Die ▪
sprachlich-stilistische Gestaltung von
▪
privaten Geschäftsbriefen ist mitunter schwieriger, als man glaubt.
Immer
wieder kommt es bei ihrer Formulierung zu so genannten
Stilblüten. Mit dem Begriff Stilblüte werden schriftliche oder mündliche
Formulierungen bezeichnet, die eine ungewollte Doppelsinnigkeit entfalten
und damit unbeabsichtigt komisch wirken.
Sie entstehen durch eine
ungeschickte und unpassende Wortwahl oder Wortstellung, können aber auch auf
das Fehlen eines Satzteiles oder durch eine falsche Verknüpfung von Wörtern
und Satzteilen entstehen.
Stilbüten, denen eine
Katachrese (=Bildbruch) zugrunde liegt, bilden eine besondere Gruppe von
Stilblüten.
Auch im nachfolgenden Beispiel ist die komische Wirkung des Textes darauf
zurückzuführen.

Viele
Sammlungen tragen Stilblüten aus bestimmten
Kommunikationssituationen zusammen. So gibt es zahlreiche Sammlungen
von Stilblüten aus Schüleraufsätzen, aber auch Sammlungen zum so
genannten Amtsdeutsch. Eine besonders ergiebige Quelle - und dies
über Jahrzehnte und Jahrhunderte hinweg - sind indessen Stilblüten,
die den privaten (Geschäfts-)Briefen einzelner Personen an
Institutionen, Ämter und Verwaltungen entnommen sind. "Es fängt
damit an, daß am Ende der Punkt fehlt", herausgegeben von Margit und
Emil Waas (Originalausgabe 1973), ist bis heute ein in mehreren
Hunderttausend Exemplaren aufgelegter Bestseller und liegt inzwischen in der
42. Auflage vor.
Natürlich
entspricht ein derartiges Schreiben ("An mein Elektrizitätswerk")
heutigen Maßstäben bezüglich äußerer Form und
sprachlich-stilistischer Gestaltung nicht (mehr). Und doch ist das
Thema, nämlich die Schwierigkeiten bei der Abfassung eines von der
Alltagssprache abweichenden privaten Geschäftsbriefes, auch heute
noch aktuell. Und das Scheitern daran erzeugt beim Leser offenbar
größtes Vergnügen. Nur so erklärt sich, weshalb Stilblütensammlungen
aller Art sich auch heute weiter großer Beliebtheit erfreuen dürfen.
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▪ A-4-1 - An
mein Elektrizitätswerk
Gert Egle, zuletzt bearbeitet am:
16.01.2024