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Errichtung der NS-Diktatur

Thesen zur NS-Machtübernahme


In der wissenschaftlichen Literatur gibt es verschiedene Thesen zur Machtübernahme durch die Nationalsozialisten. In einer kurzen Zusammenfassung werden sie hier dargestellt.
  1. Der Begriff "Machtergreifung" beschreibt die tatsächlichen intrigenhaften Vorgänge bei der Machtübertragung an Hitler nicht richtig. "Machtergreifung" ist ein nationalsozialistischer Propagandabegriff. Eigentlich waren sogar die Personen und Kräfte, die Hitlers Ernennung zum Reichskanzler betrieben haben, daran interessiert, Hitlers politischen Vormachtsanspruch einzudämmen.
  2. Die meisten Zeitgenossen haben in der Bildung der Regierung unter Hitler, der sog. "Regierung der nationalen Konzentration" keinen maßgeblichen Einschnitt (Zäsur) im politischen Geschehen der Weimarer Republik gesehen. Nicht selten wurde der ganze Vorgang heruntergespielt und viele sahen in der Regierung Hitlers eine legale Fortsetzung der Präsidialregierungen Brüning, Schleicher und von Papen.
  3. Die These, wonach die Machtübernahme der Nationalsozialisten legal gewesen sei, ist mehr als fragwürdig. Denn die Präsidialdiktaturen, die ihr vorangegangen waren und Papens Staatsstreich zur Absetzung der SPD-Regierung in Preußen waren eigentlich schon klar über die Weimarer Reichsverfassung hinausgegangen.
  4. Wer den Machtantritt Hitlers am 30. Januar 1933 erklären will, darf  nicht nur auf die Verfassungskrise der Weimarer Republik, die katastrophalen Folgen der Wirtschaftskrise mit der riesigen Arbeitslosigkeit oder die raffinierte nationalsozialistische Technik der Massenmobilisierung schauen. Ebenso wichtig war der Gesamtzustand der politischen Kultur in der Zeit nach dem ersten Weltkrieg, die Unfähigkeit zum Kompromiss, das Verharren vieler Menschen in autoritären, obrigkeitsstaatlichen Einstellungen und Haltungen, die allmähliche Gewöhnung an Verfassungsbruch und das Überschreiten demokratischer Spielregeln, das Akzeptieren von Gewalt als Mittel der politischen Auseinandersetzung.
  5. Die Weimarer Republik hat sich am 30. Januar 1933 nicht selbst aufgeben. Ihr Scheitern ist vielmehr eine Folge rechtskonservativer Aushöhlung der Weimarer Republik gewesen.
  6. Ohne die Unterstützung von Teilen der Groß- und Schwerindustrie wäre Hitler nicht so leicht an die Macht gekommen. Die Großindustrie ist für den Erfolg der NSDAP mitverantwortlich, weil sie die NSDAP großzügig finanziert und mit ihrer Intervention beim Reichspräsidenten  die Ernennung Hitlers durch Hindenburg maßgeblich mitbestimmt hat. Darüber hinaus hat die Großindustrie aber auch immer wieder versucht, die SPD und die Gewerkschaften politisch zu schwächen und auszuschalten. Dass sie ferner immer beabsichtigte, Sozialleistungen abzubauen, hat die Machtübernahme Hitlers zwar nur indirekt, aber doch nicht unwesentlich gefördert.

Gert Egle, zuletzt bearbeitet am: 29.09.2013
 

 
   
   Arbeitsanregungen:
  1. Arbeiten Sie die Argumente für die einzelnen Thesen heraus.

  2. Vergleichen Sie die Thesen miteinander und nehmen Sie dazu Stellung.

  3. Stellen Sie dar, welcher These Sie am ehesten zustimmen können und ergänzen Sie die Argumentation mit Ihren eigenen Kenntnissen historischer Fakten und Zusammenhänge.
     

 
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