docx-Download -
pdf-Download
▪
Vorlagen: Allgemeines
Argumentationsschema
▪
Gegenargumentationen entwickeln
▪
Rechtsextremismus in Deutschland
Ausländer für Kriminalität verantwortlich machen
Die Stammtischparole
"Ausländer
sind krimineller als Deutsche" wird häufig benutzt, um Vorstellungen von
angeblichen Bedrohungen zu erzeugen, die für jeden einzelnen von Ausländern
bzw. Personen mit Migrationshintergrund ausgehen könnten.
Dabei wird gerne
auf Ereignisse Bezug genommen, die von den Medien verbreitet und u. U. auch
so aufbereitet worden sind, dass sie derartige Ängste erzeugen oder
bestehende Ängste bestätigen.
Grundsätzlich zielt die Stammtischparole also
darauf ab, bestehende fremdenfeindliche Einstellungen zu festigen.
Möglichkeiten zur Gegenargumentation
Um der These entgegenzutreten, wenn sie in der Öffentlichkeit, sei es im
"realen Leben" oder in
▪
sozialen Netzwerken
( ▪
Rechtsextremismus
in sozialen Netzwerken), geäußert wird, sollte man stets überlegen,
welche Strategie hier besonders geeignet ist. (
▪ Partnerorientierung
beim Argumentieren gegen Stammtischparolen)
Im vorliegenden Fall soll dies ▪
mit sinnvollen Nachfragen an den- bzw. diejenigen geschehen, die die
Behauptung "Ausländer sind krimineller als Deutsche" verbreiten.
Dabei soll
die ▪
Methode des
subversiven Argumentierens verwendet werden, die auch in der
Auseinandersetzung mit einer solchen Position in Foren im Internet, Chats
oder im Rahmen von Diskussionen innerhalb von Gruppen in sozialen Netzwerken
sehr gut verwendet werden kann.
Sinnvolle Nachfragen verlangen auch Wissen über das Thema
Um sinnvolle Nachfragen stellen zu können, sollte man allerdings auch über
das dafür notwendige Wissen verfügen.
Wolfang Benz (2006)
hat in seinem Beitrag "Argumente gegen rechtsextreme Vorurteile", der auf
der Webseite der Bundeszentrale für politische Bildung erschienen ist, im
Hinblick auf die inhaltliche Auseinandersetzung mit dieser These ausgeführt,
-
dass ihre Verfechter dabei häufig die Kriminalstatistik zitieren, um zu
"beweisen", "dass nahezu ein Drittel aller von der Polizei ermittelten
Tatverdächtigen einen ausländischen Pass hatten, während aber höchstens neun
Prozent der Wohnbevölkerung in Deutschland 'Ausländer' sind.
-
dass sie
behaupten, jugendliche
Ausländer gar seien in Großstädten viermal so häufig wie junge Deutsche als
Tatverdächtige oder Täter auffällig. Solchen simplen Behauptungen steht eine
vielfältigere Wirklichkeit gegenüber."
In seiner
Gegenargumentation führt er fünf Punkte auf, mit denen sich diese
Argumentation erschüttern lässt. So erklärt er:
"Um ein richtiges Bild zu bekommen, muss man zunächst die Delikte in
der Kriminalstatistik gesondert betrachten, die nur Ausländer begehen
können, weil sie mit ihrer besonderen Lage in Verbindung stehen:
Meldevergehen, falsche Angaben über die Herkunft oder die Einreisewege,
illegaler Grenzübertritt. Irreführend in der Kriminalstatistik ist zweitens die fehlende
Unterscheidung zwischen Ausländern, die zur Wohnbevölkerung in
Deutschland gehören (und die mit dem Vorwurf besonderer Kriminalität
diskriminiert werden sollen), und illegalen, durchreisenden,
vorübergehend in Deutschland lebenden Personen. Grundtatsache ist, dass
integrierte Ausländer in Deutschland, und sie bilden die überwältigende
Mehrheit, nicht öfter mit dem Gesetz in Konflikt kommen als Deutsche.
Ein Viertel bis ein Drittel der Ausländer, die in der Kriminalstatistik
erscheinen, sind dagegen Touristen, Illegale und alle, die
ausschließlich zum Zweck ungesetzlicher Taten (Diebstahl, Raub,
Drogenhandel, Prostitution und Zuhälterei, Schmuggel) ins Land
einreisen. International operierende Verbrecherbanden können allenfalls
in vordergründiger demagogischer Absicht mit den Ausländern verglichen
werden, die zum Teil in dritter Generation in Deutschland leben. Weiterhin muss beachtet werden, dass Ausländer (ohne Rücksicht darauf,
ob sie Arbeitsmigranten, Touristen, Grenzgänger, Bandenkriminelle sind)
generell schneller unter Tatverdacht geraten als Deutsche
(»Tatverdachteffekt«), unter anderem, weil die Anzeigefreudigkeit der
Bevölkerung gegenüber »Ausländern« größer ist als gegenüber Deutschen
(»Anzeigeeffekt«). Zur Verzerrung des. Bildes trägt zusätzlich bei, dass die
Kriminalstatistik Tatverdächtige aufführt, die nicht notwendigerweise
auch Täter sein müssen. Experten verweisen außerdem darauf, dass Kriminalstatistiken nur
aussagefähig sind, wenn das Sozialprofil der Täter bzw. Tatverdächtigen
in die Betrachtung einbezogen wird. Als Ergebnis einer differenzierenden
Auswertung der Kriminalstatistik ergibt sich, dass die Kriminalität der
ausländischen Wohnbevölkerung (Arbeitsmigranten) gegenüber
vergleichbaren deutschen sozialen Gruppen geringer ist. Ausländer, die
ständig in Deutschland leben, sind also gesetzestreuer als Deutsche in
gleicher sozialer Position."
Wenn Jugendliche mit Migrationshintergrund häufiger bestimmte
Delikte begehen, muss man die Ursachen in den Blick nehmen
Allerdings muss man bei seiner Gegenargumentation gegen die These
"Ausländer sind krimineller als Deutsche" dennoch mit der Tatsache umgehen
können, dass jugendliche Ausländer, vor allem in der Altersgruppe von 14 bis
17 Jahren, verglichen mit ihren deutschen Altersgenossen, auch dann mehr
Eigentums- und Gewaltdelikte begehen, wenn man die Kriminalstatistik nach
Statusgruppen "„bereinigt".
Allerdings ist es dabei sehr wichtig, auf die
möglichen Ursachen dieser Tatsache zu sehen, die sehr vielfältig sind. Hier
spielen wirtschaftliche Probleme, das Fehlen oder die mangelnde Wirksamkeit
von Integrationshilfen, unzureichende Sprachkenntnisse, die immer wieder in
Untersuchungen festgestellten geringeren Bildungschancen und geringeren
Aussichten von Jugendlichen mit Migrationshintergrund auf dem Arbeitsmarkt
in jeweils unterschiedlichen Konstellationen eine große Rolle. (vgl.
ebd.)
docx-Download -
pdf-Download ▪
Vorlagen: Allgemeines
Argumentationsschema ▪
Gegenargumentationen entwickeln ▪
Rechtsextremismus in Deutschland
Gert Egle, zuletzt bearbeitet am:
19.12.2023
|