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Bausteine zu Paul Fleming, Wie er wolle geküsset sein

Über Sexualität reden

U. Sielert u. S. Keil (1993)


FAChbereich Deutsch
Glossar
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Sexualität ist ein Tabuthema und darum wird das Reden darüber nicht gelernt - nicht in der Schule, kaum in der Familie, meistens noch nicht einmal mit dem Menschen, mit dem Sexualität gelebt wird. Das Thema ‘Sexualität’ wird sogar dann noch oft gemieden, wenn es sich bei dem Gesprächspartner um einen geliebten, vertrauten Menschen handelt, mit dem eigentlich sonst ‘über alles’ geredet werden kann.

  • Es ist ‘irgendwie unangenehm’;
  • es fehlen die Worte oder es sind nur die ‘falschen’ Worte im Angebot;
  • es soll nicht zerredet werden, was ‘man doch fühlen muss ’;
  • oder irgendwann ist ein Versuch gemacht worden, ‘darüber’ zu reden, bei dem man lächerlich gemacht worden ist;

Es gibt zahlreiche Gründe dafür, dass das Reden über Sexualität vielen Menschen Schwierigkeiten macht.

Redensarten

Sprache ist ein wichtiges Medium der Verständigung von Menschen. Mit Sprache kann ich mich äußern. Ich kann Probleme benennen, Wünsche formulieren, darstellen, was ich will und was nicht. Ich kann Fragen stellen und welche beantworten. Ich kann mich ausdrücken.
   Das angestrengte Vermeidenwollen, über Sexualität zu sprechen, behindert sicherlich. Wie allerdings über Sexualität gesprochen wird, dafür gibt es kein Rezept.
   Es wird leise, heimlich, lieblos, laut, oft schüchtern, nur unter Freunden und Freundinnen, medizinisch, falsch, spitz, belehrend, geil, weinend, witzig, gemein, kindisch und kindlich, klug und neunmalklug, protzig und neugierig über und von Sexualität gesprochen.

Es gibt:

  • die ‘neutrale’ Sprache, die von ‘Geschlechtsverkehr’ redet;

  • die Sprache der Verliebten;

  • die romantische Sprache in Gedichten und Romanen;

  • die Modesprache, die Motorräder und knackige Jungenhintern ‘echt geil’ findet;

  • die medizinische, Schulbuch- und Aufklärungssprache, die von ‘Vagina’, ‘Penis’, möglicherweise im Zuge der Sexualaufklärung sogar von ‘Oralverkehr’ spricht;

  • die Werbesprache, die empfiehlt, sich einen zu ‘noggern’;

  • die Sprache beim Schimpfen, die jemanden als ‘Arschficker’ oder ‘Fotze’ bezeichnet;

  • die ‘Macker-Sprache’, bei der Frauen zu ‘Schnallen’ und ‘Perlen’ werden.

Und dann gibt es noch

  • die Sprache eines 30-jährigen Vaters, der seiner fünfjährigen Tochter erklärt, wie Kinder gemacht werden;

  • die gemeinsame Sprache des jungen türkisch-deutschen Paares, das ihre Liebe geformt hat

  • und viele andere Varianten des Redens von Sexualität.

Jeder Mensch hat das Recht auf seine eigene Sprache.
   Eine Volksgruppe sollte nicht zur Aufgabe ihrer Sprachkultur gezwungen werden, ein phantasierendes Kleinkind nicht zum ‘ordentlichen Reden’.
   Andererseits nützt Sprache nur, wenn Menschen sich um Verständlichkeit bemühen. Das Desinteresse aneinander spiegelt sich oft in der überheblichen Ignoranz der Ausdruckseigenarten von anderen.
   Niemand sollte überredet und zum Schweigen gebracht werden.
Jeder Mensch hat ein Einspruchsrecht, wenn er sich falsch verstanden und interpretiert fühlt:
   Wenn ständig der Junge für seine Freundin antwortet;
   wenn der Lehrer etwas angeblich ‘mit anderen Worten’ wiedergibt - aber eigentlich seine Meinung überstülpt; wenn ein Missverständnis eine Freundschaft belastet.
So, wie mit Worten geschmeichelt und gestreichelt werden kann, kann auch mit ihnen vergewaltigt werden.
   Der vollendete Flirt, das Lob, das zärtliche Flüstern finden andere Worte als die Beschimpfung, der Herrenwitz und die Herrschaftssprache.
   Wenn gutwilliges und gleichberechtigtes Miteinander gewollt ist, sollte jedenfalls der Mut gefördert werden, selbst zu reden, statt andere für oder über eineN reden zu lassen. Kommunikationsfähigkeit ist keine Frage des Intellekts. Das Aneinandervorbeireden, das Missverstehen, die leere Geschwätzigkeit kommen auch bei denen vor, die Wortgebrauch gewöhnt sind.

Sprache hilft, sich zu verstehen

Wenn Liebe und Sexualität im Spiel sind, hilft Reden manchmal weiter: Beim Kennen lernen, beim Zeigen und Berichten davon, was wir mögen und was nicht; wenn sich zwei verabreden wollen; wenn es darum geht, das Verhütungsmittel auszuwählen; wenn das Telefongespräch die gerade einzige Möglichkeit ist, mit dem geliebten Menschen in Verbindung zu treten. Aber Liebe und Sexualität werden längst nicht ‘gut’ durch Reden. Mit Reden können auch Verletzungen zugefügt werden; in Reden können sich auch Gedankenlosigkeit und Desinteresse ausdrücken. Sprechen von Sexuellem oder darüber kann demütigen, beleidigen, unterdrücken, ängstigen.
Das Reden von Sexualität ist zudem keinesfalls das Einzige, was gut gelingen sollte: Sich verstehen in Liebe und Lust passiert wesentlich im Zusammenspiel der Gefühle und der Körper, hin und wieder auch ohne Worte.

Schweigen ist keineswegs immer nur das negative Gegenteil von Reden: Es kann bewusstes Zuhören bedeuten, die Verweigerung von Kommunikation, Ausdruck von Unsicherheit oder Abwartenwollen, Desinteresse, Nichtverstehen, Versunkenheit und anderes mehr.

(aus: U. Sielert, u. Siegfried Keil 1993, S. 35)

Gert Egle, zuletzt bearbeitet am: 17.01.2024

   
   Arbeitsanregungen:
  1. Beschreiben Sie die Karikatur, und stellen Sie ihre Aussage in den Zusammenhang des nachfolgenden Textes.
  2. Stellen Sie in Rollenspielen zu je zwei SpielerInnnen dar, wie in den im Text genannten Fällen über Sexualität (z.B. Beischlaf, Onanie o.ä.) gesprochen wird. Versuchen Sie ihre Sprechweise in Anlehnung an die aufgezählten Adjektive ("leise, heimlich, lieblos, laut, oft schüchtern, nur unter Freunden und Freundinnen, medizinisch, falsch, spitz, belehrend, geil, weinend, witzig, gemein, kindisch und kindlich, klug und neunmalklug, protzig und neugierig" )zum Sprechen über Sexualität zu gestalten
  3. Im Text taucht einmal die Schreibweise »eineN« auf. Was ist damit beabsichtigt?
  4. Wie ergeht es Ihnen beim Sprechen über Sexualität in verschiedenen Situationen?
  5. Wie ergeht es Ihnen beim Sprechen über Sexualität in verschiedenen Situationen?

 

 
 
 

 
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