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Frauen in der Karikatur des 18. Jahrhunderts
"Verherrlichung des Leibes und seine Verachtung, helle Lebenslust und
dunkles Bewusstsein der Vergänglichkeit – Widersprüche, Leitmotive barocker
Existenz. […] Wer versucht, das Leben im Barock nachzuzeichnen, kommt aus
den Widersprüchen nicht heraus, er muss sich damit abfinden, dass das
Widersprüchlichem das dauernd bewegte Spiel von Lichtern und Schatten, ein
Kennzeichen der Epoche ist. So liegt auch das Schlicht-Vernünftige,
gerade
in Bezug auf den eigenen Leib, im Widerstreit mit wilder Exaltation und
künstlichem Gehabe.“ (Lahnstein
1974, S. 28) Der Mensch im Barockzeitalter, das zeigen verschiedene
Quellen (z. B. Wolf Helmhard von Hohbergs Georgica curiosa) besitzt durchaus
Interesse an seinem Körper und macht sich für dessen Gesunderhaltung zu
eigen, was die "Wissenschaft“ der Zeit anbietet, und kümmert sich somit auch
um seine Natur. Auf der anderen Seite begegnet man im Bereich der Mode
„gräulicher Unnatur“ (ebd.,
S. 32f.): Das Gefühl, auf der Bühne des Lebens eine Rolle zu spielen, drängt
zum Kostümieren und Ausstaffieren: Perücken, Federhüte, Stulpenstiefel,
Tressen, Zottel und Quasten, Litzen, Schnallen, Schürzen und Bänder –
martialisch-ridikül kommen die Mannsbilder daher, »an Haut und Haaren, an
Hosen und Wams, an Leib und Seele besenket, beschlenket, beknüpfet und
beladet« (Moscherosch)“
Kein
Zeichen äußeren Schmucks wird dabei wohl mehr zum Zeichen des Zeitalters
als die Perücke, der der französische
Sonnenkönig »Ludwig
XIV. (1638-1715) ab 1655, als sein zunehmender Haarverlust die künftige
Glatze kaum mehr verbergen kann, zum Durchbruch verhilft. Wie die Männer
erliegen natürlich auch die höfischen Frauen dem Perücken-Unwesen, wie
zahlreiche Karikaturen der Zeit eindrucksvoll dokumentieren. (vgl.
Frauen in der Karikatur des 18. Jahrhunderts)
Wo nur möglich hilft man mit Salben, Schminke und so genannten
Schönheitspflästerchen nach, um sich herauszuputzen und in der Kleidung mit
ihrem Schnüren und Panzern, geht es vor allem darum, "die Brüste
hochzudrücken und fast zur Gänze zu präsentieren.“ (ebd.,
S. 33) Da die "Schnürbrust“, die "Äpfelchen" nach
oben bringt, zugleich den Bauch betont, muss das Korsett um die Planchette
oder das Blankscheit ergänzt werden, das bis weit über den Nabel hinreicht
und den Bauch wieder in seine natürliche Form zurückpresst. Natürlich ist
die Kleidung sehr davon abhängig, welchem Stand und welcher sozialen Schicht
man angehört. Während sich die Höfe jeder Modetorheit anschließen, die von
einzelnen Bürger nachgeahmt wird, trägt man so "feines Zeug“ eigentlich im
Bürgertum nur zu besonderen Anlässen. In den den deutschen Reichsstädten
erhält sich lange ein Kleidungscode, der ebenso prunkvoll, aber eben nicht
dem Wechsel der Mode unterworfen ist. Und in den
protestantisch-pietistischen geprägten Gegenden hält man Mode für einen
Ausdruck übertriebener Sucht nach Selbstdarstellung. Was man darüber hinaus
zu Hause und bei der Arbeit trägt, ist natürlich eher einfach und vor allem
zweckmäßig. Wenn man allerdings einen typischen
körpersprachlichen Grundzug der
Kleidung von Männer und Frauen im Barock herausarbeiten will, so lässt
sich wohl als wesentlicher Unterschied sagen, dass "bei den Männern ein ins
Lächerliche entarteter martialischer Zug, bei den Frauen ein überbetonter sex appeal“ (ebd.,
S. 34) typisch ist.
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Frauen in der Karikatur des 18. Jahrhunderts
Gert Egle, zuletzt bearbeitet am:
20.02.2022