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Bausteine zum Beispielthema
Das
Beispielthema
"Hau
ab, du Aids-Krüppel!"* bekommen manche HIV-infizierte Kinder in
öffentlichen Einrichtungen wie Kindergärten und Schulen zu hören,
wenn bekannt wird, dass sie an der Immunschwächekrankheit leiden.
Zeigen Sie Ursachen für dieses Verhalten auf und stellen Sie dar,
wie man Abhilfe schaffen könnte.
*Titel eines Artikels aus dem SPIEGEL (1993)
Nicht jede Argumentation wirkt überzeugend - Schülerbeispiele mit
und ohne größere Mängel
1. Wer „Hau
ab, du Aids-Krüppel“ sagt, hat keine Ahnung von AIDS oder
dem Verlauf einer HIV-Infektion. |
Bedeutung
der Aussage "Hau ab..." nicht
erläutert |
2.
Folgendes muss bei der Suche nach den Ursachen für diskriminierende
Äußerungen im Zusammenhang mit HIV und AIDS beachtet werden, oft
ist es so, dass die Eltern von Kindern, die solche schlimmen
Äußerungen machen, ihre Kinder nicht darüber aufklären konnten,
weil sie selbst nicht aufgeklärt sind, sei es jetzt aus
Desinteresse heraus, sprich sie waren zu faul, sich darüber zu
erkundigen, oder sie konnten nicht das nötige Verständnis
aufbringen, was möglicherweise auch an einer fehlerhaften oder
einer verkomplizierten Aufklärung liegen kann. Daher kann es dann
vorkommen, dass diese Eltern nur wissen, dass AIDS tödlich endet,
ansteckend ist und dann womöglich noch glauben, dass HIV-positiv
und an AIDS erkrankt ein- und dasselbe ist. |
Gedankenführung
und Satzbau unübersichtlich; Argumentation nicht hinreichend
auf eine These hin strukturiert. |
3. Schlimmer
als in den Kindergärten wird es dann in den Schulen, Jungs prügeln sich, wenn Streit unter
ihnen herrscht, und dann ist es für manche ein Grund, jemanden zu
verprügeln, nur weil dieser jemand AIDS hat. |
Argumentation
nicht folgerichtig: An den Schulen ist es deshalb schlimmer, weil
sich die Jungs bei Streit prügeln? Grund für Streit bzw. Prügel ist
angeblich auch die Tatsache, dass jemand Aids hat. Fehlendes
Beispiel zur Untermauerung. |
4. In den Schulen sollte man die
Kinder nicht wie Aussätzige behandeln, sondern es sollten
Informationstage veranstaltet werden, die über diese Krankheit
informieren. Auch sollte, wenn ein Aids-krankes Kind in eine neue
Klasse kommt, die Lehrerin speziell mit dieser Klasse ein Gespräch
führen. Dann entwickeln die anderen Kinder auch ein anderes Gefühl
für denjenigen, dann nehmen sie vielleicht Rücksicht und haben
für vieles Verständnis. Ich kenne auch ein krankes Mädchen,
welches zwar kein Aids hat, aber sie hat eine Chemotherapie
überstanden. Bei ihr war es auch schrecklich, vor allem das
Äußere, man hat es ihr nachher angesehen, wie sie ihre Haare
verloren hat und alles. Das meiste liegt an der Gesellschaft, wie
sich ein solches Kind fühlt, und alles auch durchsteht. Wird es nur
gehänselt und geärgert, zieht es sich nur zurück, lebt in einer
Welt voll Ärger und Depressionen. Das wirkt sich auch auf das
Krankheitsbild aus. Wenn man erfährt, dass jemand HIV-positiv ist,
ist es im ersten Moment auch ein Schock, aber dann muss man
versuchen, das beste daraus zu machen. |
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5. Eigentlich sonnenklar, woran
das liegt. Da sind die Eltern schuld, wenn so etwas vorkommt. Sie
sind es nämlich, die ihre Kinder aufklären sollten, aber meistens
wissen sie eben auch nicht Bescheid, weil ja kaum mehr über AIDS
geredet wird, seit es Medikamente gibt, die verhindern, dass man
daran sterben muss, wie unzählige AIDS-Erkrankte früher. Es ist
nämlich Aufgabe des Staates dafür zu sorgen. Man könnte z. B.
Elternkurse anbieten. Und auch auf Elternabenden könnte man das
Thema miteinander besprechen, wenn es zu Problemfällen kommt. Das
ist ja z. B. bei Mobbing üblich. Kaum kommt heraus, dass jemand
gemobbt wird, werden alle Hebel in Bewegung gesetzt, damit das
aufhört. Leidtun müssen einem aber immer die Betroffenen, weil sie
in der Regel am wenigsten tun können. Oder was könnte ein Kind tun,
dem nachgerufen wird, dass es ein "AIDS-Krüppel" ist? Das müssen
zunächst einmal die Erwachsenen regeln. Ich würde als Mutter
jedenfalls sofort reagieren, mit den Eltern, deren Kinder so gemein
sind, Klartext reden und verlangen, dass die solche Kinder bestraft
werden, wenn es wieder vorkommt. Notfalls muss auch der Kindergarten
selber was tun. |
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Bausteine zum Beispielthema
Gert Egle, zuletzt bearbeitet am:
31.12.2023
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