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In diesem großartigen
Sonett, in der kunstvoll gebauten Sprache artikuliert sich die
Erfahrung der Nichtigkeit, des Nichts. Keine Zuflucht wird angeboten in
der Gewissheit des Glaubens, in der Geborgenheit Gottes. Das ist
auffallend an einem Kunstwerk jener Zeit, denn das Barock wandte sich
stets in einem tief bewegenden hoffnungsvollen Aufschwung aus tiefster Not
Gott zu. Nicht tiefer kann man fallen, so glaubte jene Zeit, als in Gottes
Hand. [...]
Indes, auch dieses Gedicht hat gezeigt: In der Freiheit, sprechen zu
können, liegt schon die Möglichkeit der Rettung. Die heißt hier: trotz
allem, ich sage den Schmerz. Vielleicht banne ich ihn. Vielleicht kann
auch das Gebot der Vergänglichkeit gemildert werden: durch das
dichterische Wort, seine Strenge, seine Freiheit, seine Kunst.
(aus: Bondy, Barbara (1991): Zehn Minuten für Dichter, München: Beck
1991, S.13)
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