In der Zeitschrift »Bühne und Welt« finden wir eine
Plauderei über Theateroriginale aus der besseren alten Zeit. Es wird
darin auch von einem Bühnenleiter erzählt, den man den
Effektdirektor nannte, weil er keine Komödie ohne Schlusseffekt, d.
h. ohne Tableau, gab. Bei Calliano endete »Maria Stuart« vor den
Augen des Publikums auf dem Schafott. Nach den letzten Worten
Leicesters hob sich im Hintergrund der Vorhang, und da lag bei
bengalischer Beleuchtung Maria Stuart ohne Kopf auf dem Block (die
Darstellerin musste ihren Nacken mit roter Wolle bedecken, die das
Blut markierte), und vom schwarz behangenen Block rieselte das Blut
(die rote Baumwolle) herab. Daneben stand der Henker, in der rechten
Hand das von Blut triefende Schwert, in der erhobenen linken Hand -
den kaschierten, abgehauenen Kopf Maria Stuarts dem
verehrungswürdigen Publikum zeigen. Rechts und links vom Block
standen Burleigh u.s.w. Wenn das Publikum Beifall klatschte und die
bengalische Flamme zu erlöschen drohte, rief der Direktor freudig
seinem Beleuchter zu: »Jokel (so hieß der brave Mann), schütt no
Kalfonium auf, i muss d' Stuarten no mal köpfen lassen!« Jokel tat,
wie ihm befohlen, und Maria Stuart wurde wurde da capo geköpft.
[...]
(aus: Nürnberger Tagblatt, 24.2.1909, zit. n.
Grawe (Hrsg.) 1978, S.194)