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Bausteine zur Figur der Daja in Lessings Nathan der Weise

Interpretationshypothesen zur Figur der Daja

 
FAChbereich Deutsch
Glossar Literatur Literarische Gattungen Dramatische Texte Autorinnen und Autoren Gotthold Ephraim Lessing Nathan der Weise
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Der christlich-dogmatische Liebesbegriff von Daja und dem Patriarchen

Figurengestaltung in dramatischen Texten
Kontrast- und Korrespondenzbeziehungen der Figuren
Figurenkonstellation
Konfiguration
Figurenkonzeption
Figurencharakterisierung

Daja-Szenen im Dramentext von Lessing
Daja im Rahmen der Szenenanalysen

Die Figur der Daja in Lessings Drama »Nathan der Weise« kann als wichtige ▪ Nebenfigur unter verschiedenen Aspekten betrachtet und interpretiert werden.

Und auch die Meinungen von Schülerinnen und Schülern gehen, wenn es um sie geht öfters auseinander. Ein paar typische Urteile und Thesen über Daja werden mit den folgenden Sprechblasen zur Darstellung gebracht,


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Ausführlicher geht folgende Interpretationsaussage auf den Charakter von Daja ein:

"Im handschriftlichen Entwurfe des »Nathan« behandelt sie der Tempelherr, wie sie ihn ins Haus des Juden ladet, geradezu als Kupplerin; diesen Zug hat der Dichter, als dem hohen Stil seines Schauspiels unangemessen, in der Ausführung verwischt; aber als eine Art geistlicher Kupplerin hat er Daja selbst gezeichnet; wirklich verbindet sich ja ihr Projekt, Recha der Christenheit wiederzugeben, bald mit dem eigentlichen Heiratsprojekt, und so kann es ihr an einem doppelten Kuppelpelz, einem irdischen und einem himmlischen nicht fehlen. Auf dem Grund einer gutmütigen, aber gemeinen Natur mischen sich Bigotterie, Neugier und Geschwätzigkeit mit wirklicher Anhänglichkeit für ihren Zögling auf eine Weise, die diese in der Ökonomie des Stücks ganz unentbehrliche Mittelsperson zugleich zu einer höchst ergötzlichen Figur macht." (aus: David Friedrich Strauß, Über Lessings Nathan. Ein Vortrag (1863), in: Bohnen (Hg.) (1984), S.33; an die moderne Rechtschreibung angepasst, G. E.)

Der christlich-dogmatische Liebesbegriff von Daja und dem Patriarchen

Daja und der ▪ Patriarch stehen im »Nathan« für einen christlich-dogmatischen Liebesbegriff, der katholische wie orthodox-lutherische Elemente aufweist.

Sie folgen der Auffassung, wonach "die verderbte menschliche Natur der Erlösung durch Christi Kreuzestod bedürfe und nur der Glaube daran zur ewigen Seligkeit verhelfe" (Fick 2010, S.506) Dabei ergeben sich die Nuancen, wie sie die Bedeutung der christlichen Liebe im "Sühne-Gnade-Erlösungszusammenhang" (ebd.) sehen, aus ihren unterschiedlichen Lebenserfahrungen und ihrem Status in der christlichen Religionsgemeinschaft.

"Getrieben von Ungeduld ihrer Religiosität und von der Stärke ihrer Europasehnsucht" (Kröger 1991/98, S.32) stehen Daja in ihrer Naivität wohl Bilder des »Jüngsten Gerichts vor Augen, bei dem alle ungetauften "Heidenkinder" ebenso wie diejenigen, die sich mit Todsünden beladen haben, der »ewigen Verdammnis in der Hölle, bestenfalls als »arme Seelen dem »Fegefeuer überantwortet werden.

Um ihrem Pflegekind ein solches Schicksal, ein anderes ist ihr angesichts der bestehenden Verhältnisse überhaupt nicht vorstellbar, zu ersparen, zieht sie schon in ihrer Erziehung bestimmte Register der schwarzen Pädagogik zieht, wenn sie mit ▪ Quälen und Ängstigen (V,6) Recha verunsichern und zum christlichen Glauben drängen will. Zudem bricht sie bei erster Gelegenheit das Nathan gegebene Versprechen und will mit Hilfe des Tempelherrn Recha zu dem Glauben zurückbringen, den sie als ▪ getauftes Christenkind quasi von Natur habe. (III,10) Was Recha einige Zeit später, nachdem auch sie von Daja über ihre Herkunft und die Tatsache, dass Nathan nicht ihr wirklicher (biologischer) Vater ist, in Kenntnis gesetzt wird (IV,8), über Daja in ihrem ▪ Gespräch mit Sittah (V,6) äußert, stellt in gewisser Hinsicht "auch eine abschließende, psychologisch einfühlsame Würdigung der »guten bösen Daja«" (Sedding 1992, S.87) dar.  Zugleich spricht wohl auch Lessing selbst aus diesen Worten. Auf die Frage Sittahs, wer Daja sei, urteilt Recha über ihre Pflegemutter:

                         Eine Christin, die
   In meiner Kindheit mich gepflegt; mich so
   Gepflegt!
– Du glaubst nicht! – Die mir eine Mutter
   So wenig missen lassen!
– Gott vergelt'
   Es ihr! – Die aber mich auch so geängstet!
   Mich so gequält!
[...]
   Ach! die arme Frau, – ich sag' dirs ja –
   Ist eine Christin; – muß aus Liebe quälen;
   Ist eine von den Schwärmerinnen, die
   Den allgemeinen, einzig wahren Weg
   Nach Gott, zu wissen wähnen!
[...]
   Und sich gedrungen fühlen, einen jeden,
   Der dieses Wegs verfehlt, darauf zu lenken
. –
   Kaum können sie auch anders. Denn ists wahr,
   Daß dieser Weg allein nur richtig führt:
   Wie sollen sie gelassen ihre Freunde
   Auf einem andern wandeln sehn, – der ins
   Verderben stürzt, ins ewige Verderben?

   [...]                           Ihr Seufzen,
   Ihr Warnen, ihr Gebet, ihr Drohen hätt'
   Ich gern noch länger ausgehalten
; gern!
   Es brachte mich doch immer auf Gedanken,
   Die gut und nützlich
."

Neben Daja ist es vor allem der ▪ Patriarch, der den "Sünde-Gnade-Erlösungszusammenhang, den die christliche Religion postuliert" (Fick 2010, S.506), mit aller, geradezu inquisitorischen Härte eines religiösen Fanatikers vertritt, wenn er als höchster Repräsentant des Christentums in Jerusalem nicht nur aus Eigeninteresse - und schon damit gegen die ▪ Agape verstoßend - handelt und mit seinem Dogmatismus, seiner Menschenverachtung und Hinterlistigkeit gegen alles verstößt, was das christliche Liebeskonzept auszeichnet. Wenn er dem Tempelherrn, der in seiner Gewissensnot von ihm wissen will, wie man mit einem Juden umgehen müsse (er nennt den Namen Nathans nicht), der ein christliches Kind angenommen habe und als Jüdin aufwachsen lasse, nur die stereotype Antwort gibt »der Jude wird verbrannt« (IV,2), dann zeigt er sich mit seiner "flammenden Brandrede" als "Inkarnation dogmatischer Verblendung" (Jung 2010, S.70), "dem, im Wahn die einzig richtige Wahrheit zu besitzen - eben den richtigen Ring! -" alle Mittel zur Durchsetzung seiner Interessen recht sind. (ebd., S.71) (vgl. u. a. ▪  Der Typus des dogmatischen Fanatikers)

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Der christlich-dogmatische Liebesbegriff von Daja und dem Patriarchen

Figurengestaltung in dramatischen Texten
Kontrast- und Korrespondenzbeziehungen der Figuren
Figurenkonstellation
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Figurenkonzeption
Figurencharakterisierung

Daja-Szenen im Dramentext von Lessing
Daja im Rahmen der Szenenanalysen

Gert Egle, zuletzt bearbeitet am: 16.12.2023

     
    
   Arbeitsanregungen:
  1. Setzen Sie sich mit den oben stehenden Thesen zur Interpretation der Figur der Daja auseinander.

  2. Ziehen Sie dazu die entsprechenden Textbelege heran.

  3. Formulieren Sie eine eigene Interpretationshypothese zur Figur.
     

 
 
 

 
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