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Die Inszenierung von
Johann Wolfgang von Goethes
»Egmont«
durch
Sebastian Baumgarten1
(Regie) am
Mannheimer Nationaltheater
im Jahre 2005 gab viel Anlass zur öffentlichen Auseinandersetzung.
Text 1:
Die Supermacht greift durch: Schluss mit der Toleranz, der Liberalität ein
Ende! Dies ist en Krieg um Glaubensfragen. [..] Wer das Beste für sein
Volk will, muss es unterdrücken. Sicherheit gibt es nur auf Kosten der
Freiheit.
Der Kernkonflikt von
Goethes »Egmont«
wirkt auf der Bühne des Mannheimer Nationaltheaters eindringlich aktuell.
In Sebastian Baumgartens kämpferisch zugespitzter Leseart verweist die
Geschichte auf den Krieg gegen den Terrors. Der junge Regisseur packt die
Parallele und biegt sich seinen Goethe in einer eigenen Fassung zurecht:
George W.
Bush2 spricht zum Volk in Brüssel und
Graf Egmont landet am Ende
in Guantanamo Bay3. [...]
Goethes Spielgerüst ist noch zu erkennen, auch wenn einige Figuren
heruntergefallen sind. Historische Bezüge lässt Baumgarten referieren, so
wie auch
essayistische Einwürfe
einbaut. Das schaut aus, als hätte Goethe einen Kurs in kreativem
Schreiben bei
Bertolt Brecht4
oder Peter
Weiss5 belegt. Mit den Mitteln von epischem und
dokumentarischem Theater stützt der Regisseur seine Fassung ideologisch
ab, mit Popzitaten dekoriert er sie modern.
Mel Brooks6
singt und tanzt die Inquisition auf der Videowand vor. Spinne, Baum und
Pilz erzählen als Märchenfiguren vom Tod und am Ende singen alle gemeinsam
Rammstein7
und Zarah
Leander8.
Baumgarten hat eine Neigung, Ideen und Haltungen
metaphorisch zu bebildern.
Das kann man abstrus finden, langweilig ist es nicht auch nicht beliebig.
Margarete von Parma [,,,]
wird vergewaltigt und stirbt, nachdem sie eine Pulle Blut gesoffen hat.
Das ist - so krude wie unmissverständlich - die Geschichte einer
politischern Vergewaltigung: Auf die milde Margarete folgt der Fanatiker
Alba [...]
Eine Dioramawand auf der Bühne erinnert an Luftaufnahmen des Irak: Die
Niederlande im Blick spanischer Spionagesatelliten. Als die Wand umstürzt,
bricht ein Sturm los, wirbelt das Volk zwischen Aktenvernichter und
Kopierern durch den Raum. Was bei Goethe Handwerker waren, sind hier
Büroangestellte. Von »Hartz IV« und »Arbeitslosenzahlen« murmeln sie, dass
es um ihre Freiheit geht, merken sie nicht.
Auch Graf Egmont [...], der Freiheitskämpfer hat vor allem die Freiheit
des Hedonisten9
im Sinn.. Der Mann feiert Partys mit Kokain und locht beim Golfen gerne
gemeinsam mit Wilhelm von
Oranien [...] ein: Abschlag
von der Rampe in der ersten Reihe. Albas Sohn
Ferdinand [...] kifft, und
Egmonts Geliebte
Klara [...] wankt wirr,
wenn ihre Mutter als spukhafte Videoprojektion erscheint.
Es ist schwer was los bei »Egmont« in Mannheim. Baumgarten befragt das
Stück mit wildem Ernst: Wie viel Freiheit dürfen uns Ruhe und Ordnung
kosten? [...]
(aus: Stefan Benz, Egmont in Guantanamo., in: echo online, 23.2.2005,
Auszüge)
Text 2:
Baumgarten verlegt die Handlung um den Grafen
Egmont in die Gegenwart, in
das Zeitalter der zynischen Vernunft, in das Disko- und
Terroristen-Milieu, in dem die Neurotiker vermutlich noch neurotischer
sind als die Menschen in Brüssel um 1568 oder zur Goethezeit. [...]
Natürlich tappen die Mannheimer Zuschauer, im Erdulden theatralischer
Zertrümmerungen nicht gänzlich unerfahren, keineswegs blind in die Falle
der Modernisierer und fordern keineswegs so etwas Absurdes wie Texttreue.
Eher fragen sie bescheiden nach den Verlusten einer solchen Aufführung
[...].
Baumgarten ahnt vermutlich, dass kaum jemand noch »Egmont« kennt,
geschweige denn ihn gelesen hat. Er reduziert die Vorgänge auf ein karges
Handlungsgerüst, lässt die Figuren rasch zur Sache kommen, verbal und
sexuell. Geduldiges Aufblättern von Sachverhalten und Stimmungen ist seine
Sache nicht. Was der Regisseur, unterstützt von Video-Einspielungen, Musik
und einer differenzierten Lichtregie [...] durchaus fantasievoll zwischen
Emotionalität und Rationalität angesiedelt hat, wird von den Schauspielern
(zum Teil in Doppelrollen) bemerkenswert genau umgesetzt. [...]
Wer »Egmont« dort vergisst, wo Literatur noch zum gewaltigen Abenteuer
wird, muss Baumgartens Inszenierung, dieses Konstrukt aus Goethe, Kino und
Fantasie, als gelungen bezeichnen. Der Preis hierfür ist freilich hoch. WO
der Dichter unverwechselbare Persönlichkeiten erfunden hat, zitiert der
Regisseur verallgemeinerbare Typen aus Büro, Politik und Küche. »Hast du
nicht eine Ofenpizza?" fragt Egmont, wenn er hungrig bei Klara eintrifft.
Womit er wohl endgültig in der Dämmerung des falschen Bewusstseins
beweist, dass Empfindsamkeit kein Weltgefühl mehr ist. sondern ein
Inszenierungsstil, der den rohen, vorzivilisatorischen Gestus, den
Aufklärung und klassische Form überwunden glaubten, wieder zurückbringt
als eine künstlerische Haltung, die Freiheit predigt und ungeniertes
Austoben meint.
(aus: Alfred Huber, Kurzweilig ist die Kunst, tragisch das Leben, in:
Mannheimer Morgen, 22.02.05, Auszüge)
Text 3:
Baumgarten und sein Ensemble [...] arbeiten mit Verfremdung und Erzählung
[...]. Da kommen Figuren an die Rampe und geben biografische Informationen
oder geschichtliche Lektionen bis hin zum Prolog, der in fast
agitatorischer Form ein politisches Statement zur Ausbreitung und
Normalisierung des weltweiten gesellschaftlichen Ausnahmezustandes abgibt.
Auch multimedial geht es zu, nicht nur, dass ein aus Konzertflügeln
gebildetes, die Bühne strukturierendes Dreieck der Bezug zur Bourgeoisie
und zur Klassik, also auch zu Goethe eben immer musikalisch präsent ist.
[...] Auch das Licht und diverse Musik- und Videoeinspielungen werden
gezielt eingesetzt. um die Absicht zu verdeutlichen: ein
gesellschaftliches Spektogramm eines Machtwechsels. [...]
Die ganze Theatermaschinerie ist schwer zugange, man merkt Baumgarten
seine pralle Opernlust am Theatralischen an - bei aller Kargheit der
Emphase.
Da und am Humor fehlt es allerdings einige Male. wenn auch die Golfsszene
zwischen dem sich abseilenden
Oranien [...] und
Egmont, bei der einige
Tischtennisbällchen ihren Weg ins Publikum finden, eine angenehme Ausnahme
machen.[...]
Ohne irgendwelche psychologischen Tiefen auszuloten oder gar wirklich
einzutauchen in irgendeine klassische Sprache, und sei es die Goethes,
zeigt Baumgarten mit drastischen Lautstärken, aber auch feinen
Zwischentönen einen fast zwingenden Ablauf von Ereignissen, der doch lose
aneinandergereiht zu sein scheint- wenigstens für die Figuren - und bringt
so ein heutiges gesellschaftliches Empfinden von Unterworfenheit unter
Machtverhältnisse auf seinen traurigen Punkt. Dabei gelingt der
Brückenschlag von den Bilderstürmern zur Globalisierungsangst, vom
Humanismus zur zersplitterten Pluralismuszeit, einhergehend mit dem
Verlust einer geschlossenen Weltsicht, wie sie Goethe sicherlich noch
riskierte. [...]
(aus: Matthias Wendel, Gesellschaftliches Spektogramm, scala, April 2005)
Text 4:
"Der Bühnenboden ist hochgeklappt und präsentiert ein großes plastisches
Bild. Es könnte eine Satellitenaufnahme des Irak sein. Wäre das der Fall,
lägen unten im Süden die Ausgrabungsstätten von Ur und weiter oben Bagdad.
Etwas später klappt der geopolitisch brisante Ausschnitt der Welt einfach
weg und wird zum Spielgrund einer »Egmont«-Variante, in der die
niederländischen Glaubenskriege des 16. Jahrhunderts als eine heutige
Geschichte staatlicher Verwahrlosung erzählt werden. Zuerst allerdings
kommt eine der Schauspielerinnen in den Zuschauerraum und gibt einen Text
von Giorgio
Agamben10 zum Besten. Seine These, westliche
Demokratien hätten unter dem Diktat des
Antitterror-Krieges11
den Ausnahmezustand zur staatstragenden Idee erhoben, wird von Ute Fiedler
in Richtung Publikum gesprochen [...].
Baumgarten hat Passagen des parallel zum »Faust« geschriebenen
Freiheitsdramas gestrichen und dabei den schwülstigen Ton aus dem Stück
genommen, der es ungenießbar macht. [...] Eliminiert sind vor allem
schwärmerische Überhöhungen - vor allem gegen Ende in den langen
Kerkerszenen, wenn Goethe seinen Egmont zur Lichtgestalt verklärt. Die
Eingriffe geben dem Text Schärfe, ohne dass das Handlungsgerüst angetastet
würde. [...]
Dabei durchbrechen die Schauspieler die vierte Wand und machen den
Zuschauer zum Mitwisser eines Vorgangs, bei dem die Herrschenden selber
die gesellschaftliche Ordnung in Frage stellen, während in den Zentren
staatlicher Macht anarchische Zustände herrschen. [...]
Egmont allerdings, und das wird in Baumgartens Zuspitzung deutlich, ist
selbst Teil des Problems. Der Mann nimmt nichts ernst, neigt zum
Privatisieren und wies zum
Danton12, der
lutherische Aufrührer entwischen lässt und zum Sekretär sagt: »Ich bin des
Hängens müde.«
Diesen Satz allerdings gibt es in Mannheim nicht. Till Weinheimer kann
auch getrost auf ihn verzichten. Alleine seine zerzauste und in müdem
Zynismus getränkte Erscheinung macht deutlich, dass sich der
Ausnahmezustand genau dann im Innern des staatlichen Machtgebäudes
etabliert, wenn dort keine Entscheidungen mehr fallen und nur noch gut
gelebt wird. [...]
Der düstere Alba kommt spät im Stück, aber er kommt. Bis es so weit ist,
hat Baumgarten bereits klar gemacht, dass sich die allmähliche
Verfertigung staatlicher Willkür auf leisen musikalischen Sohlen
einschleicht. Auf der Bühne verteilt stehen drei Flügel, an denen die
Schauspieler minimalistisch-jazzige Atmosphären verbreiten. [...]
Mannheims
Alba ist so souverän als
Interpret klassischer Musik, dass er ganz nebenbei entscheidet, wessen
Kopf demnächst rollt. Eines allerdings bemerkt er nicht: Sein Sohn ist
insofern bereits einen Kopf kleiner, als es um seine Verstandeskräfte
nicht gut bestellt ist. Sascha Grün spielt den
Ferdinand als heutigen
Slacker, dem die Droge den Boden unter den Füßen wegzieht. [...]
Ragna Pitoll ist als
Margarete von Parma alles
andere als eine schwache Statthalterin. Ihr Spiel am Klavier hat etwas
Nervös-Drängendes. Sie weiß wohl zu genau, was da in der Gestalt Albas auf
sie zukommt. Trotzdem zieht sie es weiterhin vor, cool am Zigarillo zu
ziehen und nebenbei den Sekretär Silva zu genießen. So wie Ragna Pitoll
das spielt, darf man annehmen, Margarete könnte durchaus gegen Alba
antreten. Dumm nur, dass sie offenbar schlicht keine Lust dazu hat.
Bliebe noch die bürgerliche Klara mit ihrem Schatten
Brackenburg, dem etwas
dümmlich liebenden Bürgerssohn, der doch sehen müsste, dass sein Mädchen
hoffnungslos dem charismatischen Grafen Egmont verfallen ist. Bei Goethe
ist allein die Macht der Liebe verantwortlich dafür, dass Brackenburg
vergeblich darbt, während
Klara und
Egmont mit dem Sprung ins
Bett alle Standesunterschiede überwinden. Bei Baumgarten vergnügen die
beiden sich aufgrund gleich gelagerter sexueller Obsessionen miteinander.
Da stülpt man sich schon mal eine Tiermaske über, und es ist klar, dass
Brackenburg bei solchen Spielchen nicht mithalten kann.
(aus:
Jürgen Berger, Anarchie im Zentrum der
Macht, Theater Heute, April 2005, Auszüge)
Text 5:
Dass sich das Mannheimer Nationaltheater im Schillerjahr 2005 auch Goethes
»Egmont« zur Brust nimmt und getreu dem Schller'schen Spielzeitmotto
»Freiheit« auch sehr frei mit der Vorlage umgeht, liegt auf der Hand-
Wahrscheinlich muss man sich bei dem selten gespielten Stück sogar viele
Freiheiten nehmen. So wie Schiller, der 1796 für ein Gastspiel Ifflands in
Weimar zahlreiche »Egmont«-Szenen umschrieb. [...] Goethe empfand das als
»grausam, aber konsequent«. Ebenso grausam, aber konsequent modernisierte
Sebastian Baumgarten seine Textfassung. Wenn zu Beginn staatsphilosophisch
über den Ausnahmezustand leitartikelt wird, so klingt das, als hätte sich
Baumgarten eines »Konkret«-Textes13
der jungen Ulrike Meinhof13 bedient. [...]
Sein »Egmont« wird zu einem Antiglobalisierungsspektakel umgekrempelt, in
dem von Arbeitslosenzahlen, Hartz IV, Psychopharmaka und einer »riesigen
Verschwörung« die Rede ist. Einmal leistet sogar
George W. Bush auf der
Großleinwand seinen Amtseid und das applausfreudige Publikum darf sich
einen Reim auf die Amtsführung Albas und des amerikanischen Präsidenten
machen.
Baumgarten schippert ungeniert im epigonalen Fahrwasser der vielerorts
imitierten Regie-Kapitäne
Frank Castorf14,
Christoph Schlingensief15,
René Pollesch16
und Einar
Schleef17. Mit seiner neuen Textfassung huldigt er
dem Prinzip der Castorf'schen Dekonstruktion, mit seinen
Video-Einspielungen zitiert er Castorf, Pollesch und Schlingensief
gleichermaßen und die chorisch gesprochenen Passagen erinnern an Schleef.
Auch das Feld der neuerdings beliebten
Trashicals18
beackert Baumgarten fleißig. Dabei hilft ihm die Bühnenbildnerin und
Video-Künstlerin Natascha von Steiger, die ein Allerweltsgerümpel mit
Bürountensilien, drei Konzertflügeln und einem hohen Maschendrahtzaun auf
die Bühne gestellt hat. Zu Beginn sieht man ein raumfüllendes abstraktes
Gemälde, das nach wenigen Szenen als Zeichen des niederländischen
Bildesturms umgekippt wird.
Alexander Paeffgen19
hat dazu einen Klangteppich gewebt, der vom Freejazz über Anarchorock und
dissonanten Improvisationen bis zu einem kurzen Zitat aus Beethovens
Egmont-Ouvertüre reicht. Also lauter inszenatorische Mittel aus der
Grabbelkiste des Regietheater-Trödels? Das schon. Trotzdem kippt die
Produktion nicht ins Lächerliche um, denn sie ist und bleibt konsequent.
Konsequent grausam.
(aus: Volker Oesterreich, "Grausam, aber konsquent, in:
Rhein-Neckar-Zeitung, 22.02.2005)
Worterklärungen und Namenshinweise
1 Sebastian
Baumgarten, geb.1969 in Ost-Berlin; nach Regie-Studium an der
Hochschule für Musik »Hanns Eisler« Berlin übernahm er Regieassistenzen u.
a. bei Ruth Berghaus, Einar Schleef und Robert Wilson;seit 2003 ist er
Chefregisseur am Meininger Theater; von 1999 bis 2002 Oberspielleiter für
Musiktheater in Kassel, wo er vor allem mit "Die Entführung aus dem
Serail", "Der Rosenkavalier" und "Parsifal" große Aufmerksamkeit erregte;
in Luzern inszenierte er u. a. "La Bohème", an der Deutschen Oper Berlin
"Werther" und zuletzt "Wozzeck" an der Semperoper Dresden; ausgezeichnet
mit de, Götz-Friedrich-Preis für Nachwuchsregisseure für seine "Tosca" in
am Staatstheater Kassel; von 2003 bis 2005 war er Chefregisseur des
Meininger Theaters in der Spielzeit 2005/06 Inszenierung der Händel Oper
Orest an der Komischen Oper Berlin
2 George W. Bush geb. 6. Juli
1946 in New Haven, Connecticut; 43. amerikanischer Präsident
(republikanische Partei), seit 20.1.2005 in seiner zweiten Amtsperiode;
Mitglied der wohlhabenden und einflussreichen Bush-Familie (Vater George
H. W. Bush 41. Präsident der USA; Bruder Jeb Bush ist Gouverneur von
Florida)
3
Guantanamo Bay:
Stützpunkt des US-Militärs, der im südlichen Teil der ca.20 Kilometer
breiten und 8 Kilometer langen Bucht des Karibischen Meers im südlichen
Teil Kubas; seit der US- US-amerikanischen Intervention in Afghanistan
2002 wurden im so genannten Internierungslager X-Ray über 1.000 Gefangene
(meistens afghanische Taliban Mitglieder der Al-Qaida) gefangen
gesetzt; als so genannte unlawful combatants (ungesetzliche Kombattanten)
werden ihnen der Status als Kriegsgefangene verwehrt; bekannt für
seine brutalen Verhörmethoden, die das Internationale Komitee vom Roten
Kreuz (IKRK) nach Berichten der New York Times bereits im Juli 2004 in
einem vertraulichen Bericht an die US-Regierung als Folter bezeichnet hat;
Vorwürfe werden immer wieder von den zuständigen US-Behörden bestritten;
heute (2005) sind immer sind 510 Menschen inhaftiert, denen sowohl der
Kriegsgefangenenstatus als auch jeglicher Rechtsbeistand verweigert
wird;Nach einer Entscheidung des Obersten Gerichts der USA im Juni 2004
müssen die Gefangenen die Möglichkeit haben, ihre Inhaftierung zu
überprüfen. Bis zur Beendigung der Überprüfung Ende Januar 2005 wurde der
Status in 327 Fällen bestätigt. Bei den restlichen Inhaftierten steht die
Entscheidung noch aus. In einem Pentagon-Bericht wurden Anfang 2004
folgende Foltervorwürfe erhoben:Drohung von Vernehmungsbeamten gegenüber
einem Häftling, seine Familie zu verfolgen, Verkleben des Mundes eines
Häftlings mit Klebeband wegen des Zitierens von Koranversen, Verschmieren
des Gesichts eines Häftlings unter Angabe, die Flüssigkeit sei
Menstruationsblut, Anketten von Häftlingen in fötaler Position,
fälschliche Angabe von Vernehmungsbeamten als Mitarbeiter des
Außenministeriums, Koran-Schändungen (vgl.
Wikipedia)
4
Bertolt Brecht, auch
Bert Brecht, (1898-1956) einflussreicher deutscher Dramatiker und Lyriker
des 20. Jahrhunderts;gilt als Begründer des
Epischen Theaters.
5 Peter Weiss (1916-1982) war
ein bekannter Schriftsteller, Maler und Graphiker; 1966 erhielt er den
Heinrich-Mann-Preis der Deutschen Akademie der Künste in Ost-Berlin;
bekannt für seine mikroskopisch genauen Erzählungen (Der Schatten des
Körpers des Kutschers), autobiographische und historische Romane (Abschied
von den Eltern, Fluchtpunkt; Die Ästhetik des Widerstands) und Bühnentexte
(Marat/Sade, Die Ermittlung).
6 Mel Brooks (geb. 1926),
eigentlich Melvin Kaminsky, US-amerikanischer Komiker und Regisseur. bis
zu ihrem Tod 41 Jahre lang mit der Schauspielerin Anne Bancroft
verheiratet.
7 Rammstein: Rlaut Billboard
Charts die international erfolgreichste deutsche Band; bekannt für
martialische Texte und Pyroshows bei Konzerten; Musikstil zwischen Metal
und Industrial Rock; der so genannten Neuen Deutschen Härte zuzuordnen;
insgesamt über 10 Millionen verkaufte CDs und DVDs.
8 Zarah Leander: (1907-1981)
eine schwedische Schauspielerin und Sängerin
9 Hedonismus: (von griech.
hedone, "Lust”) allgemein: philosophische Strömung, die die Lust als
höchstes Gut und Bedingung für Glück und gutes Leben ansieht; eine auf
puren Genuss ausgerichtete Lebenshaltung
10 Giorgio Agamben
(geb.1942) italienischer Philosoph; in seinem Hauptwerk »Homo sacer«
greift Agamben politische und staatsrechtliche Fragen auf und zeichnet ein
Bild des heutigen Menschen in seiner Lebensform, das ganz im Gegensatz zu
dem beschönigenden Bild des globalen Dorfs steht: Für ihn sind die
Konzentrations- und Flüchtlingslager Paradigma und Konsequenz der
westlichen Politik seit der Antike; Wie der ständige Begleiter des
christlichen Abendlandes, der "Ewige Jude" (antisemitisch eingeführt bei
Joh. 18,22-23), wandert der homo sacer hier durch die Jahrhunderte
westlicher Geschichte. Agamben hält sich an den Doppelsinn des Worts sacer:
heilig und ausgestoßen (vogelfrei) und erkennt in diesem Konzept einen
rechtsfreien Raum, der nicht erst mit der Ausstoßung des "bloßen", des
fremden und des anderen Lebens beginnt, sondern in die Geschichte der
westlichen Selbsterfahrung eingeschrieben ist. Die Mächtigen streben seit
der Antike nicht nur nach der Kontrolle der Individuen, sondern zielen
auch auf die Vereinnahmung ihres biologischen Lebens (Bioplitik). Dadurch
entsteht ein totalitärer Zugriff auf jeden Einzelnen, wovor auch
Demokratien nicht gefeit sind. Im Gegenteil: Als Antwort auf globale
Fluchtbewegungen und Terror werden gerade in ihnen wichtige Grund- und
Freiheitsrechte außer Kraft gesetzt. (Beispiele: Flüchtlings-Camps der
Europäischen Union, US-Internierungslager X-Ray in der
Guantanamo-Bucht auf Kuba); Für Agamben steht fest: Der permanente
Ausnahmezustand wird zum neuen Regulator des politischen Systems und wird
damit neben Staat, Territorium und Nation zum vierten Element der
politischen Ordnung.
11 Krieg gegen den Terror:
als Reaktion auf die Terroranschläge des 11. September von der Regierung
der USA im Jahr 2001 verkündete Politik, einen weltweiten Krieg gegen den
Terrorismus ("War on Terrorism" oder häufiger "War on Terror") führen zu
wollen; dieser wird als ein langwieriger asymmetrischer Kampf gegen
Terroristen und jede Regierung, die sie unterstützt, verstanden; Begriff
knüpft an ähnliche, von früheren US-Regierungen geprägte Begriffe wie
Krieg gegen Armut ("War on Poverty") oder Krieg gegen Drogen ("War on
Drugs") an; zugleich spiegelt der Begriff das Empfinden vieler Menschen,
die die Anschläge des 11. September in ihrer Dimension als Kriegserklärung
an die Zivilisation empfunden haben; heute Begriff zur Bezeichnung für
alle Arten von Maßnahmen, die – zu Recht oder zu Unrecht – als
Terrorismusbekämpfung verstanden werden sollten; Neuinterpretation auch
einiger bestehender Konflikte wie der Irak-Konflikt, der
Tschetschenien-Konflikt und der Nahostkonflikt unter diesem Blickwinkel.
12 Danton: Georges Jacques Danton
(1759-1794) einer der Führer der unteren Volksschichten in der
Französischen Revolution und Leiter des ersten Wohlfahrtsausschusses (bis
10. Juli 1793); berühmt für sein Redetalent; h: mglw. Anspielung auf seine
Rolle als Justizminister des für den organisierten Schrecken zuständigen
Wolfahrtsausschusses; .Danton organisierte zwar die Terrorherrschaft,
beteiligte sich aber nicht an den Septembermorden, leitete aber auch keine
Gegenmaßnahmen ein. Kurz darauf legte er sein Ministeramt nieder.
13 Konkret: eine seit 1957
bestehende, frühe und wirkungsvolle oppositionelle Zeitschrift der
Bundesrepublik Deutschland und erscheint – mit Unterbrechungen – noch
heute (2005); in der Hochphase der Studentenrevolte (vgl.
68er-Bewegung) erschien die Zeitschrift auch vierzehntägig oder gar
wöchentlich; eine der bekanntesten Mitarbeiterinnen der Zeitschrift war
Ulrike Meinhof, (1934-1976 Suizid im
Gefängnis von Stammheim bei Stuttgart), Journalistin und ab 1970 im
illegalen Untergrund als Mitbegründerin der linksterroristischen Rote
Armee Fraktion (RAF) an deren ersten Aktionen beteiligt; von 1962 bis 1964
Chefredakteurin von Konkret; beendete ihre journalistische Tätigkeit, kurz
bevor sie sich 1970 der Roten Armee-Fraktion (RAF) anschloss.
14 Frank Castorf: (geb.
1951) deutscher Regisseur und Intendant der Volksbühne Berlin; 1969-1970
Ausbildung bei der Reichsbahn, nach dem Wehrdienst bei den
Grenztruppen der NVA von 1971 bis 1976 Studium der Theaterwissenschaften
bei Ernst Schumacher, Rudolf Münz und Jochen Fiebach an der
Humboldt-Universität Berlin; 1976 bis 1978 Dramaturg am
Bergarbeitertheater Senftenberg; nach Verweis Wechsel zum Stadttheater
Brandenburg; nach einem Arbeitsrechtsprozess ab 1981 Oberspielleiter am
Theater Anklam, dort 1984 Absetzung seiner Inszenierung des Brecht-Stückes
Trommeln in der Nacht auf Druck der SED-Kreisleitung; nach der Aufführung
seiner Inszenierung von
Henrik Ibsens
Nora Disziplinarverfahren
und in der Folge Auflösung seines Arbeitsvertrags; danach Arbeit u. a. für
das Schauspielhaus Karl-Marx-Stadt, das neue theater halle, die Volksbühne
Berlin und das Deutsche Theater Berlin; seit 1989 auch Inszenierungen in
der Bundesrepublik Deutschland: u. a. im Prinzregententheater München, dem
Residenztheater München und dem Schauspielhaus Hamburg; seit 1992
Intendant der Volksbühne Berlin; Auszeichnungen: 1994
Fritz-Kortner-Preis;. 2000 gemeinsam mit dem Schauspieler Henry Hübchen
"Theaterpreis Berlin" der Stiftung Preußische Seehandlung und
Nestroy-Preis, 2002 Schillerpreis der Stadt Mannheim. 2003 Preis des
Internationalen Theaterinstituts (ITI) und Friedrich-Luft-Preis der
Berliner Morgenpost; von der Zeitschrift Theater in den Jahren 2002 und
2003 zum »Regisseur des Jahres« gewählt.
15 Christoph Schlingensief:
(geb. 1960) deutscher Film- und Theaterregisseur, Hörspielautor,
Aktionskünstler und Talkmaster; inszenierte zahlreiche Produktionen an der
Volksbühne Berlin, danach auch an vielen anderen Schauspielhäuser im
deutschsprachigen; meist bewusst inszenierten Skandalen; 2004 inszenierte
er bei den Richard-Wagner-Festspielen in Bayreuth mit Parsifal seine erste
Oper, bei der er der überwältigenden Musik Wagners eine ebenso
bombastische Bilderflut entgegensetzte.
16 René Pollesch:
(geb. 1962) deutscher Theaterautor, Theaterregisseur und Dramatiker
17 Einar Schleef:
(1944-2001) deutscher Schriftsteller und Regisseur.
18 Trashical: (englisch: trash=Müll,
Abfall + (musi-)cal) Bezeichnung für eine deftige, qualitativ nicht
anspruchsvolle Musical-Persiflage
19 Alexander Paeffgen:
(geb. 1968) studierte Klavier bei Joe Haider, William Evans, Kenny Werner
und Volker Griepenstroh und Arrangement bei Frank Sikora; Absolvent der
Swiss Jazz School in Bern und des Kontaktstudienganges für Popularmusik an
der Musikhochschule Hamburg; als Pianist und Keyboarder in verschiedenen
Formationen unterschiedlichster Stilrichtungen auf Konzertourneen und auf
Festivals in Europa zu hören; seit Oktober 2003 iDozent für Theorie und
Tasteninstrumente an der Popakademie Mannheim.
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