibprozesses bei der Bewältigung der Schreibaufgabe. In dieser Phase müssen die Schülerinnen und Schüler selbständig Relevanzkriterien für den ihnen vorliegenden Primärtext finden.

Dabei können sie sich auf ihr Weltwissen, ihr thematisches Wissen, ihr Textmuster- und Textsortenwissen, ihre Schreiberfahrungen einschließlich geeigneter Schreibstrategien bei Schreibaufgaben zur Textwiedergabe stützen.

Zugleich müssen sie lernen, sich passende "Relevanzkriterien" auf zweierlei Weise herzuleiten. Dazu gehört, dass sie diese herleiten

  • "aus dem Text und seiner Struktur selber, nämlich aus der gegebenen argumentativen bzw. narrativen Struktur, indem diese zu größeren und abstrakteren Einheiten begrifflich zusammengefasst werden (Makrostrukturen)"

  • "aus dem konkreten Handlungszusammenhang [..], das heißt aus der eigenen Fragestellung" (Becker-Mrotzek/Böttcher 2011, S.176, Hervorh. d. verf.)

Bei einfachen Schreibaufgaben nach dem Muster "Verfassen Sie eine Inhaltsangabe zu dem Text.", die sonst keinen konkreten Handlungszusammenhang anbieten, ist die erste Variante zur Generierung von Relevanzkriterien am Zug. Die Feststellung allein macht die Sache indessen nicht leichter.

Die Festlegung, dass die Zusammenfassung "dem Primärtext nichts hinzufügen und nichts Wesentliches weglassen (darf)" (ebd. S.185) allein reicht jedenfalls nicht, um "Schülern konkrete und nachvollziehbare Einsichten in das Verfassen, die Struktur und die Funktion von Zusammenfassungen" (ebd.) zu vermitteln.

Gert Egle. zuletzt bearbeitet am: 26.12.2023

 
 

 
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