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Im Jahre 1775 verlegt Herzog Carl Eugen nach elf Jahren seine Residenz
überraschend von Ludwigsburg nach Stuttgart zurück, wohin im nächsten Jahr
auch die Karlsschule umzieht. Am 18.11.1777 beziehen die Zöglinge ihre neue
Unterkunft in Stuttgart. Vier Jahre später wird die Militärakademie nach
einem Besuch von Kaiser Joseph II. in der

Anstalt zu einer wirklichen Hohen Schule mit Universitätsrang erhoben.
Untergebracht werden die Karlsschüler in Stuttgart in einem Nebenflügel der
großräumigen Anlage des Stuttgarter Stadtschosses, der nur ein Steinwurf
entfernt von den Privatgemächern des Herzogs liegt. Das erleichtert dem
Herzog seine tagtäglichen Inspektionen und führt auch dazu, dass Carl Eugen
sich noch mehr als bisher in die Belange der Akademie einmischt. Allerdings
genießen die Eleven in Stuttgart auch etwas mehr Freiheiten als in der
Ludwigsburger Zeit. Man erlaubt ihnen, ins Theater und die Oper zu gehen,
duldet sie als Gäste auf Bällen und lässt sogar gemeinsame Tanzstunden mit
den Elevinnen der
École des
Demoiselles zu. (vgl.
Alt Bd. I, 2004, S.87)
Nach dem Tode ihres Gründers am 24.10.1793 stirbt, kommt auch das Ende
seines größten und erfolgreichsten pädagogischen Projektes, die Karlsschule,
schneller als erwartet. Anzunehmen ist, dass die Konkurrenz zur Universität
Tübingen maßgebend ist, das Argument, zwei Universitäten seien zuviel für
das Land eher nach- und vorgeschoben ist. Jedenfalls fällt die Hohe
Carls-Schule schon knapp drei Monate nach dem Tode Carl Eugens dem Sparkurs
seines im Amt nachfolgenden Bruders Herzog Ludwig Eugen zum Opfer und wird
am 4. 1. 1794 aufgehoben und nach Ostern des gleichen Jahres endgültig
zugemacht. (vgl.
Sting 2005, S. 238)
1 In ihren Tagebuchnotizen hält die sechszehnjährige
Charlotte von Lengefeld, im April auf der Durchreise in die Schweiz nach
einer Besichtigung der Karlsschule fest: "Die Einrichtung der Akademie ist
sehr hübsch. Aber es macht einen besonderen Endruck aufs freie Menschenherz,
die jungen Leute alle beim Essen zu sehen. Jede ihrer Bewegungen hängt von
dem Winke des Aufsehers ab. Es wird einem nicht wohl zumute, Menschen wie
Drahtpuppen behandelt zu sehen." (zit, n.
Alt Bd. I, 2004, S.86)
© Gert Egle, teachSam -
29.09.2013 |
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