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Bausteine zu Friedrich Schiller: Maria Stuart - 3. Akt: Szene III,4

Literaturwissenschaftliche Interpretationsansätze


FAChbereich Deutsch
Glossar Literatur Autorinnen und Autoren Friedrich Schiller Biographie
Werke Dramatische Werke Die Räuber ● Maria Stuart Überblick Didaktische und methodische Aspekte Entstehungsgeschichte Entstehungsgeschichte Historischer Hintergrund StoffgeschichteAufbau und Komposition Handlungsverlauf Überblick Akte und Szenen Inhaltsüberblick Akt- und Szenenschema 1. Akt2. Akt Dritter Akt Szenenüberblick III,1 III,2 III,3 [ III,4 - Begegnung der Königinnen Text III,4 Aspekte der Szenenanalyse Bausteine ] III,5 III,6 III,7 III,8  4. Akt 5. Akt Szenenbilder/Illustrationen Figurengestaltung Einzelne Figuren Sprachliche Form Interpretationsansätze Aufführungsberichte und - kritiken Bausteine Häufig gestellte Fragen (FAQs)  Links ins Internet Lyrische Werke Sonstige Werke Bausteine Links ins Internet  Quickie für Eilige: So analysiert man eine dramatische Szene W-Fragen zur systematischen Szenenanalyse Schreibformen Operatoren im Fach Deutsch
 

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Methodenrepertoire zur szenischen Erarbeitung von Dramentexten
Analyse einer dramatischen Szene

Strukturen dramatischer Texte
Analyse einer dramatischen Szene im Überblick
Dramenhandlung
Formtypen des Dramas
Dramaturgie und Inszenierung

Die Interpretation der Szene ▪ III,4 von ▪ SchillersDrama ▪ »Maria Stuart« ist ein zentraler Gegenstand der Literaturwissenschaft. Die folgende Zusammenstellung gibt darin einen Einblick:

Rudolf Ibel, 1943
"Die berühmte Begegnung zwischen Maria und Elisabeth endet ja keineswegs mit der Erhebung Marias auf die Ebene des Ideals. Hier wirkt kein Idealismus,  sondern das ganz elementare Gefühl des in seiner Ehre beleidigten Weibes, das sich trotz Selbstverleugnung gedemütigt und verspottet sieht und nun seinerseits zum Angriff auf die Feindin übergeht. Die handelt hier nicht geistig frei, sondern im Banne ihrer bluthaften Seelenwallung. Ihr ganzes Wesen antwortet ungeteilt und unmittelbar. Gerade in diesem Auftritt dichtet Schillers Genius unbekümmert um die Theorie vom Erhabenen und zeigt, dass es noch eine Erhabenheit im Menschen gibt, die mit ursprünglicher Gewalt aus dem seelisch-sinnlichen, dämonischen Grund des Menschen aufbricht. Im Zustand der dämonischen Erhabenheit scheidet sich der Mensch nicht mehr in ein physisches und moralisches Wesen »schärfstens voneinander« (Schiller, Über das Erhabene), sondern die eine Lebensflamme lodert aus dem Herzen empor, unbekümmert um die Vernichtung des Einzellebens. Die so Entflammte wagt ihr Leben nicht als »reine Intelligenz«, die sich einen »Ausgang aus der sinnlichen Welt« sucht, sondern als der in seiner Ehre beleidigte Mensch. Auch Ehre ist ja nicht irgendein höchstes Vernunftprinzip, sondern eine ursprüngliche Haltung und somit naturnotwendig, schicksalhaft. Folgerichtig besiegelt Maria, aus beleidigtem Gefühl ihre weibliche und königliche Ehre verteidigend", ihr Schicksal im »Affekt«." (Ibel 1943, zit. n. Ibel, 9. Aufl, 1982, S.61f.)

Ilse Graham 1974
Die Königinnen sind nicht zwei getrennte Personen. Genauer gesagt ist Maria die greifbare dramatische Verkörperung der geheimen erotischen Triebe ihrer "Schwester". Diese Verbindung ist auf mehreren Ebenen und mit einer Fülle verbaler Verknüpfungen durchgeführt [...].
Dieselbe Begierde, die in Maria hell und sichtbar brennt, schwelt also, ihrem bewussten Willen verborgen und unerreichbar, auch in Elisabeth. Die schottische Königin ist in ihrem Gefängnis gewissermaßen eine Teilansicht der geheimen Erotik ihrer Rivalin, aber auf die richtige Dimension vergrößert und offen auf eine Riesenleinwand projiziert. [...] Und ebenso umgekehrt: In der Gestalt Elisabeths hat der Dichter die hemmenden Kräfte des Gewissens dargestellt und vergrößert, die in Maria rudimentär geblieben [...] sind. [...] Jede von beiden [...] ist greifbare Verkörperung derjenigen Triebe, die in der anderen nicht entfaltet und internalisiert sind.
Diese geheime Beziehung dürfen wir nicht außer Acht lassen, wenn wir uns der verhängnisvollen Begegnung der Königinnen zuwenden. Ihr Treffen bedeutet nicht nur, ja nicht einmal im Wesentlichen den direkten Zusammenprall zweier getrennter und einander feindlicher Gestalten, die aus politischen, intellektuellen und Gründen des Temperaments unversöhnlich gegenüberstehen. Vielmehr bedeutet es für beide eine Konfrontation mit sich selbst; genauer gesagt, mit den unterdrückten und unausgebildeten Zügen ihrer Seele, die ihr nun unbequemer Weise in Gestalt ihres eigenen verwandten, aber feindlichen Alter ego entgegentreten. Das eigentliche Problem, das sich den beiden Königinnen stellt, ist, ob jede, indem sie sich mit der anderen auseinandersetzt und sie akzeptiert, dazu gelangt, den Teil ihrer eigenen Person zu erkennen und anzuerkennen, den sie verdrängt hat. Denn nur wenn beide sich mit dem versöhnen, was sie innerlich abgelehnt haben, können sie seelisch ein lebensfähiges Ganzes werden. Daher stellt die Begegnung [...], die entscheidende Prüfung für die Bereitschaft und Fähigkeit jeder der beiden Königinnen, das, was ihr bisher fremd geblieben ist, zu internalisieren und mit denjenigen Eigenschaften zu versöhnen, die in ihrem Wesen vorherrschen, um so eine reife und reiche Persönlichkeit zu werden."
(Graham, Ilse: Schiller's Drama. Talent and Integrity, London: Methuen 1974, S.152, 155, zit. n. Grawe (Hrsg.) 1978, S.196f)

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Analyse einer dramatischen Szene im Überblick
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Gert Egle, zuletzt bearbeitet am: 16.12.2023

 
   Arbeitsanregungen:

Arbeiten Sie aus den verschiedenen Ansätzen zur Interpretation der Szene heraus:

  1. Worin besteht die zentrale Interpretationsthese?

  2. Worauf stützt sich diese These?
     

 
 
 

 
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