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Liebes- und
Lebenskonzept der bürgerlichen Ehe
Friedrich Schiller
gestaltet in seinem •
Drama
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Maria
Stuart bestimmte
Vorstellungen über die Rolle der Frau in der Gesellschaft.
Die Inhalte
dieser Rollen orientieren sich am bürgerlichen Frauenbild des 18.
Jahrhunderts und werden von Schiller auf die Zeit des 16. Jahrhunderts
übertragen.
Das, was das die patriarchalisch strukturierte bürgerliche
Gesellschaft des 18. Jahrhunderts an •
Rollenzuschreibungen für die
bürgerliche Frau historisch hat entstehen lassen, wird zur "natürlichen"
Rolle der (bürgerlichen) Frau umgedeutet. Bedingt durch die Arbeitsteilung
nach Geschlechtern entsteht im europäischen Raum im Bürgertum ein
Frauenbild, das ihre Rolle als "Hausfrau", als Mutter (Gebärfunktion) und
Ehefrau oder Geliebte des Mannes in den Vordergrund stellt. Vorstellungen
von der so genannten weiblichen Schwäche, aber auch Sinnlichkeit stehen
dabei in einem deutlichen Kontrast zu der der bürgerlichen Frau
auferlegten Schamhaftigkeit, Dienstbarkeit und Botmäßigkeit gegenüber dem
Mann.
Elisabeth und Maria Stuart repräsentieren diese bürgerlichen Ideale von
Weiblichkeit in unterschiedlicher Art und Weise.
Elisabeth |
Maria |
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verweigert (angeblich)
"natürliche" Frauenrolle
-
übernimmt "männliche"
Herrscherrolle
-
unterdrückt Weiblichkeit
und leistet (sexuellen) Triebverzicht
-
sucht Bestätigung für
ihre weibliche Attraktivität
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Schiller hegt für das von Elisabeth repräsentierte "unnatürliche"
Frauenbild wenig Sympathien. Denn für ihn steht fest, dass die
Übernahme "männlicher" Aufgaben bzw. Rollenzuschreibungen,
insbesondere das Einmischen in die Politik oder gar die Wahrnehmung
politischer Aufgaben der "natürlichen" Bestimmung der Frauen widerspricht.
Mit dieser Auffassung steht Schiller in seiner Zeit aber nicht alleine:
Diese Frauenbild hat für das Bürgertum normativen Charakter, während es in
anderen gesellschaftlichen Gruppen (z. B. bei den Bauern oder im Hochadel)
zu ganz anderen Rollenzuschreibungen kommt.
Einen guten Eindruck von Schillers Vorstellungen über die (bürgerliche)
Ehe und die Frauen- und Männerrolle vermittelt ein Auszug aus seiner
Ballade
• Lied
von der Glocke.
(vgl.
Geist 1996, S.56ff.)
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Liebes- und
Lebenskonzept der bürgerlichen Ehe
Gert Egle, zuletzt bearbeitet am:
16.12.2023