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Bausteine

Interpretationshypothesen aufgreifen und für die eigene Interpretation nutzen

Franz Kafka: Der Prozess - Handlungsverlauf - Der Onkel / Leni


FAChbereich Deutsch
Glossar Literatur
Literarische Gattungen Autorinnen und Autoren  Franz Kafka Überblick Biografischer Überblick Brief an den Vater Parabeln Der Prozess (Roman) Didaktische und methodische Aspekte Überblick Gesamttext (Kapiteleinteilung nach Malcom Pasley 1990)  • Handlungsverlauf Überblick KapitelanordnungVerhaftungGespräch mit Frau Grubach/ Dann Fräulein BürstnerErste UntersuchungIm leeren Sitzungssaal/ Der Student/ Die Kanzleien Der Prügler [ Der Onkel / Leni Text Überblick Aspekte der Erzähltextanalyse Bausteine ] Advokat / Fabrikant / Maler Kaufmann Block / Kündigung des AdvokatenIm DomEndeB.s FreundinStaatsanwaltZu ElsaKampf mit dem Direktor-StellvertreterDas HausFahrt zur MutterBausteine Erzählstrukturen Einzelne InterpretationsaspekteTextauswahlBausteineLinks ins Internet   Das Schloss (Roman) Erzählungen Links ins Internet Schreibformen Operatoren im Fach Deutsch
 

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Gesamttext (Kapiteleinteilung nach Malcom Pasley 1990)
Text des Kapitels "Der Onkel / Leni"

Das Kapitel • "Der Onkel/Leni" in • Franz Kafkas Roman • "Der Prozess" wird in der literaturwissenschaftlichen Analyse vor allem in Bezug auf die • Darstellung von Frauen und von Sexualität und deren Funktion betrachtet.

In Bezug auf die Figur Lenis wird in der wissenschaftlichen Sekundärliteratur unter anderem betont:

  1. Sexualität sei mit K.s Prozess stets in bemerkenswerter Weise verbunden. Sie gehöre "zum Komplex des Unbewussten",  "dessen Landschaft der Roman" ausbreite.  (Alt 22008, S.401) Und im "Medium des Gerichts" stoße K. auch auf "Manifestationen seines Unbewussten", nämlich "auch die dunklen Mächte des eigenen Triebs, die Leni als Agentin des Eros hervorzulocken sucht."  (Alt 22008, S.401)

  2. Heinz Politzer (1978, S.304f.) urteilt über Leni: "Sie ist eine Zwangsschwätzerin, die ihre Gedanken sozusagen im Naturzustand, das heißt in voller grausamer Nacktheit wiedergibt, wobei der Wirklichkeitsgehalt dieser Gedanken für sie keine Rolle spielt." In dem vom Advokaten Huld als "Zudringlichkeit" bezeichneten Verhalten Lenis sieht Politzer den "insektenhafte(n) Wunsch, sich festzusetzen und einzusaugen, dem eine unstillbare Aggressivität zugrunde liegt." Aber indem sie diese Affären berichtete, verrate sie das einzige Gefühl, dessen sie fähig zu sein scheint, ihren Männerhunger."

  3. Leni bündele die von Männerphantasie geprägten Rollenmuster dadurch auf besondere Weise, dass sie, z.B. von K.s Onkel als «Hexe» und «kleines schmutziges Ding» bezeichnet werde und puppenartig auf K. selbst wirke. (vgl. Alt 22008, S.399)

  4. Leni,  so Leich (2003, S.54), passe weder zu monogamen Moralvorstellungen, noch verhalte sie sich "nach dem bürgerlichen Tauschprinzip". Vielmehr unterlaufe "ihre sexuelle Wahllosigkeit [...] die Beschneidung der Sexualität als einerseits zwar gefühlsbetonte, aber entsexualisierte Romantik und andererseits als deren Herabsetzung zu einer Fortpflanzungsfunktion in der bürgerlichen Ehe."

  5. Leni verkörpere, in ihrer unterschiedlichen Wahrnehmung durch die Figuren des Romans deutlich, "den Doppelaspekt der Frau als Dienerin und Beherrscherin, Sklavin und Dominatrix." Sie dominiere gegenüber K., handle ihm ein Tauschgeschäft gegen Elsa ab und erinnere an die mythischen Sirenen, "deren Verlockungen todbringend" gewesen sein. Sie mache sich K. "ohne Hemmungen untertan" und verkünde mit dem Ausruf: 'Jetzt gehörst du mir.' ihren Besitzanspruch auf ihn. (Beicken 1995/21999, S,149)

  6. "Aus K.s Perspektive", so betont Beicken (1995/21999, S,151), "ist Eros im Process etwas Verführerisches und Verwerfliches."

  7. Die weibliche Körperlichkeit, die Kafka in seinem Roman "Der Prozess" vorführe, verbleibt - auch im Falle Lenis - bei der Darstellung eines weiblichen Körpers ohne eigene psychologische Dimension. Er weise keine Zeichen auf, die "jenseits seines erotischen Codes" lägen. Damit sei er auch rein funktional gesehen, "auf den reinen Sexus" beschränkt, ohne jede weitere tiefenpsychologische Motivierung. (Alt 22008, S.398) "Was in den Frauenfiguren des Romans zur Präsenz kommt," so  Alt (22008, S.398f.), ist ein archaischer Triebgrund, der sinnlich anschaubare Oberfläche geworden ist.

  8. Für Leich (2003, S.54) zeigt Leni "jene Aspekte der Sexualität, die mit dem kulturell Verdrängten und den unbewussten Wünschen in Verbindung stehen."

  9. Leni erfüllt, so Leich (2003, S.54) weiter, mit ihrer "Aufdeckung" und "Offenlegung" gesellschaftlich verbotener und verpönter Wünsche eine aufklärerische Funktion, was ihr als Figur einen "humanen und befreienden Charakter" gebe. Dabei stünden allerdings diesen Anteilen Lenis "ihre sirenenhaften und besitzergreifenden Züge" gegenüber, die mit ihren Besitzansprüchen und ihrer Promiskuität männliche Ängste widerspiegele.

Gesamttext (Kapiteleinteilung nach Malcom Pasley 1990)
Text des Kapitels "Der Onkel / Leni"

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Gert Egle, zuletzt bearbeitet am: 27.11.2023

    
   Arbeitsanregungen:
  1. Welche der Interpretationshypothesen leuchten Ihnen ein?
  2. Wie lassen Sie sich mit Bezug auf den Text begründen?
  3. Erläutern Sie unter Bezugnahme auf den Text Beickens These/Schlussfolgerung: Leni verkörpere, in ihrer unterschiedlichen Wahrnehmung durch die Figuren des Romans "den Doppelaspekt der Frau als Dienerin und Beherrscherin, Sklavin und Dominatrix."
 
 
 

 
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