Die Dg. der
Aufklärung in der Epoche zwischen 1720 und
1785, in der die allgemeinen aufklärerischen Standpunkte auf die dt.
poetische Lit. übertragen wurden, hat zwei Hauptphasen: bis 1740 im
Zeichen Gottscheds und von 1755 bis 1770 im Zeichen
Lessings. [...]
Während die dt. Kultur im 17. Jh. dreifach zersplittert war -
konfessionell, sozial (Gegensatz Gelehrte - Volk) und national -, wirkte
die Aufklärung durch die Idee der Toleranz, den Gedanken des
Weltbürgertums und durch philosophische Allgemeinbildung einigend. Die
Bildung verlagerte sich von den Höfen in die großen Handelsstädte
Hamburg, Zürich, Leipzig.
Die Aufklärung vollendete
alle Bemühungen seit dem Ende des MA., den Menschen aus jenseitigen
Bindungen zu lösen. Ihr Ziel war die allseitige, selbständige Entwicklung
des menschlichen Geistes. Der naturwissenschaftlich gebildete Geist tritt
kritisch an die übernatürlichen Elemente im christlichen Dogma heran:
Natürliche Religion. Der Deismus ist eine philosophische Religion von
wesentlich moralischem Inhalt. Die Welt ist zwar von Gott erschaffen, aber
ihr gesetzmäßiger Verlauf unabhängig von seinem Einwirken. Gott ist gütig
und der Hüter des Sittlichen.[...]
Als
Kennzeichen des Zeitalters gelten Optimismus: Leibniz' Lehre von der "besten
aller Welten", Weltbürgertum: Überwindung nationaler Bestimmtheit als einer
Fessel freien Denkens, Rationalismus: Glaube an die Erklärbarkeit auch
problematischer Dinge sowie Zweifel am Offenbarungsglauben.[...]
In der Kunstlehre setzt die Aufklärung ethische und ästhetische Werte
gleich. Die Kunst hat die Aufgabe zu nützen und zu ergötzen. Sie ist
Nachahmung der Natur [...]
In der Dg. der Aufklärung stand der Mensch im Vordergrund des
Blickfeldes. Heldentypus war ein sich durch Willen und Vernunft
vervollkommnendes Wesen; Bändigung der Triebe, zweckbewusstes,
vernünftiges Handeln. Die dram. Dg. wurde von Gottsched zunächst an die
tragédie classique verwiesen [...]. Gottscheds Ziel war die Ersetzung der
possenhaften Harlekinaden, der ital. Ausstattungsopern und der Haupt- und
Staatsaktionen durch "regelmäßige" Dr. Durch seine
Zusammenarbeit mit dem Prinzipal Johann Neuber und vor allem dessen Frau
Caroline verband er das dram. Schaffen der gelehrten Dichter wieder mit
dem Volkstheater und reformierte das Theater der Wandertruppen; Lessing
griff Gottscheds dt.-frz. Theater an, klärte theoretisch das Ziel der Tr.
und dramaturgische Grundbegriffe im Anschluss an Aristoteles, verwies das
dt. Dr. an Shakespeare und das ältere dt. volkstümliche Dr. Als Dichter
begründete er mit Miss Sara Sampson (1755) das bürgerliche dt. Tr.,
dessen empfindsame Einseitigkeiten jedoch sein späteres Werk überwand,
das in Gehalt und Form das Dr. der Aufklärung unmittelbar an das der
Klassik heranführte. Auch das Lsp. suchte Gottsched auf Grund der frz.
Kom. zu reformieren.[...] Die Helden dieser Komm. erschienen am Schluss
meist gewandelt, gebessert.[...]
Wichtig für die Verbreitung
der Aufklärung waren die zahlreichen moralischen Wochenschriften.[...]
Die Wochenschriften behandelten in Form kleiner Erzz. und
Sittenschilderungen, sog. "Gemälden", alle möglichen Fragen
des täglichen geistigen und praktischen Lebens. Sie arbeiteten der Reform
des allgemeinen Erziehungswesens vor, traten für Bildung und Anerkennung
des weiblichen Geschlechtes ein. Sie regten das Interesse weiter Kreise
des Bürgertums für Kunst und Dg. wieder an und stellten wieder eine
Verbindung zwischen Lit. und Leben her... Die tragende Schicht der
Aufklärung wurde der dritte Stand: die akademisch Gebildeten, vor allem
Theologen und Philologen, Gelehrte, Schulmänner.
Die lit. Führung ging an die protestantischen Landesteile, die
Niedersachsen, die Alemannen und die Obersachsen, über. Sammelpunkte
waren Hamburg, Zürich, Leipzig, Berlin, die Universitäten Halle und
Göttingen
(aus: Frenzel, Daten deutschen Dichtung, Bd. 1 -
Auszüge -)
Gert Egle, zuletzt bearbeitet am:
09.07.2021