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Versailles in Schwaben: Ludwigsburg zur Zeit Carl Eugens (1728-1793)

Schloss Ludwigsburg

Die Entstehung der Residenz Carl Eugens

 
GESCHICHTE
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Württemberg zur Zeit Herzog Carl Eugens (1728-1793)
Konkurrenzkampf und Prasserei: Absolutistische Repräsentation von Macht
Fürst und Land - Verfassung in Württemberg
Versailles in Schwaben: Ludwigsburg zur Zeit Carl Eugens
Höfische Festkultur zur Zeit Carl Eugens

Die »barocke Schlossanlage in Ludwigsburg ist eine der größten ihrer Art. Von den Zeitgenossen und auch späteren Besuchern wird die zeitweilige Residenzstadt des »Herzogtums Württemberg immer wieder mit dem Prunkschloss  des französischen Sonnenkönigs »Ludwig XIV. (1638-1715)  in »Versailles oder mit dem Schloss »Sanssouci »Friedrich II.(1712-1786), des Großen, in Potsdam verglichen.

"Versailles in Schwaben" oder "schwäbisches Potsdam" sind die Bezeichnungen, die etwas kundtun von der Größe und europaweiten Ausstrahlung dieses Schlosses und seines herzoglichen Hofes.

Die Stadt »Ludwigsburg, wie wir sie heute kennen, verdankt ihre Entstehung dem Schloss und ihre zeitweilig doch beachtliche Bedeutung. Dass sie selbst größeren Städten den Rang abgelaufen hat, verdankt sie der herzoglichen Residenz, ja selbst die Touristenströme, die die Anlage bis heute an sich zieht, zeigen wie eng das Schicksal der Stadt, ihr wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Rang von der Residenz abhängt. Die Stadt selbst ist als so genannte »Planstadt am Anfang des 18. Jahrhunderts auf dem Reißbrett entstanden. »Herzog Eberhard Ludwig (1676 - 1733) verwirklicht sich mit dieser Städtegründung einen Wunsch, den viele Fürsten im Zeitalter des Barock mit ihm teilen. Da es ihnen in den verwinkelten Städten zu eng geworden ist und sich der höfische Unterhaltungsbetrieb mit seinen Hoffesten und Jagden darin und in ihrer näheren Umgebung nicht mehr ohne weiteres organisieren lässt, zieht es sie hinaus in die offene Landschaft. Dort im Grünen werden die dafür geeigneten Objekte gebaut, weitläufige und prunkvolle Schlossanlagen errichtet und mit Städtegründungen oder - erweiterungen um die Residenz herum die Infrastruktur geschaffen, die zur Versorgung des Hofes und seiner Bediensteten sowie deren Unterbringung nötig ist. Der Trend zur Gründung von Zweitresidenzen, der sich im Barock beobachten lässt, basiert auf den allgemeinen Repräsentationsbedürfnissen, der Lust und dem Zwang zu einer Zurschaustellung fürstlicher Macht und nährt sich vor allem aus der Jagdleidenschaft der Fürsten und der um ihn am Hof versammelten Adeligen.
Der Ort, an dem die neue Residenz des Herzogs von Württemberg errichtet werden sollte, wird daher geschickt ausgewählt, damit die Hofleute ihre Jagdgelüste gleichermaßen gut bei der Hoch-, Nieder- und Wasserjagd austoben können. (vgl. Lahnstein 1981, S. 27) Auch Herzog Carl Eugen, dessen Jagdleidenschaft eine ganze Region mit Flurschäden zu spüren bekommt, genießt diese Vorzüge Ludwigsburgs. (vgl. Alt Bd. I, 2004, S. 34)


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An der Stelle, an der das heutige Schloss zu sehen ist, steht bis 1693 der Erlachhof, ein herzoglicher Gutshof, der im Verlauf des Orlean'schen Krieges im Jahre 1693, zur Regierungszeit »Herzog Eberhard Ludwigs (1676 - 1733), von den Truppen des französischen Königs »Ludwig XIV. (1638-1715) bei ihrem Einfall ins Herzogtum Württemberg teilweise niedergebrannt wird. Der Herzog gibt 1699 den Auftrag, den beschädigten Erlachhof wieder instand zu setzen, verabschiedet sich dann allerdings mit seiner Entourage auf seine Kavalierstour, eine Reise, die ihn im Frühjahr 1700 rheinabwärts in die Niederlande, von da nach England und "zwischendurch  sehr wahrscheinlich - streng incognito -" auch nach Frankreich führt, dort unter anderem nach »Versailles, wo der französische "Sonnenkönig" »Ludwig XIV. (frz. Louis XIV, 1638-1715) schon seit ein paar Jahren offiziell residiert (1682). Allerdings ist die Schlossanlage des französischen Königs zu diesem Zeitpunkt, wie die anderen Schlösser, die der Herzog in Frankreich besucht (»Marly und die Residenz des Dauphins in »Meudon), noch nicht vollendet. Das Versailler Prachtschloss wird erst am Ende des 18. Jahrhunderts die heutigen Dimensionen erreichen. Was der Herzog dort sieht, sind "drei sehr lebendige und anregende Baustellen." (Merten 2004, S.8) Dennoch werden ihn sämtliche Schlossanlagen, die er auf seiner ausgedehnten Reise zu sehen bekommt, inspiriert und seine politischen wie hofkulturellen Ambitionen gefördert und beeinflusst haben. So bekommt er die holländischen Schlösser und Gärten zu sehen, allen voran »Het Loo bei »Apeldoorn, »Huis ten Bosch, Honselaersdijk, »Rijswijk und Sorgviliet, und besucht den englischen König Wilhelm III. in »Hampton Court. (vgl. ebd. S. 8)
Eine andere Erklärung für den Bau des Ludwigsburger Schlosses: Es soll ein Wunsch der "Landverderberin" und Mätresse Eberhard Ludwigs Christina Wilhelmina von Grävenitz gewesen sein, außerhalb von Stuttgart, bis dahin Residenz, ein "Liebesnest“ zu bauen. Sie kann nämlich die rechtmäßige Herzogin Johanna Elisabeth nicht aus dem Stuttgarter Schloss verdrängen, obwohl der Herzog ganz offen mit ihr in Bigamie lebt. Aber diese Erklärung greift insgesamt natürlich zu kurz. In Wahrheit handelt es sich von Anfang an um ein Prestigeobjekt, Ausdruck absolutistischen Machtanspruchs. 1704 nämlich hat der junge Herzog als Reichsgeneralfeldmarschall-Leutnant die kaiserliche Armee bei Hochstädt zum Sieg geführt und will nun einfach, entsprechend diesem Prestigezuwachs, residieren, so wie es andere deutsche Fürsten tun, die bereits damit begonnen hatten, sich in Nymphenburg, Schleißheim, Charlottenburg, Rastatt oder sonst wo prächtige Residenzschlösser zu bauen. Das Stuttgarter Renaissance-Schloss kann da nicht mithalten, ist zu kleinteilig, wirkt eng und dunkel. So gesehen erfüllt es also in keiner Weise "die Idee des Barockschlosses als eines architektonischen Symbols der Herrschaft über Stadt und Land. Es genügte nicht mehr dem Raumbedarf des riesigen Hofstaates und nicht den Anforderungen des von Versailles übernommenen Hofzeremoniells, das in raffinierter Dramaturgie zur Apotheose fürstlicher Macht hinführte: von der prächtigen Wagenauffahrt im Ehrenhof und dem Empfangszeremoniell auf den breiten Treppenanlagen empor zur lichten Gegenwart des erlauchten Souveräns, dessen gnädige Audienz im Crescendo langer Raumfolgen erschritten werden sollte.“ (Rainer 1979, S.134)

 


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1703 bis 1706 beginnen unter dem Architekten Philipp Joseph Jenisch zögerliche Bauarbeiten an dem neuen Schloss, dessen Bau der Herzog in Auftrag gibt. Aber trotz der Grundsteinlegung für das neue Fürstenhaus, das heutige Alte Corps de logis, am 7. Mai 1704, tut sich wegen der ungeklärten Finanzierung der größeren Bauvorhaben bis zum kommenden Frühjahr, indem die Baustelle den Namen Ludwigsburg erhält, eigentlich recht wenig. Jenisch geht in seinen Planungen von einer Dreiflügelanlage in Hufeisenform mit einem Ehrenhof aus. Aber irgendwie gleichen seine Planungen mit dem Fürstenbau mit den fürstlichen Wohn- und Repräsentationsräumen wohl eher einem Schloss im Stil der Spätrenaissance als einer prunkvollen barocken Schlossanlage. Anfang 1707 geht daher die weitere Planung der Schlossanlage von Jenisch, mit dessen Vorstellungen der Herzog immer weniger einverstanden ist, an den in Balingen stationierten Ingenieur-Hauptmann Johann Friedrich Nette über. Durch ihn erhält Ludwigsburg die große und weitläufige barocke Dimension. Der 1673 als Sohn eines Orgelbaumeisters in Bernau bei Berlin geborene Baumeister legt im Sommer 1707 den Schwerpunkt der Bauarbeiten auf den Fürstenbau, der im Herbst des darauf folgenden Jahres im Rohbau errichtet und im Frühjahr 1710 mit den letzten Einrichtungen an der Dachbalustrade und vor dem Haupteingang von außen fertig ist. (vgl. Merten 2004, S. 19)  Er verändert dabei den schon vor ihm begonnenen Fürstenbau in italienischer Manier so, wie es gerade in Wien und Prag geschehen ist, und entwirft einen hohen, horizontal mit Balustraden abgeschlossenen Kubus, der auf der nördlichen Seite als Terrassenbau, als Krönung der Gartenarchitektur gestaltet ist. Dazu kommen, vorerst noch getrennt vom Fürstenbau, zwei Flügelbauten nach "italienischem Dessin", im Westen der Ordensbau für die Festlichkeiten des vom Herzog gestifteten Jagdordens, im Osten der Riesenbau, dessen Name von den dort aufgestellten Treppenatlanten kommt. Östlich und westlich vom Fürstenbau kommen dann noch zwei Arkadengalerien und zwei kleine Eckpavillons hinzu, die für ihre exotische Ausstattung berühmt werden: der Jagdpavillon mit seinem chinesischen Lack-Kabinett und der Spielpavillon mit dem türkischen Boiserienkabinett. (vgl. Rainer 1979, S.134) An die Innengestaltung des Fürstenhauses (Altes Corps de Logis) stellt der Herzog, seinem Repräsentationsinteresse folgend, besonders hohe Ansprüche und sein Baumeister Nette muss, um die dafür nötigen Künstler und Fachleute zu finden, in deutschen Landen herum und bis nach Prag reisen. Dort kann er erfahrene Stuckatoren, Freskenmaler und Bildhauer wie Tommaso Soldati, »Donato Giuseppe Frisoni (1683-1735) oder Andreas Philipp Quittainer für die Arbeit am Ludwigsburger Schloss gewinnen.  Später kommt neben anderen noch Luca Antonio Colomba dazu (1711). Im Jahre 1714 begibt sich der schon seit Jahren vor sich hin kränkelnde Nette, den die kriegerischen Auseinandersetzungen mit Frankreich stets daran gehindert haben, auf eine Reise nach Paris, von wo er aber nicht mehr nach Ludwigsburg zurückkehrt (Tod auf der Rückreise in Nancy im Dezember 1714) Für ihn übernimmt ab März 1715 Frisoni die Leitung der Arbeiten am Schloss. Er ist der "Vollender von Ludwigsburg" (ebd., S. 135) Die Bauarbeiten an der seit 1715 geplanten Dreiflügelanlage sind bis zum Jahre 1721 so weit fortgeschritten, dass der württembergische Hof die Räume im Alten Corps de logis samt seiner flankierenden Galerien mit Spiel- und Jagdpavillon sowie die Räume im Ordens-, Riesen- und östlichen Kavaliersbau nutzen kann. (vgl. Merten 2004, S. 52) Aber noch sind zahlreiche Gebäude im Bau oder erst in Planung. Zudem müssen schon zahlreiche Reparaturarbeiten an schon bestehenden Gebäudeteilen (Dachreparaturen u. ä.) ausgeführt werden, die die Bautätigkeit an Neubauten hemmen. Die dauernden Bau- und Reparaturarbeiten machen auch dem Herzog in seinen Appartements im Fürstenhaus (Altes Corps de logis) zu schaffen. So kann er seine Räume im August 1719 deshalb nicht nutzen, weil der Bauschutt der Kamine, die aufgemauert werden, alles verdreckt und unbewohnbar macht. Und im Oktober beschwert er sich wieder über die qualmenden Kamine in seinen Gemächern, bekommt aber von seinem Baumeister Frisoni die lapidare Antwort, "Kaminqualm könne man in den Räumen nie ganz verhindern, selbst in England, Frankreich und Italien nicht. Dieses Problem sei nur durch einen Neubau des Corps des logis wirklich zu beheben." (ebd.) Es dauert indessen noch eine Weile, bis der Gedanke an den Bau eines Neuen Corps de logis in die Tat umgesetzt wird, zumal die stattdessen lange Zeit favorisierte Erweiterung des Alten Corps des logis (geschätzte Baukosten 1721 ca. 263 000 Gulden) finanziell längere Zeit nicht einmal gesichert scheint. Dennoch kommt es zu einem Projektwechsel zugunsten eines Neubaus, der ersten Schätzungen nach 419 879 Gulden kosten soll. Frisonis architektonische Leistung bei der Planung der neuen Anlage besteht dabei in der gelungenen Überwindung der Geländeschwelle mit dem auf 150 Metern ausgebreiteten, dafür niedrigen und diskret gegliederten neuen Querbau, der vom Hof aus mit einer Doppeltreppe zum Marmorsaal erreicht wird. Zugleich schafft er für den Fürsten eine ebenerdige, treppenlose Verbindung zum südlichen Garten. Außerdem gelingt ihm die nachträgliche Anbindung des zunächst 'falsch’ ausgerichteten Schlosses an die Stadt, weil er es dafür mit seitlichen Außenhöfen und Arkaden ausstattet, die sämtliche Hofbereiche miteinander verknüpfen. (vgl. Rainer 1979, S.136) Die wechselnden Planungen für das neue Corps des logis ziehen sich die nächsten Jahre hin, bis der Unternehmer (Entrepeneur) »Paolo Retti im Dezember 1725 den Auftrag erhält, das neue Schlossgebäude für 465.000 Gulden zu bauen. Dafür muss er sich verpflichten, das Neue Corps des logis in drei Jahren schlüsselfertig hinzustellen, die anderen Gebäude binnen sieben Jahren zu errichten. (vgl. Merten 2004, S. 62) Als die Bausaison im nächsten Frühjahr beginnt, ernennt Herzog Eberhard Ludwig Paolo Retti zum Oberbaumeister und Donato Giuseppe Frisoni zum Oberstleutnant, Hof- und Oberlandbaudirektor. Jährlich wird dem Unternehmer Retti die Summe von 52.000 Gulden für die Bauarbeiten ausbezahlt. Der Bauauftrag an ihn wird im April 1729 noch einmal präzisiert (1. Nachakkord) und dieser wird am 20. Mai 1730 nochmals ergänzt, so dass ab dann die endgültige Gestalt des Neuen Corps des logis und seine geplante Innenausstattung und Möblierung feststehen. Zugleich wird aber auch die "Schüsselübergabe" auf das Ende des Jahres 1733 terminiert. Doch Herzog Eberhard Ludwig erlebt die Fertigstellung des Gebäudes nicht. Er stirbt am 31. Oktober 1733. Aber auch das Neue Corps de logis wird nicht rechtzeitig fertig, die Bauarbeiten daran und die Möblierung ziehen sich bis in die Regierungszeit von Herzog Carl Eugen (1744-1793) hin, der knapp zwölf Jahre von 1764 bis 1775 mit seinem Hof in Ludwigsburg residiert. (vgl. ebd. S. 68) Als das Schloss 1733 fertig ist, hat der Bau über 3 Millionen Gulden verschlungen. Dazu kommen noch 391.000 Gulden, die im Jahresdurchschnitt für den Unterhalt des Hofes ausgegeben werden. (vgl. Oßwald-Bargende 2004, S. 98)
Im Rahmen des Schlossbaus ist schon 1715 die Integration eines Theaters geplant, doch Herzog Eberhard Ludwig zieht dem dann doch ein anderes Bauvorhaben an der vorgesehen Stelle vor, nämlich den Rittersaal des von ihm selbst gestifteten Jagdordens. So treten die Theaterbaupläne erst 1725 wieder in Erscheinung, als Frisoni die Idee zweier Pavillonbauten (Festinbau und Theaterbau) wieder aufgreift, die dann bis 1733 hinter den beiden Kavaliersbauten und gegenüber den Eckpavillons des Neuen Corps de logis errichtet werden. Während noch zu Lebzeiten Herzog Eberhard Ludwigs im Festinbau ein kleines Theater ohne Logeneinbau fertig gestellt wird, lässt erst Herzog Carl Eugen 1758 den Theaterbau mit dem notwendigen Inventar und der Bühnentechnik ausstatten. (vgl. Merten 2004, S. 72f.) Hoftheater dieser Art gibt es an vielen Fürstenhöfen und was hier zur Aufführung kommt,  französische Dramen oder italienische Opern bleibt einem engen Zuschauerkreis vorbehalten, dem Adel im Allgemeinen und dem jeweiligen Hofstaat im Besonderen.
Als Herzog Carl Eugen das Hoftheater im Ludwigsburger Schloss fertig stellen lässt, ist es für seine Repräsentationsbedürfnisse und die Inszenierung großer Opern- und Ballettaufführungen längst schon zu klein. Daher lässt er in nur vier Monaten des Winters 1764/65 östlich des Alten Corps de logis ein Opernhaus zimmern, das zu den größten in ganz Europa zählt. Wie immer, wenn der Herzog solche Ideen hat, muss alles ganz schnell gehen, und so steht der "windige und zugleich utopisch-phantastische Bau, in dem ganze Regimenter als Statisten auftreten" können, in Rekordzeit zur Verfügung. (Rainer 1979, S.141)
Insgesamt betrachtet stellt die Schlossanlage von Ludwigsburg keinen einheitlichen barocken Idealentwurf dar. Mit seinen immer wieder neu dazu gekommenen Ergänzungsbauten um den 160 Meter langen und 60 Meter breiten Innenhof herum ist es erst der heutige, vierseitig geschlossene Baukomplex geworden, in dem sich, mehr oder minder gelungen, unterschiedliche Stilmerkmale zu einem Konglomerat vereinen. (vgl. ebd., S.136)
Während das hölzerne Opernhaus in Ludwigsburg nach der Rückkehr des herzoglichen Hofes in die Stuttgarter Residenz 1775 rasch verfällt - später wird an der Stelle der Schlüsselsee angelegt - , sind Schloss und die Stadt Ludwigsburg längere Zeit nur in eine Art "Dornröschenschlaf" gefallen. (Bidlingmaier 2004, S. 136) Daraus erwachen beide erst wieder, als Herzog Friedrich II. (1754-1816) 1797 den Thron besteigt. Unter diesem Fürsten, der ab 1806 als »König Friedrich I. von Württemberg des zum Mittelstaat avancierten Württemberg regiert, erfährt das Schloss wieder eine deutliche Aufwertung, denn sofort nach Regierungsantritt erklärt er Ludwigsburg zu seiner Sommerresidenz. Die Veränderungen, die dafür vorgenommen werden, betreffen vor allem die Inneneinrichtung und die Schlossgärten. Unter der Leitung des Hofbaumeisters »Nikolaus Friedrich von Thouret (1767-1845) werden Teile der Inneneinrichtung klassizistisch überformt, ohne aber gänzlich mit barocken Elementen zu brechen.

Württemberg zur Zeit Herzog Carl Eugens (1728-1793)
Konkurrenzkampf und Prasserei: Absolutistische Repräsentation von Macht
Fürst und Land - Verfassung in Württemberg
Versailles in Schwaben: Ludwigsburg zur Zeit Carl Eugens
Höfische Festkultur zur Zeit Carl Eugens

Gert Egle, zuletzt bearbeitet am: 10.09.2023

   
 

 
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