teachSam- Arbeitsbereiche:
Arbeitstechniken - Deutsch - Geschichte - Politik - Pädagogik - PsychologieMedien - Methodik und Didaktik - Projekte - So navigiert man auf teachSam - So sucht man auf teachSam - teachSam braucht Werbung


deu.jpg (1524 Byte)

 

Bausteine zur Biographie

Karl Hoffmeister und Heinrich Viehoff: Kindheit und Jugend Schillers (1846)

Friedrich Schiller (1759-1805)

 
FAChbereich Deutsch
Glossar Literatur Autorinnen und Autoren Friedrich Schiller [
Biographie Kurzbiographie Leben in Personen und Begegnungen ( Personenregister) Die Eltern Frühe Kindheit (1759-66) ▪ Kindheit und frühe Jugend (1767-73) In der Karlsschule (1773-1780) Bausteine Biographische Konzepte ] Werke Bausteine Links ins Internet  ...   Schreibformen Rhetorik Filmanalyse ● Operatoren im Fach Deutsch
 

Karl Hoffmeister und Heinrich Viehoff, der die Arbeit des ersteren ergänzt hat, haben im Jahre 1846 die Biographie "Schillers Leben für den weitern Kreis seiner Leser", im Ad. Becher's Verlag Stuttgart herausgegeben.

Erstes Kapitel

Eltern und Geschwister

Schillers Mannsstamm ist mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit bis ins siebte Glied aufwärts und in die Mitte des sechzehnten Jahrhunderts verfolgt worden. Die Vorfahren seines Vaters waren, wie es scheint, angesehene und nicht unbemittelte Landleute, welche in dem württembergischen Dorf Bittenfeld am Neckar, nördlich von Waiblingen, und früher südlich von dieser Ghibellinenstadt im Remstahl, in dem Dorf Großheppach wohnten. Des Dichters Großvater war Bäcker und Schultheiß des Dorfes, sein Urgroßvater Mitglied des Gerichts und ebenfalls Bäcker. Aus dem Bauern- und Handwerkerstand ging der deutsche Dichter hervor. Übrigens ist der Name Schilcher oder Schiller schon von Alters her in Deutschland weit verbreitet, wie denn ein Jörg Schilcher, später Schiller, unter den besseren Meistersängern des fünfzehnten Jahrhunderts genannt wird, und im sechzehnten Jahrhundert Bernhard Schiller als Lehrer der Arzneikunst zu Freiburg im Breisgau berühmt war. Der Name soll, gleich den römischen Beinamen Strabo und Pätus, ursprünglich en Schieler bezeichnet haben1).
Schillers Vater, Johann Kaspar, war am 27. Oktober 1723 in Bittenfeld geboren, wo ein Bruder desselben noch im Anfang unseres Jahrhunderts ebenfalls Schultheiß war, und sich auf den Ruhm seines Neffen nicht wenig einbildete. Da Johann Kaspar Schiller seinen Vater schon als Knabe verlor, so wurde er, nachdem er die Schule verlassen hatte, zu einem Chirurgen gebracht, bei dem er nach damaliger Weise Wundarzneikunst lernte, zugleich aber die Verrichtungen eines Barbiers übernehmen musste. Als zweiundzwanzigjähriger Jüngling ging er in dem österreichischen Erbfolgekrieg als Feldscherer mit einem bayerischen Husarenregiment in die Niederlande. Da er hier durch seine Kunst nicht hinreichend beschäftigt, aber tätigen Geistes war, ließ er sich als Unteroffizier in kleinen militärischen Unternehmungen gerne gebrauchen. Nach dem Aachener Frieden 1748 kehrte er in sein Vaterland zurück, und ließ sich in Marbach, einem fünf Stunden von Stuttgart und eine Meile von Ludwigsburg entfernten, an einem Rebhügel am Neckar freundlich gelegenen Landstädtchen, nieder. er heiratete hier die Mutter des Dichters. Aber sein Geschäft ernährte ihn mit seiner Frau nur kümmerlich, und lag unter seiner Kraft und Strebsamkeit. Als daher der siebenjährige Krieg ausgebrochen war, ließ er sich 1757 als Fähnrich und Adjutant in dem württembergischen Regiment Prinz Louis anwerben, welches mit anderen Regimentern in mehreren Feldzügen des siebenjährigen Kriegs einen Teil der österreichischen Armee ausmachte. In Böhmen erlitt dieses Korps durch Seuche einen bedeutenden Verlust, und Schiller fand in dieser schlimmen Lage Gelegenheit, seine große Tätigkeit zu entwickeln. Er übernahm bereitwillig jeden Auftrag, und, da Wundärzte und Geistliche fehlten, vertrat er zugleich beide Stellen. Sich selbst heilt er durch viele Bewegung und Mäßigkeit gesund. Als er darauf in ein anderes württembergisches Korps versetzt wurde, welches in Hessen und Thüringen stand, benutzte er die freie Muße, um seine mangelhafte Jugendbildung möglichst zu vervollständigen. Sein Eifer wurde belohnt. Am Ende des siebenjährigen Kriegs hatte er es bis zum Hauptmann gebracht.
Seine Frau scheint während dieser Feldzüge, von ihrem Mann unterstützt, bei ihren Eltern in Marbach gelebt und ihr Gatte sie nur zuweilen zur Zeit der Winterquartiere besucht zu haben. Sie hieß Elisabetha Dorothea, und war die Tochter eines Bürgers und Bäckers, Georg Friedrich Kodweiß, zu Marbach, dessen Vater und Großvater ebenfalls Bäcker, der letztere aber zugleich auch Bürgermeister von Marbach gewesen war. Weiter aufwärts lässt sich das Geschlecht der "Kodweißin“, der Mutter unseres Dichters, nicht verfolgen, und nur eine Familiensage leitet es von einem verarmten adeligen Geschlecht von Kottwitz ab, welches aus Norddeutschland in Schwaben eingewandert sei. Georg Friedrich Kodweiß hatte sich als Wirt und Holzmesser ein kleines Vermögen erworben, dasselbe aber durch eine große Neckarüberschwemmung wieder eingebüßt. der Mann kam hierdurch so sehr herunter, dass er zuletzt seine Zuflucht zu einer Torwartsstelle nehmen und in einem Hause wohnen musste, welches damals eine armselige Hütte war2).
Von solchen Eltern entstammte Schiller. Ihre Ehe war die ersten acht Jahre kinderlos, bis sie endlich durch sechs Sprösslinge beglückt wurde, von denen aber zwei bald nach der Geburt starben. Elisabetha Christophine Friederike wurde am 4. September 1757, zwei Jahre vor ihrem großen Bruder, geboren, und lebt allein von ihren Geschwistern noch jetzt im glücklichen Greisenalter in Meiningen. Auch die zweite Schwester, das dritte Kind der Eltern, Dorothea Luise, 1767 geboren, überlebte den Bruder; der Jüngsten, Nanette, aber war nur ein kurzes Erdenlos beschieden. Diese Schwestern werden wir dem liebenden Bruder, durch unsere ganze Darstellung, zeitlebens innigst verbunden sehen.
Johann Christoph Friedrich Schiller erblickte am 11. November3) 1759 in dem Geburtsstädtchen seiner Mutter, in Marbach, das Licht der Welt. Die Mutter hatte ihren Gatten, der damals Leutnant im Infanterieregiment des Generalmajors Romann war, in dem Lager besucht, wo er bei den gewöhnlichen Herbstübungen des württembergischen Militärs sich aufheilt und in seinem Zelte fühlte sie die ersten Anzeichen ihrer nahen Niederkunft. So wäre Schiller beinahe in einem Lager geboren worden; doch gelang es der Mutter noch, nach Marbach in das Haus ihrer Eltern (diese wohnten damals noch nicht in dem Torwartshaus, sondern in ihrem früheren Haus an dem Marktplatz, in der Nähe eines großen Brunnens) zu kommen, wo sie von dem Knaben entbunden wurde. Der fromme Vater empfing, wie er selbst schreibt, das große Geschenk des Himmels mit dem Gebet, dass Gott ihm an Geistesstärke zulegen möge, was er selbst aus Mangel an Unterricht nicht habe erreichen können. Hatte Kaspar Schiller sich im Verlauf der Jahre auch mancherlei, namentlich medizinische, militärwissenschaftliche und landwirtliche Kenntnisse angeeignet, so empfand er doch das Ungenügende seines Wirkens umso bestimmter, je tüchtiger er von Charakter war.
Zur Taufe in der Pfarrkirche zu Marbach wurde der Knabe gehoben, unter anderen, von dem Gönner des Schillerschen Hauses, einem Kammerherrn und Obersten, Christoph Friedrich von Gabelenz, und von einem weitläufigen Vetter, Johann Friedrich Schiller, der im Marbacher Taufbuch als Studiosus philosophiae aufgeführt ist. Von beiden Paten erhielt der Täufling seine Vornamen Johann Christoph Friedrich. Jener damals schon ziemlich bejahrte Student der Philosophie ist uns deswegen merkwürdig, weil er bald für einen väterlichen Oheim, bald für einen Bruder des Dichters gehalten wurde, der doch der einzige Sohn seiner Eltern war. ER scheint ein abenteuerlicher Mensch gewesen zu sein, der sich bald nachher in Aufträgen eines Ministers des Herzogs Carl von Württemberg in Holland aufhielt, dann als Übersetzer namhafter englischer Werke in London lebte, und zuletzt, um 1790, eine Buchdruckerei in der ehemaligen Karthause bei Mainz besaß. Seine (zuerst im Jahr 1777 erschienene) Übersetzung von Robertsons Geschichte von Amerika ist fälschlich für eine Arbeit des Dichters Schiller ausgegeben worden4). So beschränkt sich die Verwandtschaft und Einerleiheit dieses Doppelgängers von Schiller auf eine ferne Vetterschaft, und auf große Übereinstimmung des Namens.

Häusliche Erziehung

Bis zum Abschluss des Hubertsburger Friedens, 1763, wo der Vater wieder bleibend in seine Heimat zurückkehrte, also über drei Jahre lang, blieb der kleine Friedrich im großväterlichen Haus unter der ausschließlichen, sanften Pflege der Mutter. Sie war von Gestalt wohl gebaut und schlank, ohne eben groß zu sein, der Hals lang, die Haare sehr blond, beinahe rot, die Augen etwas kränklich, das Gesicht ziemlich sommerfleckig, aber die Züge von Milde und Güte belebt. Und, wie Kant, so wuchs auch Schiller in allem diesem als das Ebenbild seiner Mutter heran, während er mit der kurz gedrungenen Statur, den lebhaften Augen und der hochgewölbten Stirne seines Vaters nichts gemein hatte. Auch er war blauäugig, langhalsig, sommersprossig und rotlockig und dazu noch leberfleckig. Was ihr an Ausbildung und vielleicht auch an Anlagen des Verstandes abging, ersetzte sie reichlich durch Innigkeit des Gefühls. Sie war, wie Schillers Jugendfreund Petersen sagt, ein sanftes, pflichtgetreues Weib, und wie alle ihre Briefe bezeugen5), das frömmste, zärtlichste Mutterherz. Die Gedichte von Zu und Gellert waren ihr lieb, besonders als geistliche Dichtungen, und, wenn die Nachricht wahr ist, verstand sie es auch, die Harfe zu spielen, und ihre Empfindungen in Versen auszusprechen.
In der Wärme einer solchen Mutterliebe entfalteten sich in dem anmutigen Marbach die Gemütskeime des Kindes friedlich und harmonisch. Er war mit einem zarten Körper geboren, welcher von den gewöhnlichen Kinderkrankheiten hart angegriffen wurde und krampfhaften Zufällen ausgesetzt war.
Mit dem aus dem Kriege heimkehrenden Vater kam ein neues Element in die Familie. Der Hauptmann Schiller war ein Mann von militärischer Ordnungsliebe und fester Strenge, die sich auch schon in seiner klaren, bestimmten und scharf verständigen Sprache ausdrückte. In Tätigkeit, Pflichttreue und Rechtlichkeit konnte er als Muster gelten. Ein sonst bewährter Zeuge sagt, Schillers Vater sei ohne hervorstechende Geistesvorzüge, vielmehr ein etwas schiefer, abenteuerlicher, meistens mit seltsamen Gedanken und Entwürfen beschäftigter Kopf gewesen. Dies Letztere soll vielleicht von früheren Jahren gemeint sein. In seinen Briefen erscheint er durchaus als verständiger, umsichtiger Mann, dem zu abenteuerlichen entwürfen die Phantasie fehlte und der es wahrlich nicht nötig hatte, sich seine für den druck bestimmten Manuskripte über Baumzucht korrigieren zu lassen. Denn seine Briefe sind orthografisch geschrieben und verraten überhaupt einen beträchtlichen Grad von Bildung. Mit den genannten Eigenschaften verband er eine altgläubige Frömmigkeit, in welcher sein Charakter der Seele seiner Gattin begegnete, so dass Gottesfurcht und der aus ihr hervorgehende Geist eines ehrbaren, sittlichen Wandels der Lebensatem der Familie war. Er hatte selbst ein sehr langes, freilich etwas geschmackloses Gebet gemacht, welches er, wenigstens in späteren Jahren, jeden Morgen an Gott richtete und das so anfing:
"Treuer Wächter Israel’s!
Dir sei Preis und Dank und Ehren;
Laut betend lob’ ich Dich,
Dass es Erd’ und Himmel hören“ etc.
Gleich dem Körper war auch die Seele des kleinen Fritz leicht empfänglich und zart organisiert. Wenn der Vater im Kreis der Seinen dies Morgengebet sprach, oder wenn er aus der Bibel vorlas, so hatte er an dem vier- bis fünfjährigen Sohn den aufmerksamsten Zuhörer. Die gefalteten Händchen, die fromm empor gerichteten Augen, und die Andacht in dem ausdrucksvollen, von langen Haaren umwallten Kindesgesicht, gewährten dann einen anziehenden Anblick. Schon früh war der Knabe auf alles aufmerksam und unerschöpflich im Fragen, bis er den Inhalt dessen, was man ihm sagte oder vorlas, verstanden hatte. Die Mutter pflegte an Sonntagnachmittagen ihrem Sohn und ihrer ältesten Tochter Christophine auf Spaziergängen das Evangelium auszulegen, über welches an dem Tag gepredigt worden war. Als sie einst an einem Ostermontag über Christus sprach, wie er in Begleitung zweier Jünger nach Emaus wanderte, vergossen die beiden Geschwister heiße Tränen, Auch für die Schönheiten der Natur erweckte die Mutter den Sinn ihrer Kinder.
An diese älteste Schwester schloss sich der kleine Fritz aufs engste an, und es ist begreiflich, dass sie ihm schon durch die Macht des Umgangs näher trat, als die später geborenen Schwestern. Sie hatte aber auch an Gestalt und Charakter eine große Ähnlichkeit mit dem Bruder, und war auch von den Eltern hoch geschätzt und geliebt. Ein schönes Talent für das Zeichnen entwickelte sich schon früh in ihr und wurde von ihr noch im höchsten Alter ausgeübt.

Unterricht in Lorch

Im Jahr 17656) erzählt uns Schillers Schwägerin, Frau von Wolzogen, welcher wir die meisten dieser Nachrichten über Schillers Kinderjahre verdanken, schickte der regierende Herzog Carl von Württemberg den Vater als Werbeoffizier nach der Reichsstadt Schwäbisch Gmünd und befahl ihm, mit seiner Familie im Dorf und Kloster Lorch, als nächstem württembergischen Grenzort, zu wohnen. "Dadurch“, fügt Schwab bei, "wurde der Knabe im sechsten Jahre aus dem lachenden Neckartal in die ernste Stille eines von Nadelhölzern umstellten Wiesengrundes versetzt. Das Dorf Lorch liegt am Fuße des Hügels, den schon auf der Staffel eines Tannengebirges die Klostergebäude krönen, vor deren Mauern auf einem Vorsprung eine uralte Linde Wache hält; der Hohenstaufen mit einem Gefolge von Bergen blickt nach dem Kloster herüber, das zahlreiche Gräber jenes erlauchten Geschlechtes umschließt; in der Tiefe schlängelt sich der Remsfluss freundlicheren Gegenden und segensreichen Rebenpflanzungen zu.“ In dieser anziehenden Gegen wurden von dem jungen Schiller in Gesellschaft der Schulgenossen, der geliebten Schwester und auch wohl der Eltern, häufige Spaziergänge gemacht. Der Vater deutete ihm die ehrwürdigen Trümmer des Stammschlosses der Hohenstaufen und mit einer bedeutenden Anschauung zogen die ersten großen historischen Vorstellungen in sein Gemüt ein; Friedrich durfte den Vater in die Übungslager, zu den Förstern im Wald und weiter auf das schöne Lustschloss Hohenheim begleiten. Begierig hörte er ihn von seinen Feldzügen erzählen. Jenes Kloster, welches die Gräber der Hohenstaufen bewahrt, ward von beiden Geschwistern häufig besucht, gewiss nicht ohne ernste Eindrücke und ahnungsvolle Schauer in den empfänglichen Kinderherzen zurückzulassen. Er ging gern in Kirche und schule, bisweilen jedoch versäumte er sie, um einen Ausflug in die nahen Berge zu machen. Auch auf eine Kapelle des Kalvarienberges bei dem nahe gelegenen Gmünd, zu welcher der Weg durch die Leidensstationen führte, wandelten sie gern.
Schiller bewahrte für die Gegen von Lorch immer eine große Anhänglichkeit, und als er die Carlsadademie verlassen hatte, war es einer seiner ersten Ausflüge mit seiner ältesten Schwester, um sich hier wieder in die glücklichen Tage seiner Kindheit zu versetzen. Ohne Zweifel hat der dreijährige Aufenthalt an diesem Ort und ein ununterbrochener Verkehr mit der freien Natur in ihm die Neigung zum Landleben, das Gefühl für Naturschönheiten und den Hang zur Einsamkeit, sowie den Sinn für Unabhängigkeit zuerst erweckt und begründet.
In dieser ländlichen Stille erhielt der junge Friedrich den ersten regelmäßigen Unterricht im Lesen, Schreiben und in den Anfängen des Lateinischen, ja auch schon des Griechischen. Der Ortsdiakon Moser, ein Freund des Schillerschen Hauses, unterrichtete ihn zugleich mit seinen eigenen Söhnen. Diesem würdigen Geistlichen hat Schiller durch die wohlwollende Charakterschilderung des Pastors Moser, in den Räubern, ein bleibendes Denkmal gestiftet. In einem der Söhne des Pfarrers, Christoph Ferdinand (nicht Carl)7) Moser, fand Schiller seinen ersten Jugendfreund, welcher auch später mit ihm in Ludwigsburg die lateinische Schule besuchte.
Die Anhänglichkeit an den sanften, redlichen Geistlichen und seine Familie steigerte Friedrichs religiösen Sinn, der ihm längst durch die häusliche Erziehung eingeflößt worden war und in seiner idealen Gemütsrichtung Anklang fand, zu dem Vorsatz, selbst einmal Prediger zu werden. Diesen Traum der Neigung verwob der lebhafte Knabe sogleich in seine Spiele. Er stieg auf einen Stuhl und fing mit vielem Nachdruck an zu predigen. Welche Sprüche er gelernt, welche Stellen er aus der Bibel, aus Gellert und Zu, die ihm von Vater und Mutter vorgelesen wurden, oder was er aus dem Unterricht und den Predigten seines Lehrers behalten hatte, reihte er zusammen und ließ es auch nicht an einer Einteilung fehlen. Mutter oder Schwester mussten ihm eine schwarze Schürze als Kirchenrock umbinden und ein Käppchen aufsetzen, und er sah dabei sehr ernsthaft aus. Wenn jemand lachte oder unaufmerksam war, lief er unwillig davon, oder er ging wohl auch in seinem Vortrag zu einer Strafpredigt über8). "Hoher Sinn liegt oft in kind’schem Spiel.“ Der Kidnestraum hat ihn nicht getäuscht. Schiller ist wirklich dem Wesen nach ein Prediger geworden, aber nicht von der Kanzel, sondern von der Schaubühne herab, nicht vor einer konfessionellen Gemeinde, sondern ein Prediger von der großen Menschenfamilie.
Milde, Liebe, Güte, Frömmigkeit waren die hervorstechenden Eigenschaften des jungen Schiller während seiner ersten acht Lebensjahre. Diese Humanität des Gemüts war ihm gleichsam angeboren, und wurde durch die Religiosität im Hause der Eltern, der Geistlichen, ja damals wohl im ganzen Land, durch die Liebe der Mutter und Schwester, sowie auch durch die Einflüsse einer schönen Natur weiter ausgebildet. Sein Gemüt war biegsam, gefühlvoll, verträglich, mitteilend. Von einem ihm allein bestimmten Gericht mochte er nicht essen, ohne seinen beiden Schwestern etwas davon mitzuteilen. Einen begangenen Fehler zu leugnen, war er nicht imstande. Gewissenhaftigkeit und Wahrhaftigkeit lagen schon in seiner fein organisierten Natur. Hilfreich zu sein, war seine unwiderstehliche Neigung, und da er vom Eigentum keinen Begriff hatte, so schenkte er an seine Kameraden und an Arme, was er konnte und um was er angesprochen wurde, Bücher, Kleider, Schuhschnallen. Er setzte hierdurch die sparsamen und unbemittelten Eltern oft in nicht geringe Verlegenheit, und der Vater verfuhr deswegen oft streng und hart mit ihm. Die Schwester Christophine nannte sich in solchen Fällen, auch wenn sie ganz unschuldig war, wohl als Mitwisserin oder Teilnehmerin, und lenkte die Scheltworte und fühlbaren Züchtigungen des Vaters vom Bruder auf sich ab. Auch suchten die Geschwister durch eine gewisse List sich der Strenge des Vaters zu entziehen. Wenn sie gefehlt hatten, dass sie von ihm Schläge befürchten mussten, so bekannten sie ihrer sanften Mutter im Voraus ihr Vergehen und baten, um nicht von dem zornigen Vater bestraft zu werden, dass sie die Strafe vollziehen möchte. So musste der Konflikt mit dem Vater, wie sehr er auch des Sohnes gute Eigenschaften schätze, in diesem doch allmählich andere Kräfte, als jene milden Eigenschaften des Herzens entwickeln, Kräfte, welche unter hartem Druck und in der Schule der Widerwärtigkeiten bald gestärkt werden sollten.

Zweites Kapitel

Schiller in der lateinischen Schule zu Ludwigsburg

Schillers Eltern lebten in Lorch in beengten Umständen, da der Hauptmann während dieser ganzen Zeit keinen Sold erhielt, sondern im Dienst seines Fürsten sein in den Feldzügen erspartes, kleines Vermögen einsetzte. Erst auf eine nachdrückliche Vorstellung an den Herzog wurde er in die Garnison von Ludwigsburg versetzt, wo er den rückständigen Sold nach und nach in Terminen ausbezahlt erhielt.
Diese Übersiedelung fällt in das Jahr 17689). Da sich Schiller ganz im Sinn der Eltern für den geistlichen Stand bestimmt hatte, so wurde der neunjährige Fritz in Ludwigsburg sogleich auf die lateinische Schule geschickt, wo er außer dem Lateinischen auch, obgleich ziemlich spärlich, im Griechischen und Hebräischen unterrichtet wurde. Sein Lehrer wurde der Professor Johann Friedrich Jahn, der noch bis an das Ende des vorigen Jahrhunderts die Ludwigsburger Schule regiert. Er war ein ferner Lateiner, aber, nach Petersens Ausspruch, ein kalter, rauer, murrsinniger Polterer, wie es freilich die meisten Präceptoren jener Zeit sein mochten. In einem Gedicht vom Jahr 1775, Schilderung des menschlichen Lebens, scheint sich Schiller auf ihn zu beziehen:
"Trägt der Knabe seine ersten Hosen,
Steht schon ein Pedant im Hinterhalt,
Der ihn hudelt, ach! Und ihm der großen
Römer Weisheit auf den Rücken malt.“
Ovids Tristien, Virgils Aeneide und einige Oden des Horaz wurden übersetzt. Aber der Lehrer entwickelte diese Schriftsteller nicht, sondern gebrauchte sie nur als Fundgruben von Redeblumen, zierlichen Ausdrücken und Wendungen. Bei einem solchen stockphilologischen Unterricht konnten diese lateinischen Dichter unmöglich einen besonderen Eindruck auf ihn machen, und die in ihm schlummernden, seltenen Anlagen sich nicht glänzend zeigen. Doch war Schiller immer unter den Ersten seiner Abteilung und erhielt bei dem jährlichen Landesexamen, welchem er sich vorschriftsmäßig, um nachher als Theologie-Studierender in eine Klosterschule eintreten zu können, auf dem Gymnasium zu Stuttgart viermal unterwarf, jedes Mal als das günstigste Zeugnis ein doppeltes A10).
Doch nur die Furcht vor dem Lehrer, vor dem Vater, dem er nur schwer zu genügen vermochte, hielt ihn zum Fleiß an. So oft er es konnte, suchte er, dem Schulzwang zu entrinnen, das Freie auf, und spielte mit seinen Kameraden. In diesen Spielen, bei denen es oft ziemlich wild herging, gab er meistens den Ton an. Er setzte sich bei jüngeren Gespielen in Furcht, imponierte den älteren und jüngeren und wagte sich sogar unverzagt an Erwachsene, wenn er sich von ihnen beleidigt glaubte. In seiner mutwilligen Laune neckte er gern, ohne jedoch seine natürliche Gutmütigkeit zu verleugnen. So hob sich sein Selbstgefühl nicht allein trotz der harten Schulzucht, sondern sogar durch sie. Als Schüler der obersten Abteilung wurde er einst von einem Lehrer unschuldiger Weise so gezüchtigt, dass noch nach mehreren Tagen blaue Flecken auf dem Rücken zu sehen waren. Allein er duldete diese Misshandlung und klage sie weder seiner Mutter, noch seinem Vater11). Aber Erwachsenen gegenüber erschien er noch lange als ein eingeschüchterter, ungewandter Knabe, der, wie Petersen sagt, wegen seines linkischen Wesens vom Vater und den Lehrern Püffe und Ohrfeigen in Menge bekam.
Auf der lateinischen Schule zu Ludwigsburg mussten die Zöglinge Glückwünsche zum Neujahr schreiben. Schiller brachte seinen lateinischen, prosaischen Glückwunsch für das neue Jahr 1769 zugleich in deutsche Verse und dieses ist sein erstes Gedicht, welches sich noch erhalten hat12). Es ist ganz im frommen Stil eines Kirchenliedes. Dass er fleißig geübt wurde, lateinische Verse zu machen, konnte als Vorübung zum Dichten in der Muttersprache angesehen werden. Sein Lehrer Jahn war ein gewandter Versifikator.
Erst gegen das elfte Lebensjahr trat allmählich, von gewissen Seiten, das Ungewöhnliche seiner Natur hervor. Schon in diesem Alter verlor er den Geschmack an den herrschenden Knabenspielen, am Ballspiel, Springen, an Possen und Torheiten. In den Freistunden schlenderte er mit einem ausgewählten Freund in Ludwigsburgs reizenden Baumpflanzungen oder in den schönen nahe liegenden Gegenden umher. Kindisch-chimärische Pläne für das zukünftige Leben, Klagen über das harte Schicksal, Gespräche über die tief umnachtete Zukunft waren dann seine gewöhnliche, liebste Unterhaltung. Den leidigen Schulzwang, dessen er sich früher durch tolles Knabenspiel entledigt hatte, überflog er jetzt mit den Fittichen des Gedankens. Unter peinlicher Einschränkung erwachte die tragische Stimmung, der Beruf seines Lebens.
Diese freien Phantasiespiele zeigten sich bei einer Veranlassung, an welche der Dichter selbst seinen ehemaligen Schulkameraden, den Hofmedikus Elwert in Cannstadt, nach mehr als zwanzig Jahren mit der lebendigsten Erzählung aller Umstände wieder erinnerte. Er hatte mit diesem als Sekundaner den Katechismus in der Kirche aufzusagen. Ihr Religionslehrer, wie Petersen sagt, ein beschränkter, bösartiger Frömmling, drohte ihnen, sie durch und durch zu peitschen, wenn sie auch nur ein Wörtchen fehlen sollten. Die Knaben fingen nach ergangener Frage mit zitternder Beklemmung an, brachten jedoch ihre Aufgabe ohne Anstoß zu Ende. Dafür erhielt jeder eine Belohnung von zwei Kreuzern. Sie beschlossen dafür auf dem Hartenecker Schlösschen saure Milch zu essen. Allein diese war hier nicht zu haben, und der Preis von Käse und Brot ging über ihre Barschaft. Mit leerem Magen wanderten sie daher nach Neckarweihingen, wo sie endlich für drei Kreuzer eine Milch erhielten, in einer reinlichen Schüssel und sogar mit silbernen Löffeln, und sich für den noch übrigen Kreuzer Johannistrauben kauften. Über dieses köstliche Mahl geriet Schiller in eine poetische Begeisterung. Als die Knaben das Dorf verlassen hatten, stieg er auf den Hügel, von welchem man Harteneck und Neckarweihingen überschauen kann und sprach in einer gereimten pathetischen Ergießung über den Ort, der sie hungrig entlassen, seinen Fluch, über den anderen, der ihnen Labung gegeben, seien Segen. Billigt, sagt Petersen, sollte diese Anhöhe Schillershügel heißen.
Da Schiller die christliche Lehre unter einer solchen Form beigebracht wurde, konnte sie in Gemüt und Gesinnung keine Wurzel schlagen. Frau von Wolzogen sagt, es scheine ihr, als sei er mit harten Dogmen in frühestem Jugendunterricht gequält worden. Schwab versichter13): Der Superintendent Zilling in Ludwigsburg, der Religionslehrer seiner Knabenjahre, ist noch jetzt im Mund des Volks als ein "lutherischer Pfaffe“ verschrien. Ein und dieselbe Sache wurde ihm durch häusliche Einflüsse wert und durch den Unterricht widerwärtig. Doch jene überwogen und er blieb seiner Neigung zum geistlichen Stand treu.
Als neunjähriger Knabe sah er zum ersten Mal in Ludwigsburg das Theater. Ungeachtet nur pomphafte Opern und Ballette gegeben wurden, machte die Bühne doch Eindruck auf ihn. Er vergnügte sich geraume Zeit, mit ausgeschnittenen Papierdocken dramatische Szenen darzustellen und soll auch, wie Ariost in seiner Kindheit, mit seinen Schwestern kleine Schauspiele aufgeführt haben.

Schiller auf der Solitude

Im Jahr 1770 zog die Schillersche Familie nach der Solitude bei Stuttgart und der Knabe, welcher in Ludwigsburg zurückblieb, musste von dieser Zeit an, zwei Jahre lang, Kost und Wohnung bei dem lateinischen Magister nehmen. Der Hauptmann Schiller nämlich, von jeher ein Liebhaber des Gartenbaus und der Baumzucht, hatte in Ludwigsburg eine Baumschule angelegt, die guten Erfolg hatte. Der regierende Herzog Carl übertrug ihm nun die Oberaufsicht über alle Gartenanlagen und Baumpflanzungen, welche bei dem damals eben aufgebauten Lustschloss der Solitude angelegt werden sollten. Jetzt eröffnete sich dem Mann ein erwünschter Spielraum für seinen Geschäftsgeist. Er befriedigte in diesem Posten des Herzogs Erwartungen so sehr, dass ihm endlich der Rang eines Majors erteilt wurde. Er soll hier über sechzigtausend Baumstämme gepflanzt haben.
Die Konfirmation des jungen Schillers fiel in das Jahr 1772, als er seinen Kursus in der lateinischen Schule vollendet hatte. Seine Mutter, welche, vermutlich um dieser kirchlichen Feier beizuwohnen, den Tag vorher mit ihrem Gatten nach Ludwigsburg hinübergekommen war, sah ihren Sohn auf der Straße herumschlendernd, und machte ihm über seine Gleichgültigkeit gegen die wichtige Handlung des folgenden Tages Vorwürfe. Betroffen zog sich der Knabe zurück und überreichte nach wenigen Stunden seinem Vater ein deutsches Gedicht, welches seinen Tauferneuerungsbund zum Gegenstand hatte. Der Vater empfing ihn scherzend mit der Frage: "Bist Du närrisch geworden, Fritz?“14) Wir müssen es aber nach früher Bemerktem in Abrede stellen, dass dieses verloren gegangene Gedicht das erste gewesen sei, welches Schiller zu Papier gebracht habe.
Da Friedrich Schiller die lateinische Schule zu Ludwigsburg nun durchlaufen hatte, so stand er, mit ganzer Beistimmung seiner unbemittelten Eltern, nun im Begriff, in eine grobe, schwarze Kutte gehüllt, sich der mönchischen Zucht in einer der vier Klosterschulen des Landes zu unterwerfen, um die neunjährige Laufbahn eines württembergischen Seminaristen zu durchlaufen. Wie hätte sich sein angeregter Dichtergeist innerhalb dieser dumpfen Mauern entwickeln können, wo alle deutsche Literatur in die Acht erklärt war und Sprachwisserei und die Glaubenslehre des echten Luthertums beinahe ausschließlich gelehrt wurden? Doch die Vorsehung hatte es anders über ihn verhängt.
Der Herzog Carl, welcher im reifern Alter durch edlere Zwecke und höheres Streben die Selbstbefriedigung zu erlangen suchte, welche seiner ungesättigten Leidenschaft bisher Sinnenlust, ausländische Kunstgenüsse, Glanz und Luxus nicht hatten gewähren können, war, unter anderen löblichen Unternehmungen, auch auf die Idee gekommen, auf seiner Solitude ein weitläufiges Lehr- und Erziehungsinstitut zu errichten. Der Herzog hatte nämlich seine bisher wandelbare Liebe für das schöne Geschlecht im Jahr 1772 einer einzigen Frau zugewendet, der geschiedenen Baronesse Franziska von Leutrum, die er schnell zur Reichsgräfin von Hohenheim, und später, nachdem Schiller sein Geburtsland bereits verlassen hatte, zu seiner rechtmäßigen Gemahlin erhob. Die anmutige, gütige Franziska, welche Wissenschaft und Kunst liebte, fesselte nicht allein die Sinnlichkeit des Herzogs, sondern erweckte auch edlere Triebe und Bestrebungen in seiner Seele, so dass sich von ihr hauptsächlich die Umwandlung des in seiner ersten Regierungsperiode verhassten, dagegen in seiner zweiten, trotz seines autokratischen Regiments, gefeierten, und auch jetzt noch nicht vergessenen Herzogs Carl herschreibt. So bestärkte sie ihn auch in dem Gedanken jenes Instituts, und als dasselbe ins Leben getreten war, begünstigte sie es fortwährend. Ursprünglich war auf der Solitude nur ein militärisches Waisenhaus für vierzehn Soldatenkinder, aber schon im zweiten Jahr, 1771, wurde die Anstalt erweitert, und erhielt den Namen militärische Pflanzschule, weil alles nach militärischer Regel eingerichtet wurde, und die Zöglinge meistens Söhne von Offizieren oder von gemeinen Soldaten waren, mit Ausnahme einiger Söhne von "rechtschaffenen Bürgern“. Die Anstalt umfasste bald gegen dreihundert Knaben und Jünglinge von zehn bis sechzehn Jahren, auch aus dem Ausland. Die Emporbringung und Organisation dieser Schule ward schnell ein Lieblingsgeschäft des Herzogs, und wie sein Eigenwille sich auf das Speziellste erstreckte und alles selbst regulieren wollte, so gab er jetzt Schulvorstehern auf, ihm geeignete Zöglinge für seine Pflanzschule namhaft zu machen. Da wurde ihm durch den Lehrer Jahn auch der Sohn des Hauptmanns Schiller empfohlen, und sogleich machte der Herzog diesem das Anerbieten, den jungen Friedrich in der Pflanzschule kostenfrei unterrichten und erziehen zu lassen. Dieser Antrag verursachte in der Familie große Bestürzung, weil er den lang gehegten Plan, dass Schiller sich dem geistlichen Stande widmen sollte, vereitelte, zu welchem man auf der Pflanzschule sich nicht vorbereiten konnte. Der Vater machte eine freimütige Gegenvorstellung an den Landesherrn. Dieser aber wiederholte sein Begehren noch zweimal, und da er gewohnt war, jeden seiner Wünsche als Befehl befolgt zu sehen, so durfte die Gnade nicht länger abgelehnt werden. Es war auch vieles, was die Eltern, besonders den Vater, beruhigen, und mit dem Willen des Herzogs versöhnen konnte. Schiller selbst aber fühlte sich mit Schmerz gewaltsam aus seiner Neigung gerissen, und eine Stimme erhob sich in seinem Innern gegen den eigenmächtigen Eingriff des Gebieters in seinen Lebensplan.
Im vierzehnten Lebensjahr, am 17. Januar 1773, trat Schiller in die militärische Pflanzschule an dem Wohnort seiner Eltern, auf der Solitude, mit dem Vorsatz, Jurisprudenz zu studieren, denn die Wahl des Berufsstudiums war ihm vom Herzog freigestellt worden. Doch im ersten Jahre setzte er die Beschäftigung mit den alten Sprachen fort, lernte Französisch und wurde in den Lehren des Christentums, in Geographie, Geschichte und den Anfangsgründen der Mathematik unterrichtet.
Diese Bildungsanstalt erhielt erst allmählich mit ihrer größeren Ausdehnung eine festere Organisation. Die Zöglinge waren in adlige und bürgerliche geteilt, jene Klasse hieß Kavaliere, diese Eleven. Als ihre Gesamtzahl dreihundert zählte, war jede Klasse in drei Abteilungen rangiert, von denen jede ihren besondern Schlafsaal hatte; jede Abteilung aber unter einen Hauptmann mit zwei Unteroffizieren, jede Klasse unter einen Major und das Ganze damals unter den Obersten von Seeger gestellt. Anfänglich standen den Abteilungen als Oberaufseher Sergeanten vor, die ein solches Kommando führten, dass man in ihrer Nähe nicht zu atmen wagte. Harte Strafen züchtigten Nachlässige und Widerspenstige und einmal wollten Zöglinge beim Befehl körperlicher Züchtigung das Schreckenswort vernommen haben: "Bis Blut kommt!“ Die Eleven waren meistens zu Malern, Bildhauern, Architekten, Stuckateuren, Gärtnern, ja sogar zu Schneidern und Schuhmachern, die Kavaliere hingegen vorläufig für den Militärdienst bestimmt. Bald aber wurden mit Ausnahme der Theologie, für welche die älteren mönchischen Klosterschulen und das Stift zu Tübingen in seltsamem Kontrast mit diesem prunkenden Erziehungshaus der modernen Kultur fortbestanden, alle Wissenschaften in das Institut aufgenommen, zuletzt noch die Medizin. Jetzt stellte man allmählich fünfzig Professoren und Lehrer an, und teilte die Zöglinge nach den Lehrgegenständen in vierundzwanzig Divisionen. Dies geschah schon im Jahr 1774, wo die Anstalt auch den Namen "Militärakademie“ erhielt.
Die strengste militärische Form herrschte in diesem künstlich zusammengesetzten Staat. Das Kommando führte die Schüler in den Speisesaal, in das Schlafgemach, in die Lehrzimmer, zum Gebet. Ein gleichmäßiges Tempo regelte jede Bewegung. Den Ehrgeiz der Zöglinge suchte man durch Preismedaillen und einen Orden zu erwecken. Über den Anzug hat uns Scharffenstein aus dem Elsass, ein Eleve der Militärschule, nachher Generalleutnant in württembergischen Diensten, folgende Zeichnung gegeben: "Die Offizierssöhne hatten gewöhnlich hellblaue, kommistuchene Westen mit Ärmeln; der Kragen- und Ärmelaufschlag war von schwarzem Plüsch, die Beinkleider von weißem Tuch, der Kopfputz, ein kleiner Hut, zwei Papilloten an jeder Seite, ohne Puder. Alles trug sehr lange falsche Zöpfe, nach einem bestimmten Maße. Der Paradeanzug hatte mehrere Gradationen und zum größten Putz trug alles Uniformen. Es gab z.B. eine Parade von geringerem Grad, wo zwar der gewöhnliche Anzug stattfand, aber mit vier Papillonen an jeder Seite in zwei Etagen und Puder. Da sah unser Schiller komisch aus. Er war für sein Alter lang, hatte Beine, beinahe durchaus mit den Schenkeln von einem Kaliber, sehr langhalsig, blass, mit kleinen, rot umgrenzten Augen. Er war einer der unreinlichsten Burschen der Anstalt. Und nun dieser ungeleckte Kopf voll Papilloten mit einem enormen Zopf. Ich könnt’ ihn noch malen!“ – Wegen dieser Unreinlichkeit musste sich der Eleve Schiller auch von dem Oberaufseher, dem Sergeanten Nies, der die Zucht mit fürchterlicher Strenge handhabte, einen "Schweinpelz“ schelten lassen.
Bei einer solchen Dressur des Körpers wie des Geistes konnte es am allerwenigsten unserm jungen Freund wohl werden. Nach einem halben Jahr, am 12. Juli 1773, hören wir ihn in einem Brief an seinen Freund, den jungen Moser in Ludwigsburg, klagen: "Dein Friedrich ist nie sich selbst überlassen; den einmal festgesetzten Unterricht muss er anhören, prüfen und repetieren und Briefe an Freunde zu schreiben (setzt er sich entschuldigend hinzu) steht nicht in unserem Schulreglement. Sähest Du mich, wie ich neben mir Kirschs Lexikon liegen habe und vor mir das Dir bestimmte Blatt beschreibe, Du würdest auf den ersten Blick den ängstlichen Briefsteller entdecken, der für dieses geliebte Blatt einen nie gesehenen Schlupfwinkel in einem geistesarmen Wörterbuch sucht.“
In Betreff der wissenschaftlichen Fortschritte Schillers bis zu der Zeit, wo er das Rechtsstudium anfing, weichen die Urteile zweier Schulgenossen voneinander ab. Der bewährte, streng urteilende Petersen sagt, Schiller habe außer dem Lateinischen, worin er aber Meister gewesen sei, in allen übrigen schon in Ludwigsburg begonnenen Disziplinen beinahe nichts gelernt. Der andere Schulfreund, von Hoven, den er schon von Ludwigsburg her kannte, erzählt uns: Er habe in den gelehrten Sprachen bedeutende Fortschritte gemacht, habe die französische Sprache bald bis zum geläufigen Verständnis ihrer Schriftsteller kennen lernen, und sei auch in den so genannten Vorbereitungswissenschaften nicht zurückgeblieben. Diese letztere Angabe wird auch durch die Nachricht bestätigt, dass, wie in den Listen noch zu finden ist, "Johann Christoph Friedrich Schiller von Marbach“, am 14. Dezember 1773, in Gegenwart des Herzogs, welcher alles selbst beaufsichtigend den Schulfeierlichkeiten und häufig auch den Lehrstunden beizuwohnen pflegte, den ersten Preis im Griechischen erhielt. "Um jedoch seine Stärke in dieser herrlichen Sprache nicht zu überschätzen“, fügt Petersen bei, "muss man wissen, dass er eigentlich nur weniger schwach darin war, als seine Mitbewerber und dass die ganze Aufgabe bloß in Erklärung äsopischer Fabeln bestand. Über Hippokrates’ Aphorismen brachte Schiller es auch späterhin nicht hinaus, und den Plutarch las er nicht in der Ursprache.“ Aber in der Rechtswissenschaft, die er sich seit dem Jahr 1774 (also im fünfzehnten Lebensjahr!) zum Studium machen solle, wollte es ihm nicht gelingen. Hier blieb er offenbar hinter seinen Mitschülern zurück. Seine Lehrer heilten ihn sogar für talentlos. Nur der scharfe Blick des Herzogs durchschaute seine Anlagen, und nahm seinen Zögling gegen die Lehrer in Schutz: "Lasst mir diesen nur gewähren“, sprach er, "aus dem wird etwas.“
Schillers Forschritte konnten nicht alle Anforderungen erfüllen, denn sein Sinn war ausschließlich auf das Studium poetischer Werke gerichtet. Er hatte Klopstocks Werke kennen lernen, die gleichsam seine ganze Seele verschlang. In Klopstocks Oden und der Messiade fand er die willkommenste Nahrung für sein liebendes Herz, seinen frommen Sinn, sein poetisches Talent. Seine Beschäftigung mit Klopstock war sein flüchtiges, gleichsam naschendes Genießen, sondern ein ernstes, tagtäglich fortgesetztes Aufmerken, Empfinden, Beobachten, Vergleichen, Forschen, Aneignen. Alles Große und Erhabene, Zarte und Weiche, Innige und Geistige der Klopstockschen Gedanken, Gefühle, Anschauungen, Bilder saugte er voll und warm in seine Seele ein. Die mächtig erweckten, religiösen Gefühle regten sogar das Verlangen wieder an, sich dem geistlichen Stand widmen zu dürfen. Nicht selten wandelten ihn heilige Schauer und gottesdienstliches Entzücken an; er ergoss sich oft in Gebete und hielt auch in Gesellschaft anderer Andachtsübungen, aber nie, setzt Petersen hinzu, gesellte er sich zu den schwärmerischen Betbrüdern und verschrobenen Kopfhängern, die unter dem Namen Pietisten ebenfalls in der Militärschule einige Jahre hindurch ihr Wesen trieben. In diesem religiös-ästhetischen Drang griff er zur Bibel in der Lutherschen Kernsprache, und suchte, und fand hier den Stoff zu einem Epos. Er versuchte schon im Jahr 1773 freilich mehr mit angestrengtem Nachstreben und mühevollem Nachbilden, als mit eigenem Reichtum und selbst schaffender Kraft, den israelitischen Gesetzgeber, Moses, episch zu verherrlichen, wie sein Vorgänger den Welterlöser besungen hatte. Außer Klopstock las er nur noch Virgils Aeneide und die Lieder und Hochgesänge des alten Testaments in Luthers Übersetzung.
Welchen neuen Reiz erhielt die Lektüre deutscher Dichter durch das Verbot des Instituts, sie zu lesen! "Dass Du“, schrieb er an seinen Freund Moser, "eher zum Zwecke kommen würdest, das ahnte ich jetzt erst, da ich durch die Erfahrung einsehen lernte, dass Dir, einem freien Menschen, ein freies Feld der Wissenschaften geöffnet war. Dem Himmel sei es gedankt, dass in unseren Kriminalgesetzbüchern, neben der Strafe des Felddiebstahls, nicht auch eine Pön auf die Diebstähle in entlegenen wissenschaftlichen Feldern gesetzt ist; denn sonst würde ich Armer, der ganz heterogene Wissenschaften treibt und im Garten der Pieriden manche verbotene Frucht nascht, längst mit Pranger und Halseisen belohnt worden sein.“
Zu Ende des Jahres 1773 oder zu Anfang des folgenden lernte er, durch einen Freund, Gerstenbergs Ugolino kennen, welches Trauerspiel durch seine rührenden, erhabenen und tief erschütternden Szenen einen fortwirkenden, entscheidenden Eindruck auf sein ideal gestimmtes Gemüt machte; und noch im reifen Mannesalter, wie man aus einem Briefe an Goethe sieht, hielt er dieses Stück in Ehren. Zu seinen Lieblingen gehörten ferner Lessings Schauspiele, des viel versprechenden Malers Friedrich Müller Gedichte, und seit 1776 Leisewitzes Julius von Tarent. Lessing und Leisewitz halfen seine ganze Darstellungsweise bestimmen. Besonders aber bezauberte ihn Goethes Götz von Berlichingen, dessen Werther er schon früher verschlungen hatte.
Schiller bekam durch diese Dramen allmählich eine andere Richtung. Sein Geist wurde dem Lyrischen, dem Epischen und Klopstocks religiöser Dichtung mehr und mehr entzogen und gleichsam unwillkürlich in die tragische Laufbahn hinüber gehoben. Die Tragödie stellt den Menschen im Kampf mit seiner äußeren Lage, dem Schicksal dar, und Schiller fand sich, je länger je mehr, in einem solchen Widerstreit begriffen. Er lebte sich in den Tragiker hinein. Der harte Druck erweckte allmählich neben den sanften, frommen Gefühlen der Humanität, in der erstarkenden Seele die heroischen Stimmungen der Freiheit und Geistesselbstständigkeit.
Sein Lehrer Abel gibt in höchst wichtigen, bisher unbenutzten handschriftlichen Nachrichten über Schiller15) als Grund, warum dieser von Schüchternheit schnell zum Selbstgefühl überging, auch den guten Erfolg in seinen Studien an. "Daher“, sagt er, "entstand bald Gefühl seiner überwiegenden Kraft, Vertrauen zu sich selbst und Mut, welches alles überdies durch den Beifall seiner Vorgesetzten und Lehrer, durch die Achtung seiner Mitschüler sehr erhöht wurde. Der vorhin so schüchterne Jüngling fing nun an, eine Rolle neben seinen Kameraden zu spielen, und selbst mit den Vorgesetzten und Lehrern ging er auf viel freierem Fuß um. Auch sein Äußeres kündigte die große Veränderung an.“ So kam es denn, dass er im Verlauf des achtjährigen Aufenthalts in dieser Anstalt gleichsam ein anderer Mensch wurde. Ehemals einsam, verschlossen, eingeschüchtert; jetzt im Gefühl der treibenden Kraft mutwillig, neckend, foppend und zwar oft sehr derb und stechend. Einem seiner Mitzöglinge, einem ausgezeichneten Esser, der ihn um ein Andenken in das Stammbuch bat, schrieb er die Worte hinein: "Wenn Du gegessen und getrunken hast, und NB. satt bist, so sollst Du den Herrn, Deinen Gott, loben.“
Schillers erste poetische Produkte waren daher nicht weicher, sentimentaler Art, sondern verkündeten ein bereits mit den Konventionen der Gesellschaft in Fehde begriffenes Gemüt. Kraftäußerungen begeisterten ihn vorzüglich. Als Scharffenstein einem Oberaufseher mit Festigkeit entgegentrat, besang er dieses Aufsehen machende Benehmen in einer Ode, die er für sein Meisterstück hielt. Dieser Vorfall veranlasste den innigen Anschluss beider Freunde und den völligen Austausch ihres Innern. Zu ihnen gesellten sich als Gleichgesinnte der mehrmals erwähnte Petersen, von Bergzabern in der Rheinpfalz, später Bibliothekar in Stuttgart, und von Hoven der Ältere, zuletzt Medizinalrat in bayerischen Diensten und andere. Sie stifteten einen Bund, dessen Stamm, sittlich und dessen Blumenkrone poetisch war. Wir werden ihm später wieder begegnen.

Bericht an den Herzog über sich und die Mitschüler

Schon war Stiftung dieses Bundes, aber in demselben Jahr 1774, geriet der Herzog Carl auf den, vermutlich von den Jesuiten erborgten Gedanken, jeden der älteren Zöglinge von sich und von allen Genossen derselben Abteilung, eine Schilderung für den Herzog zu Papier bringen zu lassen. Es war vermutlich aufs Kontrollieren abgesehen. Gewisse Gesichtspunkte, z.B. Christentum, Gesinnung gegen den Herzog, Betragen gegen Lehrer und sonstige Vorgesetzte, Reinlichkeit, waren für die Beurteilung festgesetzt. Urteile der Mitschüler über Schiller, und auch dessen eigener vollständiger Bericht an den Herzog haben sich erhalten, und ich habe letzteren in meiner Nachlese zu Schillers Werken aus dem Manuskript mitgeteilt16). Er ist ein unschätzbares Dokument der ringenden, noch unbehilflichen Sprache, der hervorblitzenden Gedankentiefe, der feinen Beobachtungsgabe, der redlichen, wohlwollenden, aufrichtigen und freimütigen Sinnesart des talentvollen fünfzehnjährigen Jünglings. Das einförmige Thema ist trefflich im Ausdruck variiert und gleichsam künstlerisch behandelt. Von einem Mitschüler heißt es, er habe sich durch eine kriechende Demut verächtlich gemacht, die eben so zu fliehen sei, als Hochmut; von einem andern wird gesagt, er verderbe sich durch Auswendiglernen. Sich selbst spricht er nicht frei von Eigensinn, Hitze und Ungeduld, doch beruft er sich auf seine Aufrichtigkeit, Treue und sein gutes Herz. Dass er "die schönen Gaben, die er besitze“, bisher nicht nach Pflicht angewendet habe, entschuldigt er durch die Leiden seines Körpers. Mit Munterkeit habe er die Wissenschaft der Rechte angenommen, und werde sich glücklich schätzen, durch dieselbe seinem Vaterland dereinst dienen zu können, aber weit glücklicher würde er sich halten, wenn er solches als Gottesgelehrter ausführen könnte.
So kehrte Schiller der Schmerz, der Laufbahn eines Geistlichen entrissen worden zu sein, immer zurück. Noch in späteren Jahren äußerte er gegen seinen Jugendfreund Conz: Vor einer versammelten Gemeinde über die wichtigsten Angelegenheiten des Lebens und der Menschheit zu reden, stelle er sich als etwas Großes, Erhabenes vor. "Seine Neigungen waren warm und ewig.“ Die Vorleibe für die Theologie mochte in der Militärschule durch den wachsenden Widerwillen gegen die Jurisprudenz noch mehr gesteigert werden. Doch sollte er die letzte Berufswissenschaft damals loswerden. Am Ende des Jahres 1775 wurde nämlich das Institut, welches später den Namen Karlsakademie (oder Karlsschule) erhielt, und von dem Kaiser Joseph sogar zu einer Universität erhoben wurde, in den großen, schönen Kasernenbau hinter dem Schloss in Stuttgart verlegt, welcher noch jetzt den Namen Karlsakademie führt. Das Institut, welches jetzt erst seien volle Ausbildung erhielt, ward unter anderem auch dadurch erweitert, dass die Medizin unter die Lehrfächer aufgenommen wurde. Schiller bestimmte sich, entweder freiwillig infolge eines Aufrufs an die Zöglinge: Sich zu erklären, wer Lust zur Heilkunde hätte, oder, nach einer weniger glaublichen Nachricht, auf Befehl des Herzogs für das Studium der Medizin17). Nach Scharffenstein war es nicht Neigung, was ihn zu diesem Schritt bestimmte, sondern es war ein "Raptus“, oder weil er die Arzneikunde für liberaler und freier heilt. Einige Vertraute redeten ihm zu und er hatte auch die Meinung, dass Seelenlehre, Menschenkunde und Naturforschung, auf die er sich jetzt legen müsse, ihm bei seinen poetischen Beschäftigungen von bedeutendem Nutzen sein würden.

----------------------------------------------------------------------

1) G. Schwabs Leben Schillers S. 2 ff. u. S. XIV. ­
2) G. Schwab a. a. O., S. 96. ­
3) So G. Schwab nach einer "Notiz des Oberamtsrichters Rooschütz zu Marbach“ oder, wie Schwab sonst wo sagt, nach "dem Marbacher Taufregister und nach drei verschiedenen, zu verschiedener Zeit aus demselben genommenen Abschriften.“ Dagegen gibt der musterhaft genaue Petersen (dessen sämtliche handschriftliche Schilleriana in meinen Händen sind) den 10. November als Geburtstag an "nach des Obersten Faber zuverlässigen Urkunden“, die ihm von einem gewissen Glaser ausgezogen worden waren. Frau von Wolzogen nennt ebenfalls den 10. November, wodurch Schillers und seiner Gemahlin Meinung zugleich hinlänglich ausgesprochen ist. Aber in einem Brief Luises an Schiller steht in der Überschrift: "Den 11. November, als am Geburtstag des leiben Bruders, wozu ich in Gedanken alles Glück und Segen wünsche.“ Diese Angabe aus dem Elternhaus überwiegt die des lang entfernten Sohnes, welche wahrscheinlich mit der des Obersten Faber aus der Karlsschule eine gemeinschaftliche irrige Quelle hat, und ich trete daher umso mehr den Ermittlungen Schwabs bei, zumal da auch Petersen auf einem Zettel die Zahl "11“ ursprünglich geschrieben hatte, nachher aber wieder auslöschte.
4) Siehe die Broschüre: "Schillers Bruder, ein Kuriosum“, von G. Schwab. ­(aus: Karl Hoffmeister, Schillers Leben für den weitern Kreis seiner Leser, ergänzt und herausgegeben von Heinrich Viehoff. Stuttgart: Ad. Becher's Verlag. 1846.)
5) Diese Briefe der Mutter, des Vaters, der Geschwister etc., sowie der meisten Freunde an Schiller, sind in meinen Händen und ich werde sie benutzen, ohne sie immer namhaft zu machen.
6) In einem Notizbuch von 1799 schreibt Schiller eigenhändig: "Im Jahr 1760 nach Gmünd und Lorch.“ Irrt sich nun Schiller vielleicht in der Jahreszahl, so kann er doch nicht bis in sein sechstes Jahr in Marbach gewohnt haben, weil er sonst noch Erinnerungen von dieser Zeit hätte haben müssen, die ihn verhinderten, 1760 sich schon nach Lorch zu versetzen. Nach einer anderen Nachricht hatte der Hauptmann Schiller vor seinem Aufenthalt in Lorch zwei Jahre Quartier in Ludwigsburg (oder Cannstadt), wovon aber jenes Notizbuch nichts sagt. Hat vielleicht Schiller gegen Frau von Wolzogen Recht?
7) S. Schillers Leben von G. Schwab, Vorerinnerung zum zweiten Druck, S. XVI.
8) Doch bemerkt Peterson, dass Schillers Geschwister von diesen Kinderpredigten zwar erzählten, aber seine Jugendfreunde nicht das Mindeste davon wissen.
9) Nach Schillers eigenhändigem Notizbuch "in den Dezember des Jahres 1766“
10) Siehe meine größere Biographie Th. I. S. 15. ­
11) So Petersen nach Reinwald im N. Literar. Anzeiger. 1807. Nr. 49, S. 780 f.
12) Siehe meine Nachlese zu Schillers Werken bei Cotta Bd. 1, S. 5
13) Über den Kultus des Genius S. 122
14) Petersen erinnerte sich bestimmt, diesen letzten Umstand von Schillers Vater vernommen zu haben.
15) Ich werde sie im Morgenblatt vollständig abdrucken lassen.
16) B. 4, S. 4 ff.
17) Petersen sagt, die Erzählung Reinwalds im Neuen literar. Anzeiger 1807, Nr. 26: Dass Schiller einen Schrecken bekommen habe, als er hörte, er müsse Medizin studieren, sei ganz irrig. Er sei besonders auf von Hovens Rat zur Arzneikunst übergegangen.

(aus: Karl Hoffmeister: Schillers Leben für den weitern Kreis seiner Leser. Ergänzt und herausgegeben von Heinrich Viehoff, Stuttgart: Ad. Becher's Verlag.1846)

 Gert Egle, zuletzt bearbeitet am: 16.12.2023

   
   Arbeitsanregungen
  1. Arbeiten Sie aus der Einleitung heraus, welche Aspekte Hoffmeister und Viehoff in ihrer Biographie betonen.

  2. Wie beurteilen sie die Bedeutung dieser Aspekte?

   
 

 
ARBEITSTECHNIKEN und mehr
Arbeits- und ZeitmanagementKreative ArbeitstechnikenTeamarbeit ▪ Portfolio ● Arbeit mit Bildern  Arbeit mit Texten Arbeit mit Film und VideoMündliche KommunikationVisualisierenPräsentationArbeitstechniken für das Internet Sonstige digitale Arbeitstechniken 
 

 
  Creative Commons Lizenzvertrag Dieses Werk ist lizenziert unter Creative Commons Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0 International License (CC-BY-SA)
Dies gilt für alle Inhalte, sofern sie nicht von
externen Quellen eingebunden werden oder anderweitig gekennzeichnet sind. Autor: Gert Egle/www.teachsam.de
-
CC-Lizenz