Der
Kommentar "Gnade
bringt keine Punkte" von
Frank Spehring, erschienen am 24.05.04 im "Nordwest-Anzeiger", befasst
sich mit den Wirkungen von so genannten Ego-Shooter-Spielen. Dabei wird die
neueste Entwicklung in diesem Bereich anhand des Computerspiels Manhunt
aufgezeigt, das von vielen als das brutalste Spiel aller Zeiten bezeichnet
wird. Zugleich zeigt der Autor in Ansätzen Lösungsmöglichkeiten beim Umgang
mit derartigen Spielen auf. Mit seinem Beitrag greift der Autor in eine seit
dem Amoklauf von Erfurt 2002 immer wieder aufflammende Diskussion ein. Seine Ausführungen richtet der Autor, der sich von Berufs wegen mit
dem Jugendschutz in diesem Bereich befasst und sich als freier Journalist
mit dem Thema in Rundfunk und Fernsehen zu Wort gemeldet hat, an die Leser
und Leserinnen der Zeitung und damit an die interessierte Öffentlichkeit.
(130 Wörter)
In seinem Text befasst sich der Autor mit drei grundlegenden Aspekten, die
dem Text zugleich seine Gliederung nach
Sinnabschnitten geben. Im ersten Abschnitt zeigt Spehring die
wichtigsten Standpunkte in der Diskussion um Ego-Shooter-Spiele seit dem
Erfurter Massaker auf. Im zweiten Abschnitt stellt er das neue Spiel Manhunt
vor und analysiert in Auseinandersetzung mit den Verlautbarungen seiner
Produzenten das Wirkungs- und Gewaltpotential dieses Spiels. Im dritten
Abschnitt schließlich kommt der Autor auf Möglichkeiten zu sprechen, mit
denen den negativen Auswirkungen solcher Spiele auf Jugendliche
entgegengewirkt werden könnte.
Trotz der öffentlichen Auseinandersetzung um die Wirkung von
Ego-Shooter-Spielen auf Jugendliche seit dem Amoklauf von Robert Steinhäuser
am Erfurter Gutenberg-Gymnasium habe sich am Markterfolg dieser Spiele
nichts geändert, behauptet der Autor eingangs, um sich im Anschluss daran,
der Diskussion um die Wirkung von Ego-Shootern zuzuwenden. Dazu stellt er
zunächst fest, in der öffentlichen Debatte würden vor allem zwei
gegensätzliche Positionen vertreten. Die einen wendeten sich dagegen, die
Gewalttaten einzelner auf Ego-Shooter und ihre Wirkung abzuschieben, während
andere sich mit einer solchen, nur vordergründig plausiblen Erklärung allzu
gerne abfänden. Entschieden plädiert Spehring dafür, sich weiter mit den
Fragen nach der Wirkung von Ego-Shootern auseinanderzusetzen, sofern dies
auf der Grundlage der wissenschaftlichen Ergebnisse der medienpädagogischen
Wirkungsforschung erfolge.
Im zweiten Abschnitt seines Textes befasst sich der Autor mit dem unlängst
auf den Markt gekommenen Ego-Shooter-Spiel Manhunt . Dieses Spiel werde, so
behauptet der Autor, von der Fachpresse einhellig als das brutalste Spiel
aller Zeiten angesehen. Aber selbst wenn, wie der Autor berichtet, das Spiel
in dem einen oder anderen Land verboten worden sei, gelange es über das
Internet eben doch auf den Markt.
Die These, Manhunt stelle alle anderen bisherigen Ego-Shooter mit seiner
Brutalität in den Schatten, wird im Kern mit vier wichtigen Argumenten
begründet: der neuartigen Spielhandlung, den eingesetzten Waffen, den Umgang
mit den Opfern und der exzessiven Gewaltdarstellung.
Die Spielhandlung – ein zum Tode verurteilter Mörder entgehe seiner sicheren
Hinrichtung nur, wenn er erneut einen äußerst heimtückisch angelegten
Auftragsmord durchführe – hebe sich deutlich von Spielhandlungen bekannter
Ego-Shooter ab, die die Bildschirmgewalt immerhin gegen Zombies, Aliens oder
Soldaten richteten.
Die in der Spielhandlung zum Einsatz kommenden Waffen – Plastiktüte,
Glasscherbe und ein Stück Draht – gäben dem feigen Mord geeignete
Instrumente in die Hand, was aber noch dadurch übertroffen werde, dass der
Kopf des Opfers wie eine Jagdtrophäe behandelt werde.
Gerade dieser gnadenlose Umgang mit den Opfern, Spehrings drittes Argument,
zeige sich in Manhunt von einer neuen Seite. So verweist er dazu auf eine
Aussage von Tobias Moorstedt in der Süddeutschen Zeitung, wonach sich die
Gewalt in diesem Spiel gegen Menschen richte, die Todesangst zeigen und um
Gnade flehen würden.
Als viertes und letztes Argument für sein Urteil über Manhunt führt Spehring
noch an, kein anderes Spiel zeige Gewalt so bis ins kleinste Detail "feingezeichnet."
Der Autor lässt dabei auch Verlautbarungen der Produktionsfirma Rockstar
nicht gelten. Ihre Erklärungen, Manhunt sei quasi eine Satire auf die
Mediengewalt, weist er entschieden als scheinheilig zurück.
Im letzten Abschnitt seines Textes kommt der Autor auf die weiteren
Entwicklungen zu sprechen, von denen er aber grundsätzlich nichts Positives
erwartet. Dennoch spricht er sich für klare gesetzliche Regelungen aus und
setzt auf gesellschaftliche Aufklärung. Allerdings, und dies hebt er am Ende
ganz ausdrücklich hervor, müsse der Blick wohl eher auf die
gesellschaftlichen Fehlentwicklungen gerichtet werden, statt Jugendliche mit
ihren Medienvorlieben vorschnell zu verurteilen. Letzten Endes sieht er nur
in einem vorurteilsfreien Herangehen aller Beteiligten eine Chance,
Fehlentwicklungen zu verhindern. (563 Wörter)
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Text
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Bausteine
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Strukturierte Textwiedergabe - Musterlösung
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Die Gestaltung der
Überblickinformation - Schülerbeispiele mit Mängeln
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Die Wiedergabe des
Gedankengangs - Schülerbeispiele mit Mängeln
Gert Egle, zuletzt bearbeitet am:
18.02.2023