Für
»Percy
Bysshe Shelley (1792-1822) ist Prometheus in seinem Drama "Prometheus
Unbound" (1818) so sein Übersetzer »Albrecht
Graf von Wickenburg (1838-1911) (1876, S.16) "der wohltätige
Menschengeist, der wider das böse Prinzip kämpft, der eine unendlich
lange Zeit hindurch von demselben unterdrückt wird und nicht nicht von
diesem allein, sondern von allen anderen Wesen, auch von den Goten,
welche betört sind, das Böse für notwendig und heilsam halten; er ist
der Geist, der nur eine Zeitlang, wenn auch noch so lange – gefesselt
und geknebelt werden kann, der aber eines Tages zum Entzücken des
Weltalls befreit wird, der siegreiche, der erlöste, der vom einstimmigen
Jubelgesang aller Himmelskörper begrüßte Prometheus. – Er ist selbst in
seinen Qualen vollkommen ruhig, denn er weiß, daß Jupiters Herrschaft
nichts anderes und nicht mehr ist, als eine Periode im Leben der Welt.
Darum möchte er den schwarzen Abgrund, in welchem er verschmachtet,
nicht gegen die wollüstige Freude am Hofe Jupiters vertauschen."
In einem Dialog mit
Merkur, der Prometheus bewegen will, sich Zeus zu unterwerfen, gibt
Prometheus zur Antwort: (S,49f.)
Prometheus
[...]
Ich gab ihm alles, was er hat und er
Zum Danke kettet hier mich fest auf Jahre,
Auf Menschenalter, Nacht und Tag – Ob nun
Die Sinne mir die ausgedorrte Haut
Zerreißt, ob in der kalten Mondacht sich
Kristallbeschwingter Schnee ums Haupt mir klebt,
Indes mein heißgeliebtes Geschlecht zu Boden
Getreten wird von jenen Schergen seiner
Gedanken – das ist des Tyrannen Lohn!
's ist recht, denn Gutes mag der Böse nicht
Empfangen und für eine Welt, die ihm
Geschenkt ward, für den Freund, den er verlor,
Vermag er Haß zu fühlen, Furcht und Scham,
Nicht Dankbarkeit! – Bestrafen will er mich
Für Missetaten, die er selbst beging!
Für solche ist der Güte bitt'rer Vorwurf,
Der durch den leisen Schlummer des Gewissens
Mit scharfen Stacheln fährt. – Und Unterwerfung?
Du weißt es wohl, ich kann sie nicht versuchen,
Denn welches Pfand der Demut nähm' er an
Und welches and're hätt' ich ihm zu bieten,
Wär's jenes Wort nicht, das verhängnisvolle,
Das Todessiegel aller Sklaverei
Der Menschheit, das ob seiner Krone zittert,
Gleich jenem Schwerte, das am Haare schwebend
Einst über'm Haupt des Szizilianers hing?
Laß and're dem Verbrechen schmeicheln, wo's
In kurzer Allmacht thront; – gesichert sind sie;
Denn triumphiert einst die Gerechtigkeit,
Wird Mitleidszähren sie herniederweinen,
Nicht Strafe ob des Unrechts, das sie litt,
Das nur zu schwer gebüßt durch jene wird,
Die irre gehn! – So wart' ich, alles duldend,
Die Stunde der Vergeltung ab, die, seit
Wir sprechen selbst, schon näher ist! –
Doch horch! Die Höllenhunde kläffen dort:
Zu zögern wage nicht, denn sieh' der Himmel
Verfinstert sich, weil schon dein Vater oben
Die Stirne runzelt!
Merkur
O wär's uns erspart:
Mir, dich zu peinigen und dir, zu leiden!
Noch einmal antwort' mir: du kennst doch wohl
Den Zeitraum nicht von Jupiters Gewalt?
Prometheus
Ich weiß nur, daß ihr
Ende kommen muß!
Merkur
Ach! leider kannst du
nicht die Jahre zählen,
Die voll der Qualen kommen über dich!
Prometheus
So lange dauern sie,
als Zeus regiert:
Nicht mehr, noch wen'ger wünsch' ich oder fürcht' ich!
Prometheus Unbound
(Drama, 1818) Der entfesselte Prometheus. Lyrisches Drama in vier Akten.
Nachdichtung von Albrecht Graf Wickenburg (Digitalisat 1876 bei Google
Books)
Gert Egle. zuletzt bearbeitet am:
07.01.2025