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Literaturepoche Aufklärung
1720-1785
»Der
Begriff Aufklärung (Wikipedia)
Im alltäglichen
Sprachgebrauch hat das Verb aufklären unterschiedliche
Bedeutungen. Es kann bedeuten, (1) Klarheit in etwas Ungeklärtes zu
bringen, (2) jemandes Unwissenheit oder ungenügende Kenntnis über etwas
oder jemanden beseitigen bzw. jemanden genau unterrichten/informieren,
(3) das Aufhellen einer Wolken verhangenen Wetterlage bezeichnen, oder
(4) etwas auskundschaften. (vgl. DUDEN-Deutsches Universal-Wörterbuch
62007). Als (sexuelle) Aufklärung ist der Begriff weithin
verbreitet.
Aufklärung, um die es hier in der
• Frühen Neuzeit geht, hat "für
die kulturelle und politische Identität der westlichen Welt und ihren –
nach innen und außen gerichteten – imperialen Herrschaftsanspruch" (Meyer 2018,
S.18) bis heute eine außerordentlich große Bedeutung. Angetreten als
"Programm" zur "Entzauberung der Welt", das "die Mythen auflösen und
Einbildung durch Wissen ersetzen" (Horkheimer/Adorno
212013, S.9) sollte, trägt sie bis heute ein doppeltes,
mitunter janusköpfiges Gesicht. Sein "Leitmotiv «Wandel durch Vernunft»"
prägt "den Transformationsprozess, der von den Aufklärern im 18.
Jahrhundert proklamiert und eingeleitet wurde, um den Menschen und die
Menschheit zu vervollkommnen." (Schmidt
2009, S.394) Dabei stehen uns die Fragen und Probleme, die die
Aufklärer beschäftigt haben, gar nicht so weit entfernt, wie es scheinen
mag, denn "ihr Ringen um die Einheit in der Vielheit, um die Bewahrung
der von Fundalismen bedrohten aufklärerischen Werte und Denkhaltungen
sowie um stabile Balancen und Rahmenordnungen verbindet das 18.
jahrhundert mit dem 21. Jahrhundert. Die mit der wirtschaftlichen
Globalisierung verknüpften Chancen und Risiken, Uneindeutigkeiten und
Ungewissheiten verweisen zurück auf die Aufklärungsepoche, die im
Kontext einer ständisch geprägten Welt vor ganz ähnlichen Problemen
stand." (ebd.)
Was heute miteinander diskutieren und welche Lösungen wir angesichts
unserer politischen, gesellschaftlichen, ökonomischen und ökologischen
zu verhandeln haben, weist hohe "Diskurs- und Strukturähnlichkeiten" mit
der Aufklärungsepoche auf, die "umso augenfälliger (werden), je länger
die dazwischen liegende Phase der organisierten, vom Nationalstaat
gehegten, Eindeutigkeiten anstrebenden Moderne zurückliegt." (ebd.)
Dementsprechend hält
auch der • Diskurs über den Begriff, Wesen
und Bedeutung der Aufklärung bis heute an.
Dass wir heute überhaupt von einem
Zeitalter der Aufklärung in der
Geschichtswissenschaft sprechen, liegt wohl daran, dass schon die
Zeitgenossen, diesen Begriff geprägt und zur Kennzeichnung ihrer Zeit
verwendet haben. Dabei tauchten schon frühzeitig Konkurrenzbegriffe auf,
die eigene Akzente gesetzt haben. So sprach man auch vom "Zeitalter
der Vernunft" oder dem "Zeitalter der
Kritik" oder auch vom "philosophischen
Jahrhundert".
Seit den 1770er-Jahren
entsteht der praktische Aufklärungsbegriff als Wissenschafts-,
Erziehungs- und Bildungsprojekt. Und spätestens in der
Auseinandersetzung um „wahre“ und „falsche“ Aufklärung zur Zeit der
Französischen Revolution gerät der ideologiekritische Aufklärungsbegriff
selbst in den Verdacht, Ideologie zu sein.
Über die Jahre hinweg konnte sich der Begriff zur
Bezeichnung eines historischen Zeitalters entwickeln, auch wenn die
Periodisierung und der zeitliche Rahmen der Epoche nicht einheitlich
festzulegen war. Ob das "Zeitalter der Aufklärung" als "eigenständiger
und tragfähiger historisch-politischer Epochenbegriff innerhalb der
Neuzeit" aufzufassen ist, wie in der neueren Geschichtswissenschaft oft
vertreten wird, oder ob es besser ist, der mehr oder weniger üblichen
Einteilung der Frühen Neuzeit in das Zeitalter der Reformation und das
Zeitalter des Absolutismus zu folgen, wird dabei kontrovers diskutiert.
(vgl. Meyer 2018,
S.9f.)
Mit dem Begriff
• Aufklärung
bezeichnet man eine gesamteuropäische, alle Bereiche des Lebens und
der Gesellschaft beeinflussende Bewegung, die mit ihrer zunehmend
gesellschaftskritischen Tendenz den Prozess der Säkularisierung der
modernen Welt einleitet. (vgl.
Meyers
Taschenlexikon, Geschichte Bd.1, S.127)
Sie beginnt Ende des 17.
Jahrhunderts und zieht sich durch das ganze 18. Jahrhundert hin. Mit ihren
Ideen wird zu einem wichtigen Wegbereiter der •
Französischen Revolution
1789. Die Epoche wird häufig auch als Zeitalter der Aufklärung
bezeichnet. Innerhalb der Epoche Aufklärung kann man ferner die philosophische
Aufklärung von der literarischen Aufklärung (vgl.
•
Literaturepoche Aufklärung
-1720-1785) unterscheiden.
"Angestoßen und
begünstigt durch die »frühneuzeitlichen
Transformationsprozesse auf wirtschaftlicher,
gesellschaftskultureller und machtpolitischer Ebene fanden die Lehren
der Aufklärung nicht nur in bürgerlichen Interessengemeinschaften und
Vereinigungen, sondern auch an diversen Fürstenhöfen Verbreitung, sofern
die dort Herrschenden aufklärerischem Gedankengut gegenüber
aufgeschlossen waren. Von solchen Vorstellungen inspiriert und teils
geleitet waren in England die »Glorious
Revolution von 1689, der »aufgeklärte
Absolutismus etwa in »Preußen
und »Österreich,
die Entstehung der »Vereinigten
Staaten von Amerika und die »Französische
Revolution, aber auch die Reformen der Zarin »Katharina
II."
Die weitere Verbreitung
aufklärerischer Staatsideen auch jenseits ihres geschichtlichen
Entstehungszusammenhangs ist für die Ausgestaltung der modernen
Staatenwelt anhaltend bedeutsam geblieben. Dies zeigt sich sowohl bei
der Errichtung demokratischer Systeme auf einzelstaatlicher und
zwischenstaatlicher Ebene, so in der »Europäischen
Union und in den »Vereinten
Nationen, als auch zum Beispiel in der Forderung nach weltweiter
Garantie der »Menschenrechte." (Seite "Aufklärung". In: Wikipedia – Die freie Enzyklopädie.
Bearbeitungsstand: 31. August 2023, 14:03 UTC. URL: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Aufkl%C3%A4rung&oldid=236920349
(Abgerufen: 13. Oktober 2023, 07:02 UTC)
Die •
Aufklärung löst sich von der
religiös vermittelten und bestimmten Betrachtung der Realität und setzt
auf die vernunftbestimmte Erkenntnisfähigkeit des Menschen. Danach
ist die Vernunft "die einzige und letzte Instanz, die über Methoden,
Wahrheit und Irrtum jeder Erkenntnis ebenso entscheidet wie über die
Normen des eth., polit., sozialen Handelns." (Meyers
Taschenlexikon, Geschichte Bd.1, S.127) Die Gelehrten des 18.
Jahrhunderts, die sich diese Positionen zu eigen machten, konnten sich
mit den gesellschaftlich verordneten Weltbildern und Traditionen nicht
mehr abfinden "und verdichteten die Erfahrung einer
täuschungsgefährdeten menschlichen Wahrnehmung zum Imperativ des
stetigen Zweifels." (Meyer 2018,
S.13)
Dieses
neue Denken wird bestimmt durch:
-
Rationalismus ( = kritisches, von der Vernunft bestimmtes
Denken) und
-
Empirismus ( = Ausgehen von dem durch Erfahrung
Feststellbaren)
Ausgangspunkt ist dabei immer
das erkennende Ich selbst. Der
Mensch kann, weil er über eine eigene vernunftmäßige Begabung verfügt,
auch zu einer vernünftigen, sprich vollständigen und einheitlichen
Welterkenntnis gelangen. Und dazu braucht er - dies ist für die damalige
Zeit geradezu revolutionär - keine göttliche Offenbarung oder gar
Institutionen wie die Kirche, die ihm die göttliche Offenbarung
auslegen.
So steht •
Immanuel Kants (1724-1804)
berühmte Äußerung, Aufklärung sei
der • "Ausgang der Menschen aus ihrer selbstverschuldeten
Unmündigkeit" geradezu stellvertretend für den geistigen und
gesellschaftlichen Anspruch der Aufklärung.
Der Prozess der Aufklärung ist aber auch an bestimmte
gesellschaftliche Bedingungen gebunden. Nur wo aufklärerische Kritik
möglich ist, also die Freiheit der Meinungsäußerung und ein Klima der
Toleranz herrschen, kann sich das Denken "aus den Bindungen der
tradierten, auf Offenbarungswahrheiten gegründeten christlichen Religion und
Theologie und dem durch das Christentum theologisch-metaphysisch begründeten
Weltbild mit seiner Staats- und Gesellschaftsordnung" befreien. (vgl.
ebd.)
Die Aufklärung, das war
eines ihrer wichtigsten Merkmale, suchte "die wahre Religion nicht mehr
in kirchlichen Dogmen, sondern in der praktischen Moral" (Schneiders
1997/42008, S.8) und erhob die "Tugend zur diesseitigen
Ersatzreligion" (ebd.). Hintergrund
dieses Wandels war die sich mehr und mehr breit machende "Skepsis
gegenüber überliefertem Wissen", die sich in dem seit langem
hinziehenden "Streit um die Deutungshoheit der christlichen Heilslehre
in konfessionellen Konflikten sowie die Unterminierung bzw.
Infragestellung der Bibel als einziger Erkenntnisquelle und universal
gültigem Geschichtsbuch durch die Entdeckung fremder Welten" (Meyer 2018,
S.12)niedergeschlagen hat.
Gerade die Religionskritik,
insbesondere »Voltaires
(1694-1788),
bereitet dabei dem weiteren gesellschaftskritischen Denken den Boden.
Seine »deistischen Auffassungen, wonach Gott die Menschen und die Welt zwar
erschaffen hat, dann aber in den Weltengang nicht mehr eingreift,
erschüttern die Grundfesten des seit der Renaissance mehr oder weniger
unbeschadet gebliebenen Menschen- und Weltbildes.
Aber nicht nur die
Religion und ihre Institutionen und religiösen Praktiken waren nach
Ansicht der Aufklärung zu kritisieren, sondern auch die Politik war in
den Augen der Aufklärer ein Bereich, indem Unvernunft, Unfreiheit und
Unmoral herrschte. Im Prozess der frühneuzeitlichen Staatsbildung im
Zeichen des Absolutismus, der nicht nur die feudalen Zwischengewalten
ausschaltete, sondern auch die Sozialdisziplinierung seiner Untertanen
auf vielfältige Weise in Angriff nahm, wurde die Monarchie, "die seit
Menschengedenken politischer Normalzustand war", (ebd.)
auch von der Aufklärung nur ausnahmsweise und erst spät in Frage
gestellt. Politisch-gesellschaftliche Utopien war ihre Sache nicht.
Dementsprechend blieben auch ihre leitenden Kategorien wie ›Vernunft‹,
›Gefühl‹ oder ›Fortschritt‹ oft Worthülsen ohne konkreten Inhalt. (vgl.
Schmidt 2009,
S.398)
Angesichts dieser
Entwicklung gingen die Aufklärer unterschiedliche Wege. Die größere
Anzahl strebte mit dem Ziel der allgemeinen Weltverbesserung vor Augen
"eine Verbindung zwischen Aufklärung und Absolutismus in einem
aufgeklärten Reformabsolutismus" an. Der weitaus kleinere Teil
plädierte, allerdings meistens erst nach der Französischen Revolution
"irgendeine Art von demokratischer Republik" an: "Die Sorge der
Aufklärer um Vernunft und Moral war offensichtlich größer als ihr
Interesse an einer Freiheit für alle." (Schneiders
1997/42008, S.8)
Die Aufklärung ist gekennzeichnet von einem unbedingten
Fortschrittsglauben.
Dieser Glaube an die positive Weiterentwicklung des Menschen und der
Gesellschaft resultiert aus dem Glauben an die Vernunft und dem von ihr
bedingten Erkenntnisfortschritt.
Beide zielen
gleichermaßen auf die Einrichtung einer vernunftgemäßen
politisch-gesellschaftlichen Ordnung einerseits und der
sittlich-autonomen Weiterentwicklung des einzelnen Menschen
andererseits.
m diese Ziele zu erreichen, müssen Mensch und
Gesellschaft vernunftgemäßes Denken und Handeln lernen. Daraus ergibt
sich der überaus stark ausgeprägte pädagogische und didaktische
Aspekt der Aufklärung, der sich u. a. in den bevorzugten
volkstümlichen literarischen Formen oder der Entwicklung des
Bildungswesens widerspiegelt.
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Literaturepoche Aufklärung
1720-1785
»Der
Begriff Aufklärung (Wikipedia)
Gert Egle, zuletzt bearbeitet am:
15.12.2024
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