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Auch wenn die Aufnahme in die Karlsschule ohne jede ständische Bevorzugung
erfolgt, sind die ständischen Schranken darin doch nicht aufgehoben.
Allerdings fallen die Privilegien, die Eleven mit adeliger Herkunft genießen
können, nicht allzu sehr ins Gesicht.
Von den vier Abteilungen, in die die Karlsschule und ihre Eleven eingeteilt
ist, ist ein Corps unter Leitung eines Majors allein den Adeligen
vorbehalten, während den anderen Corps ein Offizier in dem geringeren
Hauptmannsrange vorsteht. Wer adelig ist, trägt silberne Achselschnüre, darf
in eigenen kostbar dekorierten Speisesälen essen, in gesonderten Räumen
schlafen und auch besondere Bäder zur Körperpflege benutzen (vgl.
Alt Bd. I, 2004, S.85). Auch
bei öffentlichen Feiern signalisiert die besondere Behandlung der adeligen
Eleven ihren vom bürgerlichen streng zu scheidenden gesellschaftlichen
Status. Bei der alljährlichen Preisverleihung an besonders gute Eleven, die
auf der Solitude in Anwesenheit des Hofes im Lorbeersaal stattfindet, dürfen
sie bei der Preisentgegennahme den Ring an der Hand des Herzogs küssen,
während die bürgerlichen Preisträger, viel tiefer gebeugt, beim Küssen mit
den Schuhen des Herzogs Vorlieb nehmen müssen. Die
Preise
für herausragende Leistungen werden jährlich, und zwar am 14. Dezember, dem
feierlich begangenen Stiftungstag der Akademie, vom Herzog in Anwesenheit
des Hofes verliehen. Dabei werden Reden gehalten und die Preisträger werden
mit einer Preisurkunde und silbernen Gedenkmünzen ausgezeichnet. Zwei
adligen Eleven gelingt es bis 1783 acht Preise zu erlangen, was mit dem
Großen Orden, der um den Hals getragen wird, und mit einem auf die Uniform
gestickten Stern ausgezeichnet wird. (vgl.
Sting 2005, S. 237)
Natürlich hat Carl Eugen an der prinzipiellen ständischen Ungleichheit nicht
gerüttelt, aber sein Bestreben, sich eine nur ihm selbst verpflichtete
Beamtenschaft zu schaffen, die nicht dem Adel vorbehalten bleibt, hat dem
von ihm vertretenen Leistungsprinzip den Boden bereitet. (v.
Wiese 1959/1963, S. 23) Sämtliche Staatsdiener, so ist es von ihm
beabsichtigt, "sollen ihren Ruhm und ihre Würde nur dem Staat verdanken." (ebd.)
So nimmt es also nicht wirklich Wunder, wenn von den insgesamt 1495 Eleven,
die die Karlsschule in der Zeit ihres Bestehens durchlaufen, nur ca. ein
Drittel, nämlich 471 Schüler, aus aristokratischen Familien stammen. (vgl.
Alt Bd. I, 2004, S.83)
© Gert Egle, teachSam -
29.09.2013 |
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